Domorganist Bönig über einen berühmten "Kollegen“

"Beethoven war ein hervorragender Organist"

Am Dienstag starten die Orgelfeierstunden im Dom – coronabedingt mit kaum Besuchern, dafür überträgt Domradio.de alle Konzerte in Ton und Bild. Prof. Bönig spricht in „Musica“ über das Programm und die Bedeutung von Kultur in der Coronakrise.

Kölner Domorganist Professor Winfried Bönig / © Tomasetti (DR)
Kölner Domorganist Professor Winfried Bönig / © Tomasetti ( DR )

In den 12 Konzerten der traditionsreichen Orgelfeierstunden spielen katholische und evangelische Organisten immer dienstags ganz unterschiedliche Kompositionen. Ein Schwerpunkt der Programme liegt auf der deutschen und französischen Romantik. Und natürlich steht im Jubiläumsjahr Musik von einem ganz besonderen Bonner „Kollegen“ von Bönig auf dem Programm. Niemand geringeres als Ludwig van Beethoven war in jungen Jahren zweiter Hoforganist in Bonn. Doch Orgelkompositionen gibt es vom „Titanen“ der Klassischen Musik trotzdem nicht, erklärt Prof. Bönig: „Er war ein hervorragender Organist wie Mozart, aber zu der Zeit war es üblich, an der Orgel fast nur zu improvisieren, und deswegen hat uns Beethoven für die Orgel nichts hinterlassen.“

Aber immerhin erklingen beim Auftaktkonzert ab 20 Uhr Werke, die bekannte Kompositionen und Melodien von Beethoven zitieren, etwa aus der berühmten „Eroica“-Sinfonie oder aus „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“. Doch nicht nur Beethoven ist im Jahr seines 250. Geburtstages ein wichtiger Programmpunkt im Auftaktkonzert der Orgelfeierstunden, das traditionell der Kölner Domorganist persönlich spielt. In dem „Geburtstagskonzert“ am 16. Juni erklingen auch Werke Charles Tournemire (150 Jahre), Paul Hindemith (125 Jahre) und Gabriel Fauré (175 Jahre).

Außerdem in Musica:

Der martialische Psalm 110 wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts sehr oft vertont – in „Musica“ gibt es dazu vier Kompositionen. Auffällig ist, wie unterschiedlich die Vertonungen von „Dixit Dominus“ klingen, obwohl sie zur gleichen Zeit und in ähnlicher Besetzung mit Solisten, Chor und Orchester geschrieben wurden.

Georg Friedrich Händel setzt eine fast schon schmerzhafte Tonmalerei ein („Er zerschlägt Könige am Tage seines Zorns“) und verbindet meisterhaft evangelische Kompositionstechnik mit katholischer Tradition. Der stets originelle Zelenka zaubert in seiner Vertonung harmonische Wechsel und einen Walking-Bass in die Stimmenbücher, Vivaldi ist Vivaldi und erzeugt unfassbar schöne Klänge, abschlißend beweist Antonio Lotti mit seiner schwungvollen Komposition, warum er seinerzeit ein so angesehener Komponist und Kapellmeister in Venedig war.


Spieltisch der Kölner Domorgel / © Mathias Peter  (DR)
Spieltisch der Kölner Domorgel / © Mathias Peter ( DR )

Ansicht Domorgel im Nordquerhaus des Kölner Domes / © Mathias Peter (DR)
Ansicht Domorgel im Nordquerhaus des Kölner Domes / © Mathias Peter ( DR )
Quelle:
DR