Benediktinerpater erklärt Abtwahl des Klosters Königsmünster

Wahlkampf verboten!

Nach dem überraschenden Rücktritt von Abt Aloysius im Benediktinerkloster Königsmünster bei Meschede soll bald ein Nachfolger zum Abt gewählt werden. Was bis dahin passieren muss und wie es weitergeht, erklärt Pater Maurus Runge.

Abtei Königsmünster (BKM)
Abtei Königsmünster / ( BKM )

DOMRADIO.DE: Abt Aloysius hat gesundheitliche Gründe für seinen Rückzug angegeben. Das kam für die katholische Öffentlichkeit relativ überraschend Anfang der Woche. Wie war das für Sie als Gemeinschaft? Haben Sie das vorher gewusst?

Pater Maurus Runge (Öffentichkeitsbeauftragter des Benediktinerklosters Königsmünster bei Meschede): Wir haben es nicht vorher gewusst. Der Rücktritt wird erst rechtskräftig und darf auch erst verkündet werden, wenn er wirklich angenommen ist.

Pater Maurus Runge

" Er ist im Moment bei uns, in der Gemeinschaft vor Ort."

Es hat sich natürlich für uns ein bisschen abgezeichnet, weil uns die gesundheitliche Situation von Abt Aloysius nicht entgangen ist. Aber an dem Sonntagabend, am 7. Mai, als dann der Rücktritt in der Konsequenz rechtskräftig wurde, war das erst mal auch ein großer Schock für unsere Gemeinschaft.

DOMRADIO.DE: Wie geht es denn jetzt mit dem Abt nun weiter? Lebt er weiter in der Gemeinschaft? Zieht er sich zurück?

Runge: Genau das wird sich zeigen. Es gibt jetzt sicher auch für ihn darum, dass er seine Gesundheit ein wenig stabilisieren kann. Er ist im Moment bei uns, in der Gemeinschaft vor Ort.

Das ist in der Regel so, dass Alt-Äbte direkt nach der Zeit eine Auszeit nehmen, um auch für sich ein bisschen zu schauen, Rückschau zu halten und für die Wahl, für den Nachfolger, die Gemeinschaft ein bisschen freie Hand zu geben.

DOMRADIO.DE: Also die Gemeinschaft steht jetzt nicht kopflos da. Bis zur Wahl des Nachfolgers übernimmt der Prior, also sozusagen der zweite Mann, die Leitung der Gemeinschaft. Was heißt das genau?

Runge: Nach unserem Eigenrecht ist es so, dass mit dem Rücktritt des Abtes sofort der Prior alle Rechte und Pflichten übernimmt, die er in der Regel eher administrativ ausführt, um keine Entscheidungen vorwegzunehmen. Ihm obliegt sozusagen diese Vakanz zu bestreiten.

Da geht es dann vor allen Dingen darum, gemeinsam mit dem Abt-Präses, der der Vorsitzende der Wahl ist, den Termin einer Neuwahl festzulegen. Das muss nach dem eigenen Recht bis zu drei Monate nach der Annahme des Rücktritts sein.

Abtei Königsmünster (BKM)
Abtei Königsmünster / ( BKM )

Es geht aber darum, auch mit der Gemeinschaft zusammen zu schauen, wo soll es hingehen, was sind das für Themen die den Konvent bewegen? All das ist auch immer auch mit einem Richtungswechsel vielleicht verbunden  oder mit einer neuen Ausrichtung, wenn andere Personen dann ins Amt kommen.

DOMRADIO.DE: Jetzt sind die Klöster, besonders Benediktinerkloster kirchenrechtlich ein bisschen so eine Sonderform. Mal ganz vereinfacht ausgedrückt: Ein Abt ist wie der Bischof für diese kleine Gemeinschaft, muss aber im Gegensatz zum Bischof nicht vom Papst ernannt werden. Wie genau läuft denn diese Auswahl des neuen Abtes ab?

Runge: Genau. Ein Benediktinerkloster ist direkt dem Papst unterstellt und hat das Recht der freien und geheimen Abtwahl. Das heißt, wenn ein Termin feststeht, dann versammeln sich die Mönche. Die Wahl selber ist dann geheim und frei.

Pater Maurus Runge

"Wo stehen wir gerade? Wo soll es in Zukunft hingehen?"

Entweder wird jemand aus ihrer Mitte gewählt, es gibt aber auch die Möglichkeit, jemanden zu postulieren, also vorzuschlagen, zum Beispiel aus einem anderen Kloster. Aber in der Regel ist das jemand aus der eigenen Gemeinschaft.

DOMRADIO.DE: Das heißt aber nicht, dass es dann einen richtigen Wahlkampf gibt, wie in der Politik?

Runge: Es gibt eine Regelung, die besagt, dass Wahlpropaganda an sich verboten ist. Es gibt keine Wahlplakate, die hier auftauchen und es wird auch nicht direkt über Kandidaten gesprochen.

Aber was eben möglich ist, ist, dass die Gemeinschaft in den Gremien, aber auch in Gesprächen, in der ganzen Gemeinschaft zu tagen, wo es auch schon mal Impulse von außen geben kann und darüber ins Gespräch gekommen wird: wo stehen wir gerade, wie verortet sich ein Benediktinerkloster heute in unserer Kirche, in unserer Gesellschaft? Wo soll es in der Zukunft hingehen?

Die Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede / © Gerd Vieler (KNA)
Die Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede / © Gerd Vieler ( KNA )

Es geht bei uns darum, dass jede einzelne Gemeinschaft vor der Wahl entscheiden kann, ob sie einen Abt für zwölf Jahre wählt, also für eine begrenzte Amtszeit oder auf Lebenszeit. Das hatten wir schon bei den letzten beiden Äbten, dass wir die auf zwölf Jahre gewählt haben.

DOMRADIO.DE: Und in der Zwischenzeit heißt das dann Stillstand für die Gemeinschaft oder kann außer den administrativen Sachen trotzdem etwas entschieden werden?

Runge: Es kann sein. Die Ämter sind weiter im Amt. Das ist dann erst mit der Wahl des neuen Abtes, dass er dann alle Ämter noch mal neu bestätigen muss oder dann auch einen Prozess losgehen kann in der Gemeinschaft.

In der Zwischenzeit gibt es keine großen Richtungsentscheidungen. Aber natürlich, das Alltagsgeschäft, das muss ja auch irgendwie weitergehen und deswegen hat auch der Prior alle Rechte und Pflichten eines Abtes in dieser Zwischenzeit. Ein bisschen wie der Diözesan-Administrator in einem Bistum.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.

Benediktiner

Die Benediktiner sind die älteste heute noch bestehende klösterliche Bewegung der katholischen Kirche im Westen. Der Orden geht zurück auf die Regel des heiligen Benedikt von Nursia (480-547).

In seiner heutigen Form wurde er 1893 von Papst Leo XIII. (1878-1903) gebildet. Als benediktinisch im weiteren Sinne gelten alle Ordensgemeinschaften, die nach der Regel Benedikts leben, etwa Zisterzienser und Trappisten.

Die Basilika der Benediktinerabtei St. Matthias in Trier (shutterstock)
Die Basilika der Benediktinerabtei St. Matthias in Trier / ( shutterstock )
Quelle:
DR