Rom erlebt internationales Messdiener-Treffen - Besuch der Generalaudienz

Ministranten bekennen Farbe

Papst Benedikt XVI. wird an diesem Mittwoch rund 53.000 Ministranten aus aller Welt treffen. Bei der wöchentlichen Generalaudienz will das Kirchenoberhaupt die Bedeutung der Messdiener für die Kirche betonen. Bereits am Dienstag stand als weiterer Höhepunkt eine Gebetswache auf dem Petersplatz auf dem Programm.

Autor/in:
Daniela Schurr und Burkhard Jürgens
 (DR)

Rom ist bunt in diesen Tagen. Für die Farbtupfer sorgen rund 53.000 Ministrantinnen und Ministranten aus 17 Ländern. Die meisten davon stammen aus Deutschland, ein vanillefarbenes Halstuch ist ihr Erkennungszeichen. Eines davon trägt Hannah. "Wir sind heute erst mit dem Bus angekommen, das war ganz schön anstrengend", erzählt die 14-jährige Ministrantin aus Nürtingen. Jetzt ist sie in Rom und freut sich auf die Papstaudienz am Mittwoch, "aber natürlich auch auf die Stadt und den Pool im Hotel."

Damit macht Hannah genau das, was die Organisatoren des internationalen Messdienertreffens sich wünschen: "Die eigentliche Begegnung findet auf den Straßen und Plätzen statt", sagt Peter Hahnen, Vizepräsident des veranstaltenden Ministrantenverbands CIM. Sein Wunsch ist, dass die Jugendlichen untereinander Kontakte knüpfen. Nach seinen Beobachtungen auf der Piazza Navona im Zentrum Roms "machen die das ganz gut".

Selbstverständlich ist der Altardienst nicht mehr
Den Kern der Ministrantentage bildeten ein gemeinsames Abendgebet auf dem Petersplatz am Dienstag und die Generalaudienz am Mittwochmorgen mit Papst Benedikt XVI. Dabei erhofft sich Hahnen ein "starkes Wort" des Papstes zu seinen jungen Mitarbeitern - etwas, was ihr Engagement anerkennt und sie ermutigt. Denn so selbstverständlich wie vor 30 Jahren ist der Altardienst nicht mehr. "Ministranten müssen Farbe bekennen", sagt Hahnen.

In dem Sinn ist auch Julia aus Erfurt mit Leib und Seele Messdienerin. Sie kennt die Erfahrung, dass Freunde ihren Einsatz für die Kirche nicht nachvollziehen können. "Aber ich bin schon immer in die Kirche gegangen, das gehört für mich einfach dazu."

Ministrantentreffen und das Thema Missbrauch
Ein Thema, das die Öffentlichkeit über die vergangenen Monate im Blick auf die Kirche beschäftigte, spielt beim Ministrantentreffen keine große Rolle: sexueller Missbrauch. "Abartig" nennt Julia derartige Vergehen. Es sei wichtig, dass diese ans Tageslicht kommen. "Leider gibt es so etwas überall", meint sie, aber entsprechende Fälle in der Kirche würden "ganz anders aufgezogen".

Laut CIM-Vizepräsident Hahnen hatte die Missbrauchsdebatte keinerlei Auswirkungen auf die Anmeldezahlen. Man dürfe zwar nicht "die Augen vor den Problemen verschließen", betont er unter Verweis auf die Aufklärungsarbeit der bischöflichen Ministrantenseelsorge. Im Vordergrund der aktuellen Wallfahrt stehe aber das gemeinsame Feiern und die Würdigung der Ministranten, die eben nicht einfach "lebende Kerzenhalter" seien.

Eigener Platz in Planung
Künftig erhalten die Messdiener sogar einen eigenen Platz in Rom, zu dem sie pilgern können. Bei der Calixtus-Katakombe, wo das Grab des Ministranten-Patrons Tarcisius vermutet wird, soll ein Wallfahrtsziel für die Jugendlichen entstehen. Eine Statue des Heiligen kam schon am frühen Montagmorgen auf den Petersplatz - nach einer langen Tour durch die Schweiz, Luxemburg und zuletzt Ungarn. Nun soll sie vom Papst gesegnet werden, bevor sie am Donnerstag an der antiken Via Appia ihre endgültige Aufstellung findet.

Der Schweizer Künstler Bernhard Lang hat die Bronzestatue gestaltet, die trotz fünf Metern Höhe und einem Gewicht von fünf Tonnen unauffällig wie ein Kind vor der mächtigen Fassade des Petersdoms steht. "Ein Heiliger, zu dem man nicht aufschaut wie zu einem Helden, sondern zurückschaut in seine Kindheit", sagt Lang über seine Figur. Anhand von Ministranten-Fotos formte er in einem monatelangen Prozess erst kleine Modelle, dann schließlich die Urform der Plastik. In der Glockengießerei Rüetschi in Aarau wurde die Statue in sieben Teilen gegossen und zusammengeschweißt. Einen Monat dauerte es, bis die Oberfläche geschliffen und patiniert war.

"Die Kinder selbst waren es, die mir wichtige Impulse für meine Arbeit gegeben haben", sagt Lang. Im gemeinsamen Gespräch entstand die Idee, den Heiligen "als einen von uns darzustellen". Kinder sind immer in Bewegung, wollen sich engagieren, sagt der Künstler - und genau so wollte er auch seinen Tarcisius darstellen: ein gehender Junge mit ineinandergelegten Händen. "In den Händen hält er ein Geheimnis, das wir nicht sehen, aber spüren."