Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt feiert 70. Geburtstag

Kirchenmann mit kleinem Bistum und großen Visionen

Als Bischof Wolfgang Ipolt den Plan entwickelte, eine barocke Klosteranlage wieder mit geistlichem Leben zu erfüllen, erntete er zuerst Ablehnung. Doch er hat den Plan durchgezogen. Was ist sein Geheimnis?

Autor/in:
Stefan Meetschen
Bischof Wolfgang Ipolt wird 70 Jahre alt / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Wolfgang Ipolt wird 70 Jahre alt / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Aus Gotha kommt nicht nur die erste deutsche Versicherung. Auch der Bischof von Görlitz, Wolfgang Ipolt, erblickte in dem thüringischen Städtchen das Licht der Welt. Vor 70 Jahren - am 17. März 1954. Doch die Stadt, die ihn auf seinem geistlichen Karriereweg anzog, war eine andere: Erfurt, die Hauptstadt Thüringens an der Gera.

Hier studierte Ipolt Theologie, hier wurde er am 30. Juni 1979 zum Priester geweiht, hier war er in den 1980er Jahren als Kaplan im Einsatz, ab dem Wendejahr 1989 dann als Subregens im Priesterseminar. Nach Erfahrungen als Pfarrer in Nordhausen und als Dozent für Predigtkunde am Pastoralseminar in Neuzelle kehrte er 2004 als Regens ans Priesterseminar Erfurt zurück.

Mann mit zielgerichteter Energie

Während der Amtszeit von Papst Benedikt XVI. ereignete sich Ipolts persönliches Wendejahr: 2011 ernannte ihn der deutsche Papst zum Bischof von Görlitz, dem östlichsten und kleinsten Bistum der Bundesrepublik. Knapp 30.000 Katholiken leben hier inzwischen noch. Das Bistumsgebiet erstreckt sich von der Niederlausitz in Brandenburg bis zum nordöstlichen Teil der Oberlausitz in Sachsen. Zudem ist es ein Brückenkopf zu Polen. Görlitz etwa teilt sich die Stadt mit dem polnischen Zgorzelec.

Wer Ipolt an seinem Bischofssitz im Alltag erlebt, wie das Internetportal katholisch.de bei einem Besuch im Jahr 2020, gewinnt das Bild eines Mannes mit zielgerichteter Energie. Glaubenswissen will er vermitteln. Dazu passt Ipolts Herzensprojekt: die Neugründung von Kloster Neuzelle durch die Zisterzienser - 200 Jahre nachdem der Orden dort vom preußischen Staat vertrieben worden war.

Projekt Kloster Neuzelle

Viel ist über diesen Plan geschrieben worden, ausgerechnet im entchristlichten Oder-Spree-Gebiet eine barocke Klosteranlage wieder zu geistlichem Leben zu erwecken. Ipolt hat den Plan durchgezogen. Zusammen mit den Zisterziensern des österreichischen Stifts Heiligkreuz, deren Abt Maximilian Heim das Ansinnen Ipolts zunächst ablehnte. Doch Ipolt gab nicht auf und verstand es dabei, auch klug politische Akteure wie Brandenburgs SPD-Kulturministerin Martina Münch und später ihre Nachfolgerin Manja Schüle für das Projekt zu begeistern.

Seit 2018 gibt es wieder eine feste Niederlassung der Zisterzienser in Neuzelle, mit mittlerweile neun Mönchen und einem Novizen. Mit dem Segen der staatlichen Stiftung Stift Neuzelle, die weiterhin Eigentümer der Klosteranlage Neuzelle ist, welche als nördlichstes Beispiel süddeutschen und böhmischen Barocks in Europa jährlich über 120.000 Touristen anlockt.

Durchkomponierte Zusammenhänge

Bei kirchenpolitischen Themen gilt der Mann aus Gotha indes als konservativ. Beim Reformdialog der katholischen Kirche in Deutschland, dem Synodalen Weg, stimmte er - anders als die große Mehrheit der Bischöfe - gegen ein Votum für mehr Teilhabe von Frauen in Diensten und Ämtern der katholischen Kirche sowie gegen einen Text, der Laien das Predigen in Messen erlauben möchte. Bei den Abstimmungen über eine lehramtliche Neubewertung von Homosexualität sowie Überlegungen zur Lockerung des Zölibats enthielt er sich.

Ipolt ist ein Mann, der in genau durchkomponierten Zusammenhängen agiert. In seinem Einfamilienhaus in Görlitz kann man an den Wänden eine Kopie seiner bischöflichen Ernennungsurkunde, ein gemeinsames Foto mit Papst Benedikt XVI., eine kleine Statue der Görlitzer Bistumspatronin Hedwig von Andechs sowie eine Marien-Ikone erkennen. Sein Bischofswappen ziert das Mainzer Rad, das zum Erfurter Stadtwappen gehört, ein durchbohrtes Buch erinnert an den heiligen Bonifatius, denn in der Sankt Bonifatius Pfarrei in Gotha wurde Ipolt einst getauft. Schlesische Lilien versinnbildlichen die enge Verbindung des Bistums Görlitz mit dem Erzbistum Breslau/Wroclaw, zu dem es bis 1972 gehörte.

Die Notwendigkeit eines himmlischen Schutzbriefes

Ipolts Wahlspruch als Bischof lautet «Odorem notitiae Christi manifestare» (Den Duft der Erkenntnis Christi verbreiten) - ein Hinweis darauf, dass er seine geistlichen Ziele beharrlich umsetzt. In der «Thüringischen Landeszeitung» hat Ipolt einmal erklärt, was aus seiner Sicht das gesellschaftliche Miteinander am meisten gefährde: «Ohne Gott wird unsere Gesellschaft erbarmungslos. Ohne Gott verliert sie bestimmte Maßstäbe.»

Das klang ein wenig wie die legendäre «Gothaer Feuer-Versicherungs-Bank». Ohne himmlischen Schutzbrief geht für Bischof Wolfgang Ipolt gar nichts.

Geschichte des Bistums Görlitz

Im 16. Jahrhundert war das katholische Kirchenwesen in Brandenburg und den beiden Lausitzen praktisch untergegangen. Nur das Domstift Bautzen, die Klöster St. Marienthal, St. Marienstern und Neuzelle und einige Pfarreien ihrer Umgebung blieben katholisch. 1815 wurden die Lausitzen geteilt, und der preußische Teil mit Neuzelle und den Pfarreien Jauernick und Wittichenau kamen 1821 zum Bistum Breslau. Von hier aus erhielt das katholische Leben in der Lausitz einen kräftigen Aufschwung.

Görlitzer Jakobuskathedrale / © Markus Nowak (KNA)
Görlitzer Jakobuskathedrale / © Markus Nowak ( KNA )
Quelle:
KNA