Beim Bonifatiusfest spitzt sich der Streit zwischen Bischöfen und Bruderschaft zu

Nebenan weihen die Piusbrüder

Bonifatiusfest in Fulda: Zum Festgottesdienst mit Diözesanbischof Heinz Josef Algermissen am Sonntag versammelten sich über 7.000 Menschen auf dem Domplatz. Nur wenig mehr als einen Kilometer entfernt spitzte sich unterdessen der Streit zwischen den katholischen Bischöfen und der traditionalistischen Piusbruderschaft zu.

Autor/in:
Peter de Groot
 (DR)

Auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei sind zur gleichen Zeit rund 130 Menschen. Dort weiht der deutsche Distriktobere der traditionalistischen Priesterbruderschaft Pius X., Franz Schmidberger, die neue Kapelle der Piusbrüder. Sie trägt den Namen "Mutter von der immerwährenden Hilfe".

In der Kapelle ein Hoch- und zwei Seitenaltäre, zwölf Kirchenbänke, eine kleine Orgel, Blumenschmuck. Die Wände sind in einem hellen Weiß gestrichen, es gibt viele große Fenster - auch Dachfenster. Um die Kapelle herum sind Wimpel aufgestellt in den gelb-weißen Farben des Vatikan. Die Weihe folgt dem römischen "Ritus für die Segnung einer neuen Kirche". Gleich zu Anfang heißt es dort - ins Deutsche übersetzt: "Wasche mich und ich bin weißer als der Schnee." Die Außenwände der Kapelle werden mit Weihwasser besprengt, dann die Altäre, die Innenwände.

Algermissen hatte es katholischen Gläubigen untersagt, an der Kapellenweihe teilzunehmen. Er hatte die Weihe als unerlaubt und als einen die Kirche gefährdenden Akt verurteilt. Beim Gottesdienst zum Bonifatiusfest auf dem Domplatz sagt der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode in seiner Festpredigt, die Kirche werde sicher nicht zukunftsfähiger durch eine provokative Weihe der Piusbrüder. Und er fragt, ob das denn die Antwort sein könne auf die ausgebreiteten Arme des Heiligen Vaters.

Die Stadt Fulda, so ihr Sprecher Michael Schwab, habe die Nutzung der früheren Gärtnerei als "Versammlungsort" der Piusbruderschaft auf zunächst drei Jahre begrenzt. Man wolle sehen, wie viele Teilnehmer kämen und wie sich die Parkplatzsituation entwickele, sagt Schwab. Eine rechtliche Möglichkeit, die Umnutzung zu untersagen, habe es nicht gegeben. Allerdings habe man den Wunsch der Piusbrüder, einen Glockenturm zu bauen oder einen Turm auf das Dach zu setzen, abgelehnt.

"Umfahren Sie am besten den Bezirk um den Domplatz"
Mit dem Auto anreisenden Gästen hatte die Piusbruderschaft geraten:
"Bitte beachten Sie, dass es aufgrund der Bonifatius-Feierlichkeiten auf dem Domplatz zu Straßensperrungen kommen kann; umfahren Sie am besten den Bezirk um den Domplatz." Dass die Kapellenweihe mit dem Bonifatiusfest - dem Fuldaer Bistumsfest - zusammenfiel, hatte Algermissen als "provokativ" bezeichnet.

Schmidberger entgegnete, die Bruderschaft müsse ihren bisherigen Fuldaer Kapellenraum zum 10. Juni dem neuen Mieter übergeben und habe deshalb die Einweihung des neuen Gotteshauses auf den diesem Datum vorausgehenden Sonntag gelegt. Von Provokation könne keine Rede sein, das zeitliche Zusammentreffen mit dem Bonifatiusfest sei rein zufällig.

Doch die Piusbrüder weisen Algermissens Kritik an der Kapellenweihe nicht nur zurück, sie laden ihn auch ein. Nämlich dazu, "an einem der nächsten Sonntage selbst die heilige Messe in der neuen Kapelle im überlieferten Ritus zu feiern und die dortigen Katholiken in ihrem Glauben zu stärken", indem er an den heiligen Bonifatius erinnere, "der die Donar-Eiche bei Geismar als Wahrzeichen des alten Heidentums gefällt und aus dem Holz eine kleine Kirche gebaut hat". Dass Algermissen dieser Einladung folge, könne er sich aber beim besten Willen nicht vorstellen, sagt sein Sprecher Christof Ohnesorge.