DOMRADIO.DE: Gestern ist Papst Leo XIV. spontan bei bei den Influencern und Influencerinnen vorbeigekommen. Wie war das?
Tabea Wiemer (Fachbereichsleiterin Evangelisierung im Erzbistum Köln): Das war eine unfassbare Überraschung. Alle waren außer sich vor Freude. Wir hatten eine Messe mit Kardinal Tagle. Am Ende kam Papst Leo überraschend vorbei. Die Menge hat wirklich getobt. Das war unglaublich.
DOMRADIO.DE: Was hat er ihnen mit auf den Weg gegeben?
Wiemer: Er hat vor allem zwei Dinge betont, dass wir Booten des Friedens und der Hoffnung sind. Außerdem hat er uns ermutigt, den Glauben zu allen zu bringen, die ohne Hoffnung sind und dass wir einen christlichen Humanismus fördern, gerade da, wo kein Friede herrscht.
DOMRADIO.DE: Später haben sie eine Techno-Party im Vatikan gefeiert. Das würde man vom Vatikan nicht erwarten.
Wiemer: Überhaupt nicht. Wir waren begeistert und überrascht.
DOMRADIO.DE: Wie kam das zustande und wo genau war das?
Wiemer: Das war direkt in der Nähe vom Petersplatz. Wir konnten noch auf die Kuppel des Petersdoms schauen. Es gab eine Technoparty mit dem DJ, der auch beim Weltjugendtag in Lissabon aufgelegt hatte. Einige kennen den sicher noch. Es gab aber auch andere Künstler. Verschiedene Bands aus der christlichen Szene haben den ganzen Abend über gespielt.
DOMRADIO.DE: Ein Treffen katholischer Influencer ist besonders. Wie kann man sich das vorstellen? Gibt es die ganze Zeit Vorträge und Gruppenarbeit? Wie ist das?
Wiemer: Es war ein buntes Programm. Es gab Vorträge und Podien. Dann gab es immer wieder Videobotschaften, zum Beispiel auch von Nicky Gumbel, dem Gründer der Alpha-Kurse oder Father Mike Schmitz aus den USA. Ein berühmter Priester, der viel online und digital macht. Zwischendurch gab es immer wieder Live-Auftritte auf der Bühne.
Es gab Austauschrunden für die Teilnehmer im Publikum und man konnte wirklich viele Leute kennenlernen. Das war großartig.
DOMRADIO.DE: Wie vielfältig ist diese weltweite Influencer-Szene? Wie erleben Sie das?
Wiemer: Das war total spannend, denn es war sehr vielfältig. Ich bin begeistert, was es weltweit so gibt. Wir haben viele tolle Initiativen und Influencer kennengelernt. Ich glaube, da können wir uns in Deutschland und auch in der Weltkirche inspirieren lassen und noch viel lernen, muss ich sagen.
DOMRADIO.DE: Wie ist es um die deutschsprachige Influencer-Szene bestellt? Ist die noch ausbaufähig im internationalen Vergleich?
Wiemer: Ich glaube, wir dürfen noch wachsen. Es waren ein paar deutsche Influencer da, gerade von dem Netzwerk "Cross Connected". Aber ich meine, wir dürfen noch dazu lernen und auch mutig sein. Es war beeindruckend zu sehen, was es weltweit für einen Mut gibt, den Glauben in den sozialen Medien zu verkünden. Es war toll zu sehen, wie kreativ und erfolgreich die Leute damit sind.
DOMRADIO.DE: Andererseits können digitale Gemeinden in so einer Influencer-Fangruppe die realen Gemeinden nicht ersetzen. Digitale Taufen oder digitale Kommunion funktioniert mit den Sakramenten nicht, oder?
Wiemer: Das ist absolut richtig. Ich bin davon überzeugt, dass es immer die reale Begegnung braucht. Dennoch glaube ich, dass die Sozialen Medien eine tolle Möglichkeit sind, etwas über den Glauben zu lernen und sich inspirieren zu lassen. Sie sind ein Möglichkeit, sich zu vernetzen.
Man kann sehen, dass die Person bei mir in der Nähe ist und mittels der Sozialen Medien über den Glauben berichtet. Es ist eine niederschwellige Möglichkeit, um mit dem Glauben in Berührung zu kommen.
DOMRADIO.DE: Welche Rolle kann die Influencer-Szene für die Evangelisierung spielen?
Wiemer: Ich bin davon überzeugt, dass sie eine wichtige Rolle spielt. Vor allem, weil wir heute unter Umständen in unseren Gemeinden und an den Orten, wo wir leben, keine christlichen Zeugen mehr kennen. Außerdem ist eventuell niemand in unseren Freundes- oder Bekanntenkreisen gläubig.
Dann ist es umso wichtiger, dass wir über die Sozialen Medien Leute kennenlernen können, die gläubig sind und ihren Glauben auch bezeugen. Ich glaube, wenn man dann den ersten Schritt gemacht hat, ist es wichtig, reale Begegnungen zu schaffen und vor Ort eine Gemeinde zu finden, in der man andocken kann. Das Tolle daran ist, dass der Glaube zu mir nach Hause in mein Zimmer kommt.
Das Interview führte Hilde Regeniter.