Bischof Feige sieht gewachsene "ökumenische Sensibilität"

"Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige sieht im Jahr des 500. Reformationsjubiläums eine deutliche Annäherung zwischen Katholiken und Protestanten. Man habe in den zurückliegenden zehn Jahren der Lutherdekade "einiges miteinander klären können".

Autor/in:
Romy Richter und Jens Büttner
Bischof Gerhard Feige / © Jörg Loeffke (KNA)
Bischof Gerhard Feige / © Jörg Loeffke ( KNA )

Das sagte Feige, der seit 2012 Vorsitzender der Ökumene-Kommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ist, in Magdeburg. Frühere Jubiläumsfeiern hätten zumeist einen antikatholischen Charakter gehabt. Nunmehr sei allerdings "eine ökumenische Sensibilität" gewachsen.

Viele Gemeinsamkeiten

Keiner müsse sich aufgeben, auch die Katholiken könnten jetzt lockerer in das Jubiläumsjahr 2017 gehen, sagte Feige. Am Anfang habe das Klischee bestanden, dass die einen jubeln wollten und die anderen die Spaltung der Christenheit beklagten. Im Laufe der Zeit seien aber Geschichte und Gegenwart kritisch reflektiert worden: "Wir haben viele Gemeinsamkeiten entdeckt, vor allem im theologisch-kirchlichen Bereich." Feige erinnerte etwa an das Dokument "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" von Lutherischem Weltbund und Päpstlichem Einheitsrat oder auf nationaler Ebene an den evangelisch-katholischen Text zur Versöhnung vom September 2016 mit dem Titel: "Erinnerung heilen - Jesus Christus bezeugen".

Reformation verinnerlicht

Insgesamt habe es in den vergangenen Jahrhunderten zwischen Katholiken und Protestanten "Antagonismen und kommunizierende Röhren" gegeben: "Das heißt, wir haben uns im Widerspruch zueinander profiliert, andererseits aber auch immer wieder - bewusst oder unbewusst - einiges voneinander übernommen." Dies betreffe die Kirchenmusik, aber auch theologische Fragen. Früher habe es geheißen, dass die katholische Kirche die Kirche des Sakraments sei, die evangelische Kirche die des Wortes. Das könne man so nicht mehr sagen: "Wir haben uns da gegenseitig bereichert." Die evangelische Kirche habe ihre katholische Vergangenheit wieder entdeckt und die Katholiken hätten die Impulse der Reformation stärker verinnerlicht.

Fragen des Glaubens

Kritisch äußerte sich der katholische Bischof zu "konfessionalistisch angehauchten Erklärungsmustern" auf evangelischer Seite. "In manchen protestantischen Äußerungen hört es sich so an, als sei unsere Gegenwart fast ausschließlich durch die Reformation geprägt. Wir Katholiken sehen das etwas differenzierter", sagte er. Unstrittig sei allerdings, dass die Reformation nicht nur theologische Auswirkungen hatte, sondern auch kulturelle, politische, geistesgeschichtliche. Ob nun die theologische oder eher die politische und kulturelle Dimension dominiert, darüber gebe es unterschiedliche Standpunkte. "Als Katholiken interessieren uns besonders die Fragen des Glaubens und die kirchengeschichtlichen Folgen", sagte Feige.


Quelle:
epd