Berliner Verein gewinnt bei Debüt der Frauenelf des Vatikans

Von der Idee zum Sieg

Die Frauenfußballmannschaft des Vatikan hat ihr erstes Länderspiel bestritten – gegen ein ökumenisches Team, das sportlich überlegen war. Bei den Herren des Berliner Vereins war es andersherum. Ein großes Erlebnis war es für alle.

Autor/in:
Nicola Trenz
Vatikanflagge auf dem Fußballfeld, im Hintergrund die Kuppel des Petersdoms / © Nicola Trenz (KNA)
Vatikanflagge auf dem Fußballfeld, im Hintergrund die Kuppel des Petersdoms / © Nicola Trenz ( KNA )
Die Spielerinnen der Fußballmannschaft Pichanga FC aus Berlin , im Hintergrund die Kuppel des Petersdoms / © Nicola Trenz (KNA)
Die Spielerinnen der Fußballmannschaft Pichanga FC aus Berlin , im Hintergrund die Kuppel des Petersdoms / © Nicola Trenz ( KNA )

Es war ein gleich mehrfach außergewöhnliches Ereignis am Samstagabend in Rom: Auf einem Fußballplatz spielte das vatikanische Frauenfußballteam sein erstes internationales Spiel – gegen eine Berliner Frauenmannschaft.

Und auch die Herren eines kleinen Berliner Vereins haben gegen die vatikanische Männer-Elf gekickt.

Schräg steht die Sonne, als in gelben Trikots die Damenauswahl des Vatikans auf dem Rasen gegen den Berliner Bezirksligisten Pichanga FC aufläuft. In blauen Trikots die Gastmannschaft.

Mitarbeiterin des Vatikan-Supermarkts gründete Frauen-Team

Mannschaftsfotos mit Blick auf die Kuppel vom Petersdom – das Spielfeld liegt außerhalb des Vatikanstaats, weil der nicht genug Platz für ein Fußballfeld hat.

Spielerinnen der Fußballmannschaften aus dem Vatikan (in gelben Trikots) und aus Berlin (Pichanga FC, in blauen Trikots), im Hintergrund der Petersdom. / © Nicola Trenz (KNA)
Spielerinnen der Fußballmannschaften aus dem Vatikan (in gelben Trikots) und aus Berlin (Pichanga FC, in blauen Trikots), im Hintergrund der Petersdom. / © Nicola Trenz ( KNA )

Händeschütteln, Anpfiff. Bei den Kirchen-Fußballerinnen kicken Frauen, die selbst in Einrichtungen des Vatikans arbeiten oder durch Freunde und Verwandte aus dem Vatikan im Team dabei sind.

Laura Pucciarmati ist eine davon. Sie arbeitet im vatikanischen Supermarkt. Von Anfang an ist sie dabei; 2018 wurde die Frauen-Elf gegründet.

Erster Länderspiel-Versuch wegen Abtreibungsprotest abgebrochen

Bereits 2019 sollte es ein erstes internationales Spiel der Kickerinnen in Wien geben, das aber nach einem Eklat kurz vor Anpfiff abgesagt wurde.

Die Spielerinnen der Fußballmannschaft aus dem Vatikan / © Nicola Trenz (KNA)
Die Spielerinnen der Fußballmannschaft aus dem Vatikan / © Nicola Trenz ( KNA )

Drei der österreichischen Spielerinnen zeigten während der vatikanischen Nationalhymne Botschaften auf ihren nackten Bäuchen, die Abtreibung befürworteten.

Der Botschafter des Papstes in Österreich, Nuntius Pedro Lopez Quintana, blies sein Team zum Rückzug. Diesmal lief es besser für die Vatikan-Damen, auch wenn die Berlinerinnen das Spiel mit 1:3 für sich entschieden.

"Ich fühle mich geehrt, bei diesem ersten Spiel dabei gewesen zu sein", sagt Laura Pucciarmati verschwitzt. Regelmäßig trainieren die Vatikan-Damen.

Mangel an fußballbegeisterten Damen im Vatikan

"Wir wollen mehr Spiele spielen, weitermachen", sagt sie. Aber es herrscht Frauenmangel im Vatikan, erst recht an fußballbegeisterten Damen. Bei ihrem internationalen Debüt steht kurzfristig ein Mann im Tor.

Auch beim Männerspiel schaut keiner ganz genau aufs Geschlecht: In der Herrenmannschaft des Berliner Vereins hilft eine 26-Jährige aus. Der älteste Spieler der Herrenauswahl ist 65 Jahre. Die Berliner Hobbykicker spielen in lokalen Ü40- und Ü50-Ligen.

Die Fußballmannschaften aus dem Vatikan (l., in gelben Trikots) und aus Deutschland (r., KSV Johannisthal in blauen Trikots)  / © Nicola Trenz (KNA)
Die Fußballmannschaften aus dem Vatikan (l., in gelben Trikots) und aus Deutschland (r., KSV Johannisthal in blauen Trikots) / © Nicola Trenz ( KNA )

1980 haben vier Männer, evangelisch und katholisch, den KSV Johannisthal in Ost-Berlin gegründet, als alternativen Fußballverein zur damals dominierenden "sozialistischen Sportbewegung" und nach einem Freundschaftsspiel der evangelischen gegen die katholische Jugend.

Vereinspräsident leitete das Vatikanspiel in die Gänge

Mittlerweile hat der Verein schon im Profi-Stadion in Jerusalem gespielt und gut eintausend Spiele gegen Botschaftsauswahlen in Berlin sowie mehrere Partien gegen Zweitligisten absolviert. Wie das gelingt?

Franka Trenz mit Elmar Werner, Gründungsmitglied des KSV Johannisthal (privat)
Franka Trenz mit Elmar Werner, Gründungsmitglied des KSV Johannisthal / ( privat )

"Man braucht Hartnäckigkeit und Organisationstalent und muss die richtigen Leute kennenlernen", sagt Vereinspräsident Elmar Werner.

Vergangenes Jahr kam die nächste Idee auf: Ein Spiel gegen den Vatikan.

Werner nahm Kontakt zum Organisator vatikanischer Spiele auf, dem die Vereinsidee gefiel. Beim vatikanischen Fußballverband legte er deshalb ein gutes Wort ein.

Deutscher Botschafter am Heiligen Stuhl saß auf der Tribüne

Sponsorensuche und Crowd-Funding, Reise-Organisation, Probetrainings – schließlich stehen der KSV Johannisthal und das befreundete Damenteam Pichanga den Vatikan-Teams gegenüber.

Eine 50-köpfige Delegation aus Deutschland feuert die Mannschaften an. Unterstützung kommt auf der Tribüne auch vom deutschen Botschafter am Heiligen Stuhl, Bernhard Kotsch.

Spielerinnen der Fußball-Damenmannschaft aus dem Vatikan während eines Fußballspiels  / © Nicola Trenz (KNA)
Spielerinnen der Fußball-Damenmannschaft aus dem Vatikan während eines Fußballspiels / © Nicola Trenz ( KNA )

Die gelben Vatikan-Kicker, deutlich jünger als die Berliner Herren, gewinnen am Ende mit 7:1. International spielen sie nur ab und an zusammen, regelmäßig aber im Vatican-Cup. Dabei treten verschiedene interne Einrichtungen gegeneinander an, etwa die Dombauhütte, die Vatikanischen Museen oder die Schweizergarde.

Papst sieht in Fußball einen Weg der Reife und Heiligkeit

Der Vatikan gehört zu den wenigen Staaten, die nicht im Fußballverband Fifa organisiert sind, obwohl Papst Franziskus bekennender Fußballfan ist. So bezeichnete er einmal das Fußballspiel als einen Weg "des Lebens, der Reife und der Heiligkeit".

Für eine eigene Fußballerkarriere habe ihm aber das Talent gefehlt. Die anderen hätten ihn zumeist nur ins Tor gestellt.

Auch wenn Franziskus nicht als Zuschauer dabei war, ist die Berliner Delegation zufrieden. "Es war ein einmaliges Erlebnis", sagt Werner. "So was macht man nicht oft im Leben."

Die vatikanische Fußball-Nationalmannschaft der Damen

Offiziell hat der Vatikan seit dem Jahr 2018 eine Frauen-Fußballnationalmannschaft. Nach einem, aufgrund einer politischer Protestaktion abgebrochenen, ersten Auslandsspiel gegen den FC Mariahilf in Österreich steht 2023 das erste Länderspiel für das Team gegen den ökumenischen Fußballverein KSV Johannisthal aus Deutschland an.

Spiel der vatikanischen Frauen-Fußballmannschaft (in gelb) gegen die Frauen-Fußballmannschaft des AS Rom / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Spiel der vatikanischen Frauen-Fußballmannschaft (in gelb) gegen die Frauen-Fußballmannschaft des AS Rom / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA