Barack Obama ist die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten sicher - Clinton zögert noch

Time for a change?

Der demokratische Senator Barack Obama hat die Nominierung zum ersten schwarzen Präsidentschaftskandidaten in der Geschichte der USA unter Dach und Fach. Der 46-Jährige übersprang in der Nacht bei Vorwahlen in South Dakota und Montana die notwendige Schwelle von 2118 Delegiertenstimmen. Kurz danach erklärte er sich zum Sieger des Vorwahl-Marathons gegen die frühere First Lady Hillary Clinton. US-Medienberichten zufolge erklärte sich Clinton bereit, für den Posten der Vizepräsidentin Obamas zu kandidieren.

 (DR)

Am Ende wirkte Hillary Clinton störrisch. Auch am Dienstagabend wollte die demokratische Präsidentschaftskandidatin noch nicht eingestehen, dass sie den langen zähen Wahlkampf gegen Barack Obama verloren hatte. Bei einer Rede in New York wies sie darauf hin, dass sie in den 54 Vorwahlkämpfen der vergangenen fünf Monate absolut die meisten Wählerstimmen errungen hatte und stellte lediglich in Aussicht, dass sie sich in den kommenden Tagen mit ihren Beratern über die nächsten Schritte abstimmen wolle.

Dabei gab es an den Zahlen nach den letzten beiden Rennen in South Dakota und Montana am Dienstag nichts mehr zu deuteln: Barack Obama hat nunmehr 2156 der Delegiertenstimmen für den demokratischen Wahlparteitag auf seiner Seite. 2118 waren für die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten gefordert. Hillary Clinton bringt es in der Endabrechnung auf 1923. Damit steht Barack Obama als Kandidat seiner Partei endgültig fest.

Obama selbst, der am späten Dienstagabend in Minnesota vor einer euphorischen Menge von rund 17 000 Anhängern die Nominierung annahm, schlug deutlich versöhnlichere Töne an. Ausgiebig lobte er seine Rivalin und gratulierte ihr zum Tagessieg in South Dakota. In Montana siegte Obama. Er pries Clinton für ihren unermüdlichen Kampf im Dienst der einfachen Amerikaner, deren Leben zu verbessern sie sich Zeit ihres Lebens aufgeopfert habe. Bei seinen großen politischen Zielen als Präsident, darunter vor allem die Einführung einer universelle Krankenversicherung, so Obama weiter, werde er auf die Unterstützung der «großen Anführerin» Clinton bauen.

Damit befeuerte Obama erneut die Spekulationen um eine mögliche Vizepräsidentschafts-Kandidatur seiner Konkurrentin. Ein Freund der Familie Clinton sagte der «New York Times», dass Clinton mit Sicherheit die zweite Position ihrer Partei anstreben werde. «Es wäre für sie der beste Weg zu einer erfolgreichen Kandidatur in acht Jahren». Offiziell dementiert Clinton's Wahlkampfteam jedoch bislang noch solche Überlegungen.

Obama hatte seine endgültige Nominierung am Dienstag in erster Linie dem massiven Zulauf der sogenannten «Superdelegierten» in den vergangenen Tagen zu verdanken. Noch nach den Wahlgängen in Kentucky und Oregon am 20. Mai wurde befürchtet, dass auch der letzte Wahltermin am Dienstag keine Entscheidung bringen würde. Damit wäre die Kandidatur hinter den Kulissen des Wahlparteitages in Denver im August bestimmt worden. Um das zu vermeiden, schlugen sich jedoch in den letzten Tagen zahlreiche noch unentschiedene «Superdelegierte» - nicht an einen Kandidaten gebundene Parteitagsabgeordnete - auf die Seite von Obama.

Allein am Wahldienstag legten sich viele der Partei-Würdenträger auf Obama fest, der laut CNN nun 394 Superdelegiertenstimmen gegenüber 286 von Clinton aufweist. Der Kongress-Abgeordnete James Clyburn, der sich auch am Dienstag für Obama entschied, gab die Stimmung in der Partei wieder, als er sagte: «Wie wir ab heute miteinander umgehen, wird massiv unsere Aussichten im November beeinflussen.» Die demokratische Partei ist fortan auf Einheit bedacht.

Obama ist nach dem Ergebnis vom Dienstag der erste Schwarze mit einer echten Chance auf die Präsidentschaft in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Trotz der historischen Bedeutung dieses Ereignisses vermied er es jedoch in seiner Rede sorgsam, über Rasse zu sprechen. In einem offensichtlichen Bemühen, Gemeinsamkeiten statt Unterschiede in der Wählerschaft zu betonen, hielt er sich an sein großes Wahlkampfthema des Wandels. Er, nicht John McCain, sei der Kandidat wahrer Veränderung in den USA, von McCain sei eine Fortführung der gescheiterten Politik der vergangenen acht Jahre zu erwarten.

Während mehr als der Hälfte seiner Rede beschäftigte sich Obama mit McCain und machte damit deutlich, dass er die Vorwahlen nun hinter sich lassen möchte, um sich auf das große Ziel im November konzentrieren. «Heute endet eine Reise und eine neue beginnt», rief Obama der jubelnden Menge in Minnesota zu. Das fand auch McCain bei einem Auftritt in New Orleans: «Die Vorwahl-Saison ist vorbei», sagte der Kandidat der Republikanischen Partei.