Erzbischof Zollitsch zweifelt an Dialogbereitschaft der Piusbruderschaft

"Sehr harte Äußerungen"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, bezweifelt die Bereitschaft der umstrittenen Pius-Bruderschaft zur vollständigen Rückkehr in die katholische Kirche. "Von den Piusbrüdern kommen sehr harte Äußerungen", sagte Zollitsch der "Kölnischen Rundschau" (Donnerstag). Er frage sich, ob dahinter nicht längst stehe, "dass das Schisma gegenwärtig unüberwindbar ist und der Weg der Piusbrüder außerhalb der Kirche liegt".

 (DR)

Zollitsch schloss auch eine erneute Exkommunikation der traditionalistischen Bischöfe nicht aus, wenn sie gegen den Willen Roms weitere Weihen vornähmen und damit gegen das Kirchenrecht verstießen.

Zugleich nahm der Erzbischof seinen Vorgänger im Amt des Bischofskonferenz-Vorsitzenden, Kardinal Karl Lehmann, im Zusammenhang mit der Traditionalisten-Debatte gegen Kritik in Schutz. Lehmann habe Nachlässigkeiten der römischen Kurie kritisiert, die Positionen des Briten Richard Williamsons «nicht umfassend geprüft» habe. Kritik an Versäumnissen, die Benedikt XVI. selbst als Panne bewertet habe, sei keine Kritik am Papst, «auch wenn sich viele der Kritisierten gern hinter dem Papst verstecken». Der Papst könne da differenzieren, sagte Zollitsch zu Äußerungen des deutschen Kurienkardinals Paul Josef Cordes über Lehmann.

Im Januar hatte Papst Benedikt XVI. die seit 1988 bestehende Exkommunikation der vier illegal geweihten Bischöfe der Pius-Bruderschaft aufgehoben, darunter auch Williamson. Als bekannt wurde, dass der Brite in einem Interview den Holocaust geleugnet hatte, löste dies eine Welle der Kritik aus. Der Vatikan teilte später mit, dass der Papst diese Äußerungen nicht gekannt habe und dass die vier ihre kirchlichen Ämter weiter nicht ausüben dürften. Die Bruderschaft lehnt die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) ab. Eine weitere Klärung zwischen Pius-Brüdern und Vatikan steht aus.