Bätzing kritisiert Umgang mit Missbrauchsskandal bei Synode

Keine Vergebung ohne Zuhören

Bei der Europa-Etappe der Weltsynode in Prag haben am Montag einige Redner eine mangelnde Berücksichtigung von Missbrauchsopfern kritisiert. Am umfassendsten kritisierte dies der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Die europäische Etappe der Weltsynode findet vom 5. bis 12. Februar 2023 in Prag statt. / © DaLiu (shutterstock)
Die europäische Etappe der Weltsynode findet vom 5. bis 12. Februar 2023 in Prag statt. / © DaLiu ( shutterstock )

Der Limburger Bischof Georg Bätzing sagte am Montagabend, es komme in den bisherigen Beiträgen zu wenig zur Sprache, dass die Kirche "zutiefst verwundet sei", weil zahlreiche Priester und Ordensleute durch sexuellen Missbrauch "Menschen in der Kirche verwundet haben".

Georg Bätzing

Georg Bätzing wurde am 13. April 1961 in Kirchen (Sieg) geboren. Er studierte Philosophie und Theologie an der Universität Trier und der Universität Freiburg.

1987 wurde er in Trier zum Priester geweiht. Von 1996 bis 2010 war er als Leiter des Priesterseminars für die Priesterausbildung im Bistum Trier verantwortlich. Bereits 2007 übernahm er die Leitung der Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier. Ab November 2012 war Bätzing Generalvikar des Bistums Trier.

Bischof Georg Bätzing / © Bert Bostelmann (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Bert Bostelmann ( KNA )

Keine Vergebung ohne Zuhören möglich

Die Situation sei dramatisch, betonte Bätzing. In Europa gebe es "Hunderttausende Opfer" von sexuellem Missbrauch durch Geistliche. Wenn diese nicht gehört würden, sei keine Vergebung möglich. Es sei unverständlich, warum die Opfer bei der Synode keine Stimme hätten.

Bätzing würdigte zugleich, dass im Vorbereitungspapier in einem Kapitel der Missbrauch erwähnt werde, bezeichnete dies aber als unzureichend.

Nicht "einige", sondern sehr viele Skandale

Ähnlich wie Bätzing kritisierte auch der in Moskau arbeitende Jesuitenpater Stephan Liepke den bisherigen Umgang mit dem Missbrauchsskandal in der Synode.

Dabei erwähnte er die Predigt des Prager Erzbischofs Jan Graubner beim Eröffnungsgottesdienst am Sonntagabend. Dieser habe von "einigen Skandalen" durch Männer der Kirche und durch Geistliche gesprochen, in Wahrheit gebe es aber sehr viele Skandale und Verletzungen.

Missbrauch "riesiges Problem, das wir ernsthaft angehen müssen"

Es sei ein "riesiges Problem, das wir ernsthaft angehen müssen, um herauszufinden, was Umkehr und Neuanfang bedeuten können". Bereits am Vormittag war in einigen Redebeiträgen kritisch angemerkt worden, dass im Vorbereitungspapier der Kontinental-Etappe der Missbrauchsskandal nicht ausreichend berücksichtigt werde.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA