Nicht die Weihnachtsbotschaft oder die Art zu feiern haben sich für Pfarrer David Grüntjens und Gemeindereferentin Michelle Engel über die Jahre verändert, sondern ihr Blick darauf. Das sagten die als "Frengels&Chef" weit über ihre Krefelder Kirchengemeinde hinaus bekannten Churchfluencer der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Ihrem Instagram-Account @diokirche_krefeld folgt eine mehr als 86.000-köpfige Social-Media-Gemeinde.
Sie nehme die Welt heute anders wahr als früher, sagt Engel. "Als Kind habe ich das Fest einfach als etwas Schönes und Selbstverständliches erlebt". Heute sehe sie viel bewusster, dass nicht alle dieses Glück haben. Und "dass es Menschen gibt, die an Weihnachten allein sind, traurig, einsam, oder denen die Mittel und die familiären Traditionen fehlen, um das Fest so zu feiern, wie sie es vielleicht gerne würden".
Gänsehautmoment mit Tränen in den Augen
In ihrer Familie habe sich das Weihnachtsfest nicht viel verändert, sagt Engel: Mit der Großfamilie werde musiziert, Gedichte würden vorgetragen, beschert und gegessen, bevor einige, "zugegeben nicht alle", in die 22 Uhr Christmette gehen. Als Messdienerin habe sie den Kirchgang geliebt: "Bis heute erinnere ich mich an die Tränen in den Augen von mir und meinen Messdienerfreunden, wenn die ganzen Lichter zum Ende der Christmette ausgehen, wir uns zum Auszug aufstellen und dann 'Stille Nacht' geschmettert wird - einfach ein Gänsehautmoment." So stehe Weihnachten für sie bis heute für Gemeinschaft, Tradition und Liebe.
Grundstimmung und Traditionen seien geblieben, doch fehlten inzwischen verstorbene Familienmitglieder und neue seien hinzugekommen: "Das zeigt mir jedes Jahr aufs Neue diesen natürlichen Kreislauf des Lebens: Jemand geht, jemand Neues kommt. Insgesamt hat mich das sensibler dafür gemacht, was für ein Geschenk es ist, solche Feste gemeinsam verbringen zu können."
Omas Sauerbraten fehlt
Auch Grüntjens verbindet Weihnachten mit familiären Traditionen: "Für mich sind mit Weihnachten viele Erinnerungen an meine Oma verbunden: das geheimnisvolle, geschmückte Wohnzimmer, das wir erst nach dem Essen und klingeln eines kleinen Glöckchens betreten durften, der Duft von Omas Sauerbraten und das Sich-Schlängeln von Mahlzeit zu Mahlzeit." Mit der Erstkommunion sei dann die Kirche dazugekommen: "Proben für die großen Gottesdienste, Vorfreude, aufgeregt sein, tolle Musik, prächtig geschmückte Kirche - all das ist tief in mir drin und prägt mein Idealbild von Weihnachten bis heute."
Verändert habe sich Weihnachten für ihn durch den Tod seiner Oma: "Den Sauerbraten von Oma gibt es nicht mehr, an die Kekse von Oma kommt mein Vater zumindest nah ran." Dafür sei für ihn als Priester die Rolle der Kirche beim Weihnachtsfest mehr und mehr gewachsen. Heute freue er sich sehr auf die Gottesdienste in seiner Stadtpfarrkirche in Krefeld. "Familiär spielen meine Neffen die erste Geige. Wir versuchen, manches, was wir von Oma kennen, auch für die Jungs umzusetzen."
Jesus oder Maria und Josef?
Während Grüntjens an Weihnachten von Gott als hilflosem Jesuskind in der Krippe fasziniert ist, berührt Engel besonders die Geschichte von Maria und Josef: "Die beiden bleiben in all ihren Unsicherheiten und Zweifeln zusammen und vertrauen darauf, dass Gott ihren Weg lenkt. Ich finde das unglaublich stark: dieses Sich-Einlassen, obwohl man nicht weiß, wie alles ausgehen wird." Diese Geschichte zeige, "dass Gott manchmal Wege öffnet, die wir selbst nie geplant hätten - und dass man im Vertrauen wachsen kann".
"Frengels" und "Chef" haben auch einen Weihnachtswunsch an die Kirche: Sie sollte mehr Freude, Hoffnung und Vertrauen ausstrahlen und weniger Untergangsszenarien in die Welt setzen. Engels sagt: "Mein größter Wunsch an die Kirche wäre, dass sie sich mutiger auf Neues einlässt, ohne dabei ihre schönen und wertvollen Traditionen zu verlieren." Um da zu sein, wo die Menschen tatsächlich leben, sollte Kirche aus ihrer Sicht auch im digitalen Bereich neue Wege gehen: "Die meisten Menschen bewegen sich heute im Internet, und genau dort sollte Kirche ebenfalls präsent sein: offen und ansprechbar."