Bischof beschuldigt Kardinäle der Häresie

"Schwerwiegender Skandal"

Der Vorsitzende der katholischen Griechischen Bischofskonferenz wirft den vier Kardinälen, die von Papst Franziskus mehr Klarheit über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen fordern, Häresie vor.

Wie sieht der künftige Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen aus? / © Harald Oppitz (KNA)
Wie sieht der künftige Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen aus? / © Harald Oppitz ( KNA )

Aus ihrem Schreiben an den Papst gehe klar hervor, dass die Kardinäle die oberste Lehrautorität des Papstes de facto nicht anerkennen würden, heißt es in einem offenen Brief von Bischof Frangiskos Papamanolis, den das Internetportal "Vatican Insider" am Dienstag veröffentlichte. Zudem missachteten die Kardinäle das Ergebnis der zwei Bischofssynoden zu Ehe und Familie. Noch schwerwiegender sei jedoch der Skandal, den sie durch die Veröffentlichung ihres Briefes vor dem "gesamten christlichen Volk in aller Welt" hervorgerufen hätten, so der emeritierte Bistumsleiter. Unter Häresie versteht man eine von der offiziellen Kirchenlehre abweichende Glaubensauffassung.

Zu den vier Kardinälen, die in der vergangenen Woche ihre Anfrage an den Papst publik gemacht hatten, gehören auch der frühere Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner und der deutsche Kardinal Walter Brandmüller. Weitere Unterzeichner sind der US-amerikanische Kardinal Leo Raymond Burke sowie der frühere Erzbischof von Bologna, Carlo Caffarra. Sie fordern vom Papst unter anderem eine Klärung, ob eine Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen nach seinem Schreiben "Amoris laetitia" nun in Ausnahmefällen möglich sei. Die Veröffentlichung begründeten sie damit, dass Franziskus entschieden habe, ihnen nicht zu antworten und sie die weitere Debatte über dieses Thema fördern wollten.

Papamanolis: Missbrauch des Kardinalstitels

Papst Franziskus hatte vorige Woche in einem Interview den Vorwurf zurückgewiesen, nicht klar genug im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen zu sein. "Einige - denken Sie an gewisse Entgegnungen zu 'Amoris laetitia' - verstehen es weiter nicht", sagte Franziskus der italienischen Zeitung «Avvenire» (Freitag). Es gebe nicht nur Schwarz oder Weiß, sondern es müsse "im Fluss des Lebens unterschieden" werden. "Das hat uns das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) gesagt." Es brauche wohl noch etwas Zeit, bis das überall ankomme: "Die Geschichtsschreiber sagen, ein Konzil braucht ein Jahrhundert, um richtig die Kirche zu durchdringen... Wir sind bei der Hälfte."

Mit der dogmatischen Konstitution über die Kirche «Lumen gentium» habe sich die Kirche wieder dem Evangelium als ihrer Quelle zugewandt. "Das verschiebt die Achse des christlichen Verständnisses von einem gewissen Legalismus, der auch ideologisch sein kann, auf die Person Gottes hin, der zur Barmherzigkeit wurde in der Fleischwerdung des Sohnes", so Franziskus.

Verfasser betonen tiefe Verbundenheit mit dem Papst

Papamanolis wirft den vier Unterzeichnern des Briefs nun einen Missbrauch ihres Kardinalstitels vor. Vor der Veröffentlichung des Dokuments hätten sie den Papst um ihre Entlassung aus dem Kardinalskollegium ersuchen sollen, so der griechische Bischof. Die Kardinäle täten so, als inspiriere der Heilige Geist nur sie und nicht den Stellvertreter Christi auf Erden sowie zwei Bischofssynoden zu Ehe und Familie. Papamanolis hatte 2014 und 2015 an beiden Bischofssynoden zu Ehe und Familie teilgenommen.

Die Unterzeichner betonen dagegen, sie seien keine "Gegner des Heiligen Vaters". Ihre Anfrage entspringe "der tiefen kollegialen Verbundenheit mit dem Papst und aus der leidenschaftlichen Sorge für das Wohl der Gläubigen". Mit ihrer Bitte, Mehrdeutigkeiten zu zerstreuen, wollten sie "Spaltungen" und Konfrontationen vorbeugen.

 


Papstschreiben "Amoris Laetitia" / © Cristian Gennari (KNA)
Papstschreiben "Amoris Laetitia" / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA