Bischöfe sehen Gefahr für christliche Präsenz in Jerusalem

Jerusalem darf "niemals zum Monopol" werden

Bischöfe aus Europa haben vor einer Gefährdung für die christliche Präsenz in Jerusalem gewarnt. Christen seien für die Identität der Stadt wichtig, "doch ihr Fortbestand ist durch Besatzung und Ungerechtigkeit bedroht".

Blick auf Jerusalem / © JekLi (shutterstock)

So heißt es in der zum Abschluss des 22. Solidaritätsbesuchs europäischer Bischöfe mit Christen im Heiligen Land am Donnerstag veröffentlichten Botschaft. An dem sechstägigen Besuch zu Status und Zukunft Jerusalems nahmen Vertreter von sechs Bischofskonferenzen teil, aus Deutschland der Vorsitzende der Arbeitsgruppe "Naher und Mittlerer Osten" der Kommission Weltkirche bei der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Weihbischof Udo Bentz.

Sorge der Jerusalemer Christen

Die Bischöfe teilten die Sorge der Jerusalemer Christen "über die von der israelischen Polizei verhängten einseitigen Einschränkungen der Religionsfreiheit während der Osterzeit". Gewalt und Einschüchterungen durch israelische Siedler, Einschränkungen der Bewegungsfreiheit sowie Schwierigkeiten bei der Familienzusammenführung seien weitere Herausforderungen für die einheimischen Christen.

Die Covid-19-Pandemie und das dadurch bedingte Wegbleiben der Pilger in den vergangenen zwei Jahren habe zusammen mit Preissteigerungen die Armut vieler Menschen verschärft. Als Hoffnungszeichen sahen die Bischöfe das Engagement christlicher Organisationen, die Verantwortung für das Wohlergehen ihrer Gemeinde und der Gesellschaft im Allgemeinen übernähmen.

"Ein gemeinsames Erbe"

Mit Blick auf die Juden, Christen und Muslimen heilige Stadt Jerusalem forderten die Bischöfe, dass sie immer "ein gemeinsames Erbe bleiben" müsse und "niemals zum exklusiven Monopol einer Religion werden" dürfe. Die Offenheit und Universalität der Stadt zu bewahren, sei "unser Recht und unsere Pflicht als Christen". Gleichzeitig sei es wichtig, dass Pilger die Christen in Jerusalem und im Heiligen Land unterstützten, ihre Lebenswirklichkeit verstünden und sich damit auseinandersetzten, so die Abschlussbotschaft.

"Die palästinensischen Christen leben in einer gesellschaftlich und politisch fragilen Umwelt", in der es immer wieder zu Gewalt komme, sagte Weihbischof Udo Bentz laut Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz zum Abschluss des Besuchs. In den Gesprächen vor Ort sei deutlich geworden, dass sich die Lebensrealität für viele Christen in Jerusalem schwierig darstelle. Gleichzeitig sei Jerusalem eines der bedeutendsten Ziele christlicher Pilger aus aller Welt, nicht nur zum biblischen Ursprung und heiligen Stätten, "sondern der Weg führt ebenso zu den Christen der heutigen Zeit, die unter oft schwierigen Bedingungen ihren Glauben leben". Mit dem Besuch "heiliger Orte in einer unheiligen Gegenwart" werde der Pilger mit der "Zerrissenheit der Welt" konfrontiert.

Das "Internationale Bischofstreffen zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land" findet seit 1998 im Auftrag des Heiligen Stuhls und auf Einladung der katholischen Bischöfe des Heiligen Landes statt. Es soll helfen, "Christen und Kirchen im Heiligen Land in ihrem Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Verständigung zwischen den Völkern und Religionsgemeinschaften zu stärken und die Verbindung der Weltkirche mit ihnen zu festigen", so die Deutsche Bischofskonferenz.

Heiliges Land

Blick auf Jerusalem / © Kyrylo Glivin (shutterstock)

Als Heiliges Land wird seit dem vierten Jahrhundert der Teil des Nahen Ostens bezeichnet, in dem sich biblische Geschichte ereignet hat. Die Landnahme des alten Volkes Israel, das Leben und Wirken Jesu und das Urchristentum sind dabei von Bedeutung. In der Regel gelten heute Israel und die autonomen bzw. besetzten Palästinensergebiete als Heiliges Land. Gelegentlich werden auch Teile Jordaniens, Ägyptens, des Libanon sowie zum Teil des Irak und Syriens zum Heiligen Land gerechnet.

Quelle:
KNA