Bis zu 100.000 Besucher zu "Kirchentagen auf dem Weg" erwartet

Kirchentag, intim

Zugabe im Reformationsgedenkjahr: In Mitteldeutschland finden zeitgleich mit dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin sechs "Kirchentage auf dem Weg" statt.

Autor/in:
Benjamin Lassiwe
Katharina von Bora und ihr Mann Martin Luther / © Jens Kalaene (dpa)
Katharina von Bora und ihr Mann Martin Luther / © Jens Kalaene ( dpa )

Auf der Elbe vor Magdeburg soll es eine große Schiffsprozession geben. Von Stotternheim, wo Martin Luther einst fast vom Blitz erschlagen wurde, ist eine Pilgerwanderung zum Erfurter Augustinerkloster geplant - in das der spätere Reformator nach diesem Erlebnis bekanntlich eintrat. Auf dem Leipziger Marktplatz findet ein großes Bläserkonzert statt. Und immer wieder sind auch Prominente zu Gast bei den sechs "Kirchentagen auf dem Weg", die vom 25. bis 28. Mai in den acht Städten Leipzig, Magdeburg, Erfurt, Jena und Weimar, Dessau-Roßlau sowie Halle und Eisleben ausgerichtet werden.

"Kirchentage auf dem Weg gibt es nur im Jahr des Reformationsjubiläums", sagt der Abteilungsleiter Marketing des Vereins Reformationsjubiläum 2017, Christof Vetter. Im Unterschied zu dem zeitgleich stattfindenden "Deutschen Evangelischen Kirchentag" in Berlin und Potsdam böten sie etwas intimere Veranstaltungen. In Halle und Dessau erwarten die Veranstalter jeweils nur 5.000 Menschen, in Erfurt, Jena und Weimar jeweils 10.000. Einzig Leipzig, wo im vergangenen Jahr der Katholikentag stattfand, wird mit voraussichtlich 50.000 Besuchern in die Nähe eines klassischen Kirchentags kommen.

Posaunen und Samba

Dort treffen sich die Posaunenchöre, proben für den großen Festgottesdienst in Wittenberg am 28. Mai und geben am Tag zuvor ein Festkonzert auf dem Marktplatz. In Jena und Weimar werden Samba-, Capoeira- und Protestbands aus ganz Deutschland erwartet, darunter auch Musiker der legendären Polit-Rockgruppe "Ton, Steine, Scherben". In Erfurt gestalten Anselm Grün und Clemens Bittlinger einen liturgisch-musikalischen Abend, während in Magdeburg einer der Höhepunkte eine Aufführung von Beethovens Neunter Sinfonie auf dem Domplatz sein wird.

"Wir streiten und fragen, feiern und singen, beten und schweigen nicht allein in Berlin", sagt Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au. Man veranstalte Kirchentage auch dort, "wo die reformatorischen Ideen groß wurden, von wo aus sie verbreitet und weitergedacht wurden". In der Heimat Luthers kämen Menschen zusammen und fragten nach Gott und "danach, was uns wirklich wichtig ist".
Dabei wolle man nicht verkennen, in welchem Umfeld die Veranstaltungen stattfänden: "Nichts, was mit Religion und Glauben zu tun hat, ist in Berlin und Mitteldeutschland selbstverständlich."

Die Ökumene macht den Anfang

Am Beginn jedes "Kirchentags auf dem Weg" steht ein ökumenischer Himmelfahrtsgottesdienst. In Magdeburg wird daran der Ökumene-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gerhard Feige, teilnehmen, in Erfurt die evangelisch-methodistische Bischöfin Rosemarie Wenner. In Magdeburg wird die Hamburger Flussschifferkirche vor Anker gehen, und EKD-Reformationsbotschafterin Margot Käßmann wird bei fast allen "Kirchentagen auf dem Weg" präsent sein. Diese nähmen auf, "dass die Region Mitteldeutschland für die Reformationszeit prägend war", sagt Käßmann. "Sie laden ein, Orte der Reformation kennenzulernen und den Menschen in diesen Orten zu begegnen."

Insgesamt werden zu den sechs "Kirchentagen auf dem Weg" an die 100.000 Besucher erwartet, die sich von dort auf den Weg zum großen Abschlussgottesdienst in Wittenberg machen werden. Weil die Veranstaltungen kleiner sind als der Kirchentag in Berlin, sind auch die Eintrittskarten billiger: Die Dauerkarte in Dessau oder Leipzig kostet nur 59 Euro, während sie in Berlin mit 99 Euro zu Buche schlägt.

Für das gesamte Projekt der "Kirchentage auf dem Weg" rechnen die Veranstalter mit Kosten von 12,5 Millionen Euro: Zwei Millionen Euro werden dabei von den gastgebenden Kommunen aufgebracht - entweder als Bargeld oder als geldwerter Vorteil. "Die Stadt Dessau hat uns beispielsweise angeboten, dass ihr Bauamt unsere Bühne gleich selbst konstruiert", sagt der Geschäftsführer des Reformationsjubiläums-Vereins, Hartwig Bodmann. Die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen unterstützen die Veranstaltungen mit 4,8 Millionen Euro. Den Rest will der Kirchentag über Teilnehmerbeiträge, Spenden, Sponsoring und die Unterstützung der beteiligten Landeskirchen selbst aufbringen.


Quelle:
KNA