Bischof Ipolt sieht Kirche in deutlicher Minderheitenposition

Schmollwinkel keine Option

Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt rät den Christen in Deutschland, sich angesichts einer dominanten säkularen Kultur nicht in einen "kirchlichen Schmollwinkel" zurückzuziehen. Die Kirche müsse weiterhin einladend sein.

Wolfgang Ipolt, Bischof von Görlitz, bei der Eröffnung der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) am 7. März 2022 in Vierzehnheiligen. / © Julia Steinbrecht (KNA)
Wolfgang Ipolt, Bischof von Görlitz, bei der Eröffnung der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) am 7. März 2022 in Vierzehnheiligen. / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Die Kirche kann heute nur dann im Kontext einer säkularen Kultur bestehen, wenn sie innerlich und ehrlich akzeptiert, dass sie in einer Minderheitenposition ist", sagte Ipolt am Samstag beim Neujahrsempfang des Bistums Görlitz.

Man dürfe sich nicht weiter als "kulturelle Säule" der Gesellschaft betrachten. "Dann werden wir letztlich frustriert und unfruchtbar bleiben und nicht mehr einladend und lebendig sein." Angemessener für die Kirche sei das Selbstbild einer "schöpferische Minderheit", sagte Ipolt, indem er den Magdeburger Bischof Gerhard Feige zitierte.

Drei Angebote der Kirche

Drei Angebote, so Ipolt, könne die Kirche in einer säkularen Gesellschaft machen: "Weggefährtin" sein auch für die Menschen, die nicht zu ihr gehören, "anwesend und opferbereit" sein, wo Menschen physisch, sozial, psychisch und geistig verletzt werden und schließlich ein Ort sein, wo man die "Option" des Glaubens kennenlernen könne, betonte der katholische Bischof.

An dem Empfang für Vertreterinnen und Vertreter aus Kirchen, Politik und Gesellschaft nahmen unter anderen Weihbischof Piotr Wawrzynek aus dem polnischen Legnica (Liegnitz) und der neue Landtagspräsident des Freistaates Sachsen, Alexander Dierks, teil.

Das Bistum Görlitz ist mit gut 29.000 Katholiken das kleinste Bistum der katholischen Kirche in Deutschland.

Bistum Görlitz

Das Bistum Görlitz ist der Mitgliederzahl nach die kleinste deutsche Diözese. Auf einer Fläche von rund 9.700 Quadratkilometern im Osten Brandenburgs und Sachsens leben rund 30.000 Katholiken, das sind weniger als vier Prozent der Bevölkerung.

Durchschnittlich besuchten im Jahr 2021 trotz coronabedingter Beschränkungen rund zehn Prozent der Bistumsmitglieder den Sonntagsgottesdienst in den 16 Pfarreien. In dieser Hinsicht liegt die Diözese Görlitz seit langem an der Spitze der 27 deutschen Bistümer. Der bundesweite Durchschnitt lag 2021 bei gut vier Prozent.

Görlitzer Jakobuskathedrale / © Markus Nowak (KNA)
Görlitzer Jakobuskathedrale / © Markus Nowak ( KNA )
Quelle:
KNA