Von Weihnachten geht laut dem katholischen Magdeburger Bischof Gerhard Feige eine große Willkommensbotschaft aus. "Christus im eigenen Leben eine Herberge zu geben, heißt zugleich aber auch, sich zu fragen: Für wen gibt es überhaupt Platz, in unserer Gesellschaft, in unserer Stadt, in unserem Land? Wer gehört dazu?", so Feige in seinem Weihnachtswort. Die Frage sei präsent in Politik und Gesellschaft ebenso wie in Kirchen und Familien.
"Machen wir Platz für Menschen in unserem Land, in unserer Gesellschaft, in unserer Kirche. Verpassen wir nicht die Chance, in ihnen Christus zu begegnen", appellierte der Bischof. "Gott ist Mensch geworden - da, wo es niemand vermutet hat. Im Antlitz des Anderen können wir Gott begegnen - gerade auch im Antlitz dessen, für den in unserer Gesellschaft kein Platz zu sein scheint. Denn auch für Gott war an jenen Tagen kein Platz."
"Mindestmaß an Menschlichkeit"
Für jeden Menschen sei das Gefühl, einen Platz zu haben, dazuzugehören, von unschätzbarer Bedeutung, so der Bischof. Er kritisierte, dass der soziale Wohnungsbau vernachlässigt werde: "Mieten sind inzwischen so teuer, dass eine warme und trockene Wohnung zum Privileg statt zu einem Mindestmaß an Menschlichkeit geworden ist." Auch stelle sich die Frage, wo es noch ausreichend Platz in der Gesellschaft für Kinder, alte Menschen, Kranke, Bedürftige und Menschen mit einer Beeinträchtigung gebe. Zudem rief er zu einer offenen Willkommenskultur für Geflüchtete auf: "Die Unterscheidung 'wir und die anderen', 'die einen hier und die anderen dort' hat dann keine Bedeutung mehr."
Feige erinnerte daran, dass Gott an Weihnachten in ganz einfachen Verhältnissen, als Kind in einer Futterkrippe, Mensch geworden sei. "Indem er unser Menschsein annimmt, nimmt er uns als Menschen an - ohne Rücksicht auf unser Ansehen, unsere Leistungsfähigkeit oder unsere Kaufkraft." Vor Gott sei das alles nicht relevant. "Bei ihm ist für alle Menschen Platz. Die Grenzen der Dazugehörigkeit werden verschoben", so der Bischof.