Ukraine sieht Bartholomaios-Besuch mit Spannung entgegen

Besuch von Patriarch Bartholomaios

In der Ukraine wird dem Besuch von Patriarch Bartholomaios anlässlich des 30. Jahrestages der Unabhängigkeit des Landes am 24. August mit Hochspannung entgegengesehen. Ein detailliertes Programm steht noch nicht.

Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Während die neue eigenständige Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) und die Regierung in Kiew hohe Erwartungen an den Besuch knüpfen, wird er von der moskautreuen Ukrainisch-orthodoxen Kirche (UOK-MP) abgelehnt.

Noch kein detailliertes Programm

Bislang wurde noch kein detailliertes Programm des viertägigen Besuchs (21. bis 24. August) veröffentlicht; dem Vernehmen nach auch, um geplante Störaktionen zu vermeiden. Eckpunkte der Visite sind neben Gottesdiensten und Begegnungen mit politischen Spitzenvertretern auch ein Treffen mit Kriegswaisen.

Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie leitet am Samstag (21. August) zum Auftakt seines Besuchs gemeinsam mit Metropolit Epifanij einen Gottesdienst in der Michaelskirche in Kiew, dem Zentrum der OKU. Der Ökumenische Patriarch trifft dort auch mit Bischöfen und Klerus der OKU zusammen.

Gemeinsamer Freiluftgottesdienst

Am Sonntag feiert der Patriarch gemeinsam mit Metropolit Epifanij vor der Sophienkathedrale in Kiew einen Freiluftgottesdienst. Die Sophienkathedrale ist das historische  Herzstück des Christentums in der Ukraine. Vor allem zu diesem Gottesdienst werden zahlreiche Gläubige aus allen Landesteilen erwartet.

Die Sophienkathedrale ist für den Patriarchenbesuch auch deshalb von Bedeutung, weil in dieser Kirche im Dezember 2018 das Vereinigungskonzil stattfand, bei dem die eigenständige, vom Moskauer Patriarchat unabhängige ukrainische orthodoxe Kirche OKU gegründet wurde. Von den Bischöfen der moskautreuen Ukrainisch-orthodoxen Kirche wurde die Versammlung fast vollständig boykottiert. Patriarch Bartholomaios verlieh der neuen Kirche dennoch wenige Wochen nach dem Konzil die Unabhängigkeit (Autokephalie); der Grund für das aktuelle Zerwürfnis zwischen Moskau und Konstantinopel.

Treffen mit Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj

Auf dem Programm des Patriarchen steht auch eine Begegnung mit Kindern, deren Väter im Krieg in der Ostukraine gefallen sind. An der Gedenkstätte für die Opfer der ukrainischen Hungerkatastrophe ("Holodomor") der 1930er Jahre legt der Patriarch einen Blumenkranz nieder.

Bartholomaios trifft zudem mit Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj, Ministerpräsident Denys Schmyhal und Parlamentspräsident Dmytro Rasumkow zusammen. Auch den Botschaftern der Türkei und Griechenlands in der Ukraine wird der Patriarch begegnen. Am Dienstag (24. August) nimmt er an den offiziellen Feiern zum Unabhängigkeitsjubiläum teil.

Innerorthodoxen Anerkennungsprozess beschleunigen

Metropolit Epifanij hofft, dass der Besuch des Ökumenischen Patriarchen dazu beitragen wird, den innerorthodoxen Anerkennungsprozess seiner Kirche zu beschleunigen. Bislang wurde die OKU neben dem Ökumenischen Patriarchat auch noch vom Patriarchat von Alexandrien, der Orthodoxen Kirche Griechenlands und der Orthodoxen Kirche Zyperns anerkannt. Im Fall von Griechenland und Zypern löste die Anerkennung aber interne Konflikte aus; nicht alle Bischöfe sind damit einverstanden. Das Moskauer Patriarchat sowie die Ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats (UOK-MP) setzen unterdessen alles daran, weitere Kirchen von einer Anerkennung abzuhalten.

 

Quelle:
KNA
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