Bischof Feige gedenkt Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt

"Finsternis immer noch da"

Mit einem Gottesdienst hat Magdeburg an die Opfer des Weihnachtsmarktanschlags vor einem Jahr erinnert. Damals starben sechs Menschen, über 300 wurden verletzt. Bischof Feige beschreibt, warum das Leben seitdem ein anderes ist.

Bischof Gerhard Feige hält beim Gedenkgottesdienst für die Opfer des Anschlages auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt am 20. Dezember 2025 die Predigt in der Johanniskirche. Am 20. Dezember 2024 raste ein Mann mit einem Auto auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt in eine Menschenmenge. Fünf Frauen und ein Kind starben bei dem Anschlag, mehr als 300 Menschen wurden verletzt. / © Klaus-Dietmar Gabbert (dpa)
Bischof Gerhard Feige hält beim Gedenkgottesdienst für die Opfer des Anschlages auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt am 20. Dezember 2025 die Predigt in der Johanniskirche. Am 20. Dezember 2024 raste ein Mann mit einem Auto auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt in eine Menschenmenge. Fünf Frauen und ein Kind starben bei dem Anschlag, mehr als 300 Menschen wurden verletzt. / © Klaus-Dietmar Gabbert ( dpa )

Mit einem ökumenischen Gottesdienst haben am Samstagvormittag die Gedenkfeierlichkeiten für die Opfer des Magdeburger Weihnachtsmarktanschlags vor einem Jahr begonnen. Magdeburgs Bischof Gerhard Feige erinnerte in seiner Predigt in der Johanniskirche an Gesten der Nächstenliebe trotz des Grauens des Anschlags. "Nach einem Jahr merken wir, dass die Finsternis immer noch da ist: Da sind Lücken, die der Verlust eines Menschen in Familien und Freundeskreise gerissen hat und sich nicht einfach wieder schließen", sagte Feige, "das Leben ist ein anderes, es ist ein Stück dunkler geworden".

Zugleich betonte er unter Verweis auf die Bibel, dass die Dunkelheit aber nie das Licht ganz erfassen könne. Bischof Feige appellierte an die rund 250 Anwesenden, darunter Landesinnenministerin Tamara Zieschang (CDU), die Hoffnung auf ein würdevolles und menschenfreundliches Miteinander zum Wohle aller und des Gemeinwohls nicht aufzugeben. Er dankte allen, die am Abend der Amokfahrt den Opfern ohne Ansehen der Person halfen. Sie hätten mit ihrer schnellen Hilfe ohne Unterscheidung der Personen Schranken durchbrochen und so "die Finsternis nach dieser menschenverachtenden Tat durchbrochen und ein Licht angezündet".

Erinnerungen an den Anschlagsabend

An dem ökumenischen Gottesdienst nahm auch der Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, teil. In eindrucksvollen Statements erinnerten im Gottesdienst ein Notfallseelsorger, eine Ersthelferin, der Chefarzt der Unfallchirurgie Stendal und die Magdeburger Bürgermeisterin Regina Stieler-Hinz an den Abend des Anschlags. Auch eine Betroffene des Anschlags sprach zu den mehreren Hundert Besuchern. Am Gedenkort vor der Kirche brannten auch am Jahrestag zahlreiche Kerzen, Menschen legten Erinnerungssteine, Blumen und Kuscheltiere ab.

Der Gedenkort am Portal der Johanniskirche am Gedenktag zum Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt  / © Klaus-Dietmar Gabbert (dpa)
Der Gedenkort am Portal der Johanniskirche am Gedenktag zum Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt / © Klaus-Dietmar Gabbert ( dpa )

Zum ersten Jahrestag des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt ist ein umfangreiches Gedenken geplant. Den Auftakt bildete ein ökumenischer Gottesdienst um 11.00 Uhr in der Johanniskirche unweit des Tatorts. Die Gedenkfeierlichkeiten sollten am Abend fortgesetzt werden. Um 19.02 Uhr, dem Zeitpunkt des Anschlags, ist ein stadtweites Glockenläuten geplant. Zudem soll rund um den Weihnachtsmarkt, wo die Amokfahrt stattfand, eine Lichterkette gebildet werden. Neben den christlichen Kirchen gehören auch die islamischen und jüdischen Gemeinden zu den Initiatoren der Gedenkaktion.

Interreligiöse Zeichen der Anteilnahme

Einige Weihnachtsmärkte in der Stadt sind am Jahrestag geschlossen, darunter der Tatort. Andere sind offen und wollen damit ein Zeichen der Anteilnahme setzen. Um 17.30 Uhr findet noch eine Gedenkstunde in der Johanniskirche für Betroffene und Hinterbliebene statt, bei der Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sprechen wollen sowie eine Betroffenen-Vertreterin und Vertreter verschiedener Religionen.

Am 20. Dezember 2024 war ein in Sachsen-Anhalt lebender Arzt aus Saudi-Arabien mit dem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Bei der Amokfahrt starben sechs Menschen, über 300 wurden teils schwer verletzt. Der mutmaßliche Täter steht seit Mitte November vor Gericht.

Redaktioneller Hinweis: Der Artikel wurde gegen 13:25 Uhr aktualisiert.

Bistum Magdeburg

Das Bistum Magdeburg zählt zu den jüngsten Bistümern in Deutschland. Die Geschichte des katholischen Glaubens in der Region reicht allerdings zurück bis ins achte Jahrhundert. 

Das Gebiet des Bistums umschließt ein Territorium, das zu den ältesten deutschen Kulturlandschaften zählt. Hier stand die Wiege des Deutschen Reiches und bis heute ruhen hier die ersten deutschen Herrscher: König Heinrich I. in der Stiftskirche von Quedlinburg und Kaiser Otto der Große im Magdeburger Dom, der ersten gotischen Kathedrale diesseits der Alpen. 

Die Kathedrale Sankt Sebastian zwischen Wohnhäusern in Magdeburg / © Dominik Wolf (KNA)
Die Kathedrale Sankt Sebastian zwischen Wohnhäusern in Magdeburg / © Dominik Wolf ( KNA )
Quelle:
epd , KNA