Benedikt XVI. feiert mit 53.000 Messdienern auf dem Petersplatz

Auch der Papst begann als Ministrant

Der Papst hat am Mittwoch Besuch von Messdienern aus ganz Europa bekommen. Die Begegnung erinnere ihn "an die Zeit, als ich selber Ministrant war", begrüßte das Kirchenoberhaupt die Jugendlichen. Danach bekundete er mit einer ungewöhnlichen Geste seine Solidarität mit ihnen.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
 (DR)

Die 53.000 Messdiener auf dem Petersplatz hatten auf Papst Benedikt XVI. offenbar einen verjüngenden Effekt: Die Begegnung mit ihnen «erinnere ihn an die Zeit, als ich selber Ministrant war», sagte der 83-Jährige. Um den Hals trug er das Tuch, das den jungen Teilnehmern der internationalen Pilgerfahrt in Rom als farbiges Symbol für die rund 20 Nationen dient. Der Basler Weihbischof Martin Gächter, Präsident des veranstaltenden Ministrantenverbands CIM, hatte Benedikt XVI. eine persönliches Exemplar überreicht - mit der Anmerkung, es sei «das einzige in Weiß und das einzige, das nicht getauscht werden darf».

Wenngleich die Generalaudienz mit dem Kirchenoberhaupt am Mittwoch der Programmhöhepunkt war - bei der Wallfahrt ging es vor allem um die Begegnung der Messdiener untereinander. «Das Wesentliche findet auch auf den Plätzen und Gassen Roms statt», sagt Peter Hahnen, Referent für Ministrantenpastoral bei der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz. Während die Römer vor der Sommerhitze an den Strand oder in die Berge geflohen sind, beleben Ministranten mit bunten T-Shirts, Halstüchern oder Hüten als Erkennungszeichen das Straßenbild.

Unter den 53.000 Teilnehmern bilden die Deutschsprachigen die überragende Mehrheit: 45.000 sind aus Deutschland angereist, weitere 3.100 aus Österreich und 800 aus der Schweiz. Diese Mobilisierung ist auch ein Erfolg für den CIM, den «Coetus Internationalis Ministrantium», der in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert und die Wallfahrt zum zehnten Mal organisiert hat.

«Minis müssen im Alltag Flagge zeigen»
Doch auch steigende Teilnehmerzahlen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass für die Jugendlichen das regelmäßige und sichtbare Engagement im Gottesdienst längst nicht mehr so selbstverständlich ist wie vor 30 Jahren. «Minis müssen im Alltag Flagge zeigen», sagt Hahnen. Ähnlich wie die Weltjugendtage, die an ein breiteres Spektrum junger Christen adressiert sind, solle das internationalen Treffen den Messdienern das Gefühl geben, nicht alleine zu sein.

Auf Bestärkung setzte deshalb das gemeinsame Abendgebet am Dienstag, eine der beiden zentralen Veranstaltungen der Wallfahrt. «Lasst euch nicht entmutigen», rief Jos Weisgerber, Luxemburger Vorstandsmitglied des CIM, den Ministranten auf dem Petersplatz zu. «Ihr seid europaweit die einzigen jungen Leute, für die Gott noch zählt.» Bestärkung war auch das Thema von Benedikt XVI.: «Die Eucharistie ist das größte Geschenk, das Christus uns hinterlassen hat», sagte der Papst. «Wenn ihr euren Priestern beim Dienst am Altar helft, tragt ihr dazu bei, dass Jesus näher erfahrbar wird, dass er in dieser Welt, im Alltag in der Kirche und an jedem Ort immer mehr gegenwärtig ist.»

Benedikt XVI. verwies dabei auf den Ministranten-Schutzheiligen und frühchristlichen Märtyrer Tarcisius. Dieser war als fünf Meter hohe Bronzestatue unübersehbar auf dem Platz präsent; nach der Wallfahrt soll das Werk des Schweizer Künstlers Bernhard Lang seinen Platz bei der Calixtus-Katakombe an der Via Appia finden.

Auch wenn sich der Vatikan traditionell aus der Vorbereitung der Ministrantentreffen heraushält - wie wichtig für die Kirchenoberen dieser Aspekt von Jugendseelsorge ist, zeigte allein die Beteiligung deutscher Bischöfe: Rund zwei Dutzend von ihnen nahmen wenigstens abschnittsweise an der Wallfahrt teil, feierten Gottesdienste mit ihren Gruppen in den großen Basiliken Roms. Auch Benedikt XVI. hatte eigens für die Begegnung mit den Ministranten seinen Sommerurlaub von Castelgandolfo unterbrochen und war mit dem weißen Helikopter des italienischen Staatspräsidenten in den Vatikan geflogen.

In den nächsten Tagen klingt die Veranstaltung aus, nach und nach werden die einzelnen Bistumsgruppen abreisen. Zwischenfälle gab es seitens der Polizei nicht zu vermelden. Ein paar Tausend Freiburger Ministranten verwandelten die Piazza Navona im Herzen Roms am Dienstag in ein Meer aus Seifenblasen - eine durchaus friedliche Demonstration von jugendlicher Lebensfreude. Die Veranstalter dürften sich über eine Bilanz freuen, wie sie Patrizia auf dem Petersplatz zieht: «So viele Menschen sind nur aus dem einen Grund hier, weil sie an Gott glauben und sich dafür engagieren», sagt die 15-Jährige aus Norddeutschland. «Alles wunderschön.»

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