Bischof Ackermann sieht Stärkung durch "Heilig-Rock-Tage"

"Der Glaube gibt Anlass zu feiern"

Gottesdienste, Konzerte und Ausstellungen gibt es von diesem Freitag bis Ende des Monats rund um den Trierer Dom. Denn das Bistum feiert sein Fest der "Heilig-Rock-Tage". Bischof Stephan Ackermann freut sich auf ein Fest des Glaubens.

Der Heilig-Rock-Schrein im Trierer Dom / © Wolfgang Radtke (KNA)
Der Heilig-Rock-Schrein im Trierer Dom / © Wolfgang Radtke ( KNA )

DOMRADIO.DE: Die "Heilig-Rock-Tage" sind keine Wallfahrt. Warum?

Bischof Stephan Ackermann / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Stephan Ackermann / © Harald Oppitz ( KNA )

Bischof Dr. Stephan Ackermann (Bischof im Bistum Trier): Wallfahrt sagen wir nur, wenn der Heilige Rock zu sehen ist, und das ist er eher bei seltenen Gelegenheiten, in größeren Abständen. Das letzte Mal wurde der Heilige Rock 2012 gezeigt und davor 1996. Aber aus diesen Wallfahrten haben sich die "Heilig-Rock-Tage" entwickelt, unser sogenanntes Bistumsfest.

DOMRADIO.DE: An diesem Freitag beginnt ihr zehntägiges Bistumsfest unter dem Leitwort "Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben". Das ist gar nicht so einfach angesichts von Krieg und Krisen, oder?

Ackermann: Das ist richtig. Im Moment denkt man, ob das wohl ein Wort ist, das die Leute froh machen will, oder ob das so kontrastreich ist, das es eigentlich gar nicht passt. Aber es ist ein Wort der Heiligen Schrift. Das ist ein Prophetenwort von Jeremia.

Wenn man ein bisschen schaut, wann dieses Wort Gottes im Auftrag vom Propheten ausgesprochen worden ist, dann sieht man, dass es in einer sehr schwierigen Zeit gesprochen wurde. Das war die Zeit der babylonischen Gefangenschaft, des Exils.

Bischof Dr. Stephan Ackermann (Bistum Trier)

"Ich glaube, das ist ein aktuelles Wort auch für unsere Zeit mit allen Schwierigkeiten und Krisen, gesellschaftlich, global, aber natürlich auch kirchlich."

Dieses Wort ermutigt die Gläubigen, die von Jerusalem hin nach Babylon deportiert waren, den Mut dort nicht zu verlieren, sich einzubringen und allerdings auch damit zu rechnen, dass die Zeit dort länger sein wird

Die Herrlichkeit Jerusalems ist verloren, aber sie sollen diese Situation annehmen. Ich glaube, das ist ein aktuelles Wort für unsere Zeit mit allen Schwierigkeiten und Krisen, gesellschaftlich, global, aber auch kirchlich.

DOMRADIO.DE: Sie laden ab diesem Freitag viele Pilgerinnen und Pilger zu Ihnen in die Stadt ein. Viele von denen kommen immer wieder. Was ist das Faszinierende an diesen "Heilig-Rock-Tagen"?

Ackermann: Ich glaube, das Faszinierende ist, dass es eine ganz besondere Verbindung von der Feier des Glaubens gibt. Das ist das erste. Im Zentrum stehen die Gottesdienste, die wir feiern.

Das Schöne ist, dass das "Heilig-Rock-Fest" in die Osterzeit fällt. Wir können auch hier unsere schönen Osterlieder singen. Die Menschen kommen zu den Gottesdiensten zusammen, ob das die Ehejubilare sind oder Diakone, Priester sowie Jugendliche.

Diesmal wird auch die Arbeitsgemeinschaft "Queer" im Bistum Trier an verschiedenen Gottesdiensten mitwirken. Das geschieht zum ersten Mal. Ökumene wird groß geschrieben. Das Faszinierende ist also das Zusammenkommen, den Glauben zu feiern, sich bestärken zu lassen, sich zu begegnen.

Und es gibt auch ein Kulturprogramm, das Menschen anspricht, die nicht direkt zum inneren Kern der Kirche und der Gemeinden gehören. Ich glaube, diese Verbindung, die ist das Besondere.

Vor allen Dingen gibt der Glaube Anlass zu feiern. Es handelt sich nicht um irgend eine Art Arbeitsprogramm, das bearbeitet werden muss, sondern uns ist die Feier des Glaubens geschenkt. Das ist der Ausgangspunkt für die christliche Existenz, und das ist ja gerade das, was wir an Ostern feiern.

DOMRADIO.DE: Wie können die "Heilig-Rock-Tage" mit ihren Gottesdiensten und Angeboten dabei helfen, Kirche zukunftsfähig zu gestalten?

Ackermann: Es geht nicht um ein Arbeitsprogramm, um Kirche zukunftsfähig zu gestalten, sondern darum, den Glauben zu feiern. Das heißt zunächst natürlich zu feiern, dass Gott Mensch geworden ist. Er ist ganz solidarisch mit uns. Er hat den Tod erlitten, er ist ihm nicht ausgewichen.

Bischof Dr. Stephan Ackermann (Bistum Trier)

"Hier zu erleben, kirchliche Gemeinschaft ist eine doch größere Gemeinschaft, als man sie vor Ort erlebt, ist natürlich eine Bestärkung. Das gibt auch Mut nach vorne in Richtung Zukunft."

Es gilt, bei all den Schwierigkeiten, die das menschliche Leben hat, auf diesen Ursprung des Glaubens zu schauen.

Viele Menschen haben den Eindruck, dass sie in ihrer Gemeinde vereinzelt sind, zu den letzten gehören, die vielleicht zum Gottesdienst gehen. Nein, hier zu erleben, dass die kirchliche Gemeinschaft eine doch größere Gemeinschaft ist, als man sie vor Ort erlebt, ist natürlich eine Bestärkung. Das gibt auch Mut nach vorne in Richtung Zukunft.

DOMRADIO.DE: Die "Heilig-Rock-Tage" in Trier gibt es jedes Jahr. Aber ganz selten gibt es das besondere und große Ereignis, wenn der Heilige Rock selber zu sehen ist. Eine Reliquie, die Fragmente der Tunika Jesu Christi enthalten soll. Das ist immer etwas nebulös und man weiß nicht so genau, wann das das nächste Mal kommen wird.

Ackermann: Genau. Das ist aber das Besondere, glaube ich, dass das nicht so ist wie etwa in Aachen, wo es einen klaren Rhythmus von sieben Jahren gibt. Der Heilige Rock wurde ab 1512 zunächst sehr regelmäßig ausgestellt. Aber Trier liegt im Grenzgebiet, in einem Gebiet, wo es früher viele Kriege gab. Deshalb hat man die Abstände vergrößert.

In den letzten zwei Jahrhunderten ist es im Grunde in größeren Abständen zu besonderen Ereignissen gekommen. Im Jahr 2012 war die Erinnerung daran, dass 500 Jahre vorher zum ersten Mal öffentlich der Heilige Rock gezeigt wurde. Im Jahr 1996 erinnerte man an die Erschließung des Heiligen Rocks im Hochchor des Domes vom Jahr 1196.

Jetzt müssten wir überlegen, wann wieder ein geeignetes Datum wäre. Ich glaube, es ist schon wichtig, dass die Abstände nicht zu kurz sind, dass es etwas Besonderes bleibt.

DOMRADIO.DE: Aber Sie wissen es, oder?

Ackermann: Nein, ich weiß es noch nicht. Es gibt keine Festlegungen. Natürlich überlegt man immer mal, was ein gutes Datum sein könnte. Aber bisher gibt es keine Festlegung. Sobald es sie gibt, wird sie öffentlich gemacht.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Bistum Trier

Liebfrauenkirche und Trierer Dom / © Julia Steinbrecht (KNA)
Liebfrauenkirche und Trierer Dom / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das Bistum Trier ist das älteste in Deutschland. Es erstreckt sich über eine Fläche von 12.870 Quadratkilometern. Im Bistum Trier, das Grenzen zu Frankreich, Luxemburg und Belgien hat, leben etwa 2,5 Millionen Menschen. Als erster Bischof von Trier gilt der heilige Eucharius im dritten Jahrhundert. Das spätere Erzbistum, dessen Oberhirten seit 1198 auch Kurfürsten waren, war eines der wichtigsten im alten Reich. 

Quelle:
DR