Belgrads Erzbischof pocht auf mehr Maßnahmen nach Amoklauf

"Irrsinnig viele Waffen in privaten Händen"

Laut dem katholischen Erzbischof von Belgrad, Ladislav Nemet, hat sich in Serbiens Gesellschaft Monate nach einem Doppel-Amoklauf mit 18 Toten nur wenig geändert. Er forderte nun mehr Investitionen in den Bildungs- und Mediensektor.

Ladislav Nemet, Erzbischof von Belgrad / © Markus Schönherr (KNA)
Ladislav Nemet, Erzbischof von Belgrad / © Markus Schönherr ( KNA )

"Die Statistiken zeigen, dass immer noch irrsinnig viele Waffen in privaten Händen sind", so der Geistliche im Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA). 

Amnestie hat Serbien nicht sicherer gemacht 

Er bezweifelt, dass eine Amnestie infolge der beiden Massaker, bei der Serben ihre illegalen Waffen straffrei der Polizei übergeben konnten, Serbien tatsächlich sicherer gemacht hat.

Schulkinder zünden Kerzen für die Opfer in der Nähe Vladislav-Ribnikar-Grundschule an. Nach den tödlichen Schüssen in einer Belgrader Schule hat die serbische Regierung eine dreitägige Staatstrauer angeordnet.  / © Armin Durgut (dpa)
Schulkinder zünden Kerzen für die Opfer in der Nähe Vladislav-Ribnikar-Grundschule an. Nach den tödlichen Schüssen in einer Belgrader Schule hat die serbische Regierung eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. / © Armin Durgut ( dpa )

"Wir sind ein kleines Amerika, wo jeder glaubt, sich mit einer Waffe zu Hause selbst verteidigen zu müssen." Dieser Gedanke sei immer noch weit verbreitet.

Nemet fordert mehr Finanzierung für den Bildungssektor sowie Arbeitsmarktreformen, die es serbischen Eltern erlauben, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. 

Strengere ethische Normen für Medien

Zudem müssten Medien strengeren ethischen Normen unterliegen. Als eine der treibenden Kräfte hinter den Amokläufen vom Mai gelten gewaltverherrlichende Inhalte privater und staatlicher Fernsehsender.

In dem Westbalkan-Staat hatten die beiden Massaker an Schulen eine politische Lawine ausgelöst. Fast wöchentlich gibt es seither Massenproteste unter dem Banner "Serbien gegen Gewalt". 

Ursprünglich als Bürgerbewegung gegründet, treten die Aktivisten nun am 17. Dezember bei vorgezogenen Parlaments- und Lokalwahlen an. Sie kritisieren die Politik von Präsident Aleksandar Vucic.

Amokläufe mit Schusswaffen und Messern in Deutschland

Eine Auswahl an Amokläufen aus der Vergangenheit:

Heidelberg, Januar 2022: Ein junger Mann hat an der Universität Heidelberg eine junge Frau getötet und mehrere Menschen mit seiner Waffe verletzt.

Würzburg, Juni 2021: Ein 24-jähriger Somalier sticht ohne Vorwarnung auf Menschen ein. Drei Frauen sterben, sieben Menschen werden verletzt. Das Motiv für den Angriff ist weiterhin unklar.

Lübeck, Juli 2018: Ein 34-Jähriger legt in einem Linienbus Feuer und verletzt zwölf Fahrgäste mit einem Messer zum Teil schwer.

Pistole und Munition / © sarun_J (shutterstock)


 

Quelle:
KNA