Benedikt war offenbar bis zuletzt an Heimat interessiert

"Offen für alle Fragen"

Der verstorbene frühere Papst Benedikt XVI. hat sich nach Ansicht von Nuntius Eterovic bis zuletzt besonders für die Lage der Kirche in seiner Heimat Deutschland interessiert. Auch der Synodale Weg spielte dabei eine Rolle.

Erzbischof Nikola Eterovic am 10. Oktober 2010 mit Papst Benedikt XVI. in Rom (KNA)
Erzbischof Nikola Eterovic am 10. Oktober 2010 mit Papst Benedikt XVI. in Rom / ( KNA )

Das sagte der päpstliche Nuntius in Berlin, Erzbischof Nikola Eterovic, im Interview der kroatischen Wochenzeitung "Glas koncila" (Mittwoch). Er habe Benedikt jährlich im Vatikan getroffen, zuletzt am 10. September zu einer rund einstündigen Begegnung, so der Vatikandiplomat.

Damals habe sich Benedikt besonders nach dem "Synodalen Weg" erkundigt. Der Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland habe "viel Lebendigkeit, aber auch Spaltungen in den Kirchengemeinden gebracht", so Eterovic in dem Interview.

"Sein Geist war immer frisch"

Benedikt sei in den vergangenen Jahren altersbedingt körperlich zusehends geschwächt gewesen, berichtete der aus Kroatien stammende Erzbischof, der im achtjährigen Pontifikat Benedikts XVI. (2005-2013) Generalsekretär der Weltbischofssynode war.

Synode

Der aus dem griechischen "synodos" ("gemeinsamer Weg", "Zusammenkunft") stammende Begriff Synode bezeichnet im Christentum eine Kirchenversammlung.

Die evangelischen Kirchen verstehen Synoden als ein aus Laien und Amtsträgern zusammengesetztes Kirchenparlament. In orthodoxen Kirchen sind die Synoden das oberste beschlussfassende Gremium, das auch die jeweiligen Kirchenoberhäupter wählt. Das katholische Kirchenrecht unterscheidet zwischen Diözesansynoden auf Ebene eines Bistums, Partikularkonzilien auf nationaler Ebene und der weltweiten Bischofssynode.

Auftakt der Weltsynode im Erzbistum Köln / © Beatrice Tomasetti (DR)
Auftakt der Weltsynode im Erzbistum Köln / © Beatrice Tomasetti ( DR )

"Aber sein Geist war immer frisch und offen für alle gesellschaftlichen und kirchlichen Fragen." Bei persönlichen Begegnungen sei Benedikt stets "sehr einfach, freundlich und einladend" aufgetreten. "Er hatte einen guten Sinn für Humor."

Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. sei "einer der größten Theologen unserer Zeit" gewesen, so Eterovic. Der Verstorbene werde für seine Überzeugung in Erinnerung bleiben, "dass das Christentum nicht die Begegnung mit einer Idee ist, sondern mit einer Person, nämlich Jesus Christus".

Weiterentwicklung der Bischofsynode

Als Generalsekretär der Bischofsynode war Eterovic maßgeblich für die Planung, Durchführung und Nachbereitung der fünf großen Weltbischofssynoden zuständig, die während der Amtszeit von Benedikt XVI. stattfanden: die Synoden über Eucharistie (2005), das Wort Gottes (2010) und Neuevangelisierung (2012) sowie zwei Sondersynoden über die Kirche in Afrika (2009) und den Nahen Osten (2012).

Benedikt habe zu Beginn seines Pontifikats Vorschläge zur Weiterentwicklung der Bischofssynode vorgelegt, "die erfolgreich umgesetzt wurden", so Eterovic. So sei es dem Papst damals wichtig gewesen, zum Abschluss der täglichen Bischofsberatungen Raum für Diskussionen unter den Synodenteilnehmern zu ermöglichen. "Diese Tatsache zeigt deutlich, wie Benedikt XVI. auch den innerkirchlichen Dialog förderte", so der Nuntius.

Quelle:
KNA