Bischof Feige wirbt ein Jahr nach Magdeburg-Anschlag für Zusammenhalt

Empathie und Sensibilität zentrale gesellschaftliche Werte

Sechs Tote und über 300 Verletzte. Das ist die traurige Bilanz der Amokfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt 2024. Der zuständige Bischof, Gerhard Feige, hat an die Menschen appelliert und sich an eine bestimmte SMS erinnert.

Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg / © Dominik Wolf (KNA)
Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg / © Dominik Wolf ( KNA )

Ein Jahr nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt hat der katholische Bischof Gerhard Feige zu Zusammenhalt aufgerufen. 

Die Solidarität und Hilfe direkt nach der Todesfahrt am 20. Dezember 2024 hätten ihn stark beeindruckt, sagte Feige im Interview des Portals katholisch.de von Donnerstag. Seine Botschaft zum Jahrestag sei, dass Gemeinschaft, Empathie und Sensibilität zentrale gesellschaftliche Werte seien. "In der Not rücken die Menschen zusammen, helfen einander, sprechen miteinander. Leider lässt das im Alltag oft wieder nach. Aber in diesen Momenten wird sichtbar, was möglich ist."

Trauer nach dem Anschlag in Magdeburg / © MoPhotography (shutterstock)
Trauer nach dem Anschlag in Magdeburg / © MoPhotography ( shutterstock )

Trauerprozesse dauerten lange, betonte der Magdeburger Bischof. Man solle das Geschehene nicht verdrängen, sondern die Erinnerung daran zulassen. Allmählich könne so auch neue Zuversicht wachsen. "Beides gehört zusammen: die Erinnerung an den Schrecken und die Erinnerung daran, wie Menschen füreinander da sein können." Feige nannte es zugleich tragisch, dass der Anschlag gerade von "rechten Kräften" instrumentalisiert worden sei.

Am Samstag wird in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt mit Veranstaltungen an den Anschlag erinnert. Am 20. Dezember 2024 hatte ein Mann mit einer Amokfahrt auf dem Weihnachtsmarkt sechs Menschen getötet und mehr als 300 teils schwer verletzt. Derzeit läuft der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter vor dem Magdeburger Landgericht.

"Schwieriger Balanceakt"

Auf die Frage, wie er die Entscheidung bewertet, den Weihnachtsmarkt in diesem Jahr doch stattfinden zu lassen, sagte der Bischof, er sei da eher unschlüssig. "Natürlich muss man versuchen, nach einer solchen Tat nach und nach zur Normalität zurückzufinden, ohne dabei das Leid der Betroffenen zu vergessen. Das ist ein schwieriger Balanceakt."

Der Bischof erinnerte sich, wie er vor einem Jahr am späten Abend eine SMS seines ehemaligen Fahrers und seiner Frau bekommen habe. "Sie waren mit Freunden auf dem Weihnachtsmarkt gewesen, als der Täter durch die Menschenmenge raste. In der SMS schilderten sie, wie plötzlich überall Menschen schrien, Verletzte am Boden lagen und eine Oma verzweifelt ihren Enkel suchte." Sie selbst hätten Prellungen erlitten. "Diese Nachricht hat das Geschehen auf einmal ganz nah herangerückt."

Bistum Magdeburg

Das Bistum Magdeburg zählt zu den jüngsten Bistümern in Deutschland. Die Geschichte des katholischen Glaubens in der Region reicht allerdings zurück bis ins achte Jahrhundert. 

Das Gebiet des Bistums umschließt ein Territorium, das zu den ältesten deutschen Kulturlandschaften zählt. Hier stand die Wiege des Deutschen Reiches und bis heute ruhen hier die ersten deutschen Herrscher: König Heinrich I. in der Stiftskirche von Quedlinburg und Kaiser Otto der Große im Magdeburger Dom, der ersten gotischen Kathedrale diesseits der Alpen. 

Die Kathedrale Sankt Sebastian zwischen Wohnhäusern in Magdeburg / © Dominik Wolf (KNA)
Die Kathedrale Sankt Sebastian zwischen Wohnhäusern in Magdeburg / © Dominik Wolf ( KNA )
Quelle:
KNA