Missbrauch im Bistum Essen wissenschaftlich aufgearbeitet

Vorstellung am 14. Februar

Die sozialwissenschaftliche Aufarbeitungsstudie zu sexuellem Missbrauch im Bistum Essen wird auch einen relativ aktuellen Fall aufgreifen. Das kündigte Studienleiterin Helga Dill vom Institut IPP im Bistums-Podcast an.

Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz ( KNA )

Am 14. Februar stellen die Forschenden ihre Ergebnisse in Essen vor. Durch Untersuchungen in anderen Diözesen sei mittlerweile klar, dass kirchliche Amtsträger ihre Verantwortung nur begrenzt oder gar nicht wahrgenommen haben, sagte Dill weiter. Die IPP-Untersuchung gehe über rechtliche Bewertungen hinaus und betrachte vor allem den Umgang mit Betroffenen und Tätern, Dynamiken in Gemeinden, die Sprachfähigkeit über das Thema Sexualität, klerikale Macht sowie weitere Bedingungen, die Missbrauch ermöglichten.

Personal- und Geheimakten ausgewertet

Essener Missbrauchsstudie greift zwei bekannte Fälle heraus

Sozialforschende haben Missbrauchsfälle im Bistum Essen aufgearbeitet. Ihnen geht es um die Strukturen, die Taten begünstigten. Zwei Bischöfe haben bereits Fehler eingeräumt.

Wieder wird es um sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche gehen. Wieder werden Betroffene Schmerz und Wut zum Ausdruck bringen, Kirchenvertreter ihre Betroffenheit ausdrücken und Bischöfe ihren eigenen Umgang mit beschuldigten Priestern erklären müssen. Am 14. Februar stellt ein sozialwissenschaftliches Team aus München seine Missbrauchsstudie für das Bistum Essen vor.

Ein Plakat, brennende Opferlichter und ein symbolischer Sarg bei einer Kundgebung von Betroffenen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche am 21. Januar 2022 vor dem Essener Dom. / © Andre Zelck (KNA)
Ein Plakat, brennende Opferlichter und ein symbolischer Sarg bei einer Kundgebung von Betroffenen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche am 21. Januar 2022 vor dem Essener Dom. / © Andre Zelck ( KNA )

Die Forschenden werteten in den vergangenen drei Jahren Personal- und Geheimakten des 1958 gegründeten Bistums Essen aus und griffen sechs Beispielfälle ab den 1970-er Jahren heraus. Zu diesen führten sie Interviews unter anderen mit Kirchenverantwortlichen und Betroffenen sowie Gruppendiskussionen in betroffenen Gemeinden.

"Es hat sich schon gezeigt, dass die Gemeinden sehr alleine gelassen werden", sagte Dill. Es gebe niemanden, der ihnen bei Schuldzuweisungen und Schuldgefühlen zur Seite stehe. Dies sei eine Aufgabe für die Zukunft. Die Studie werde der Diözese weitere konkrete Empfehlungen geben.

Zu den sechs Beispielen zählt einem Bistumssprecher zufolge auch der bekannte Fall des Priesters A., der trotz strafrechtlicher Verurteilungen wegen Missbrauchs viele Jahre weiter als Seelsorger arbeiten konnten. Die fragwürdigen Versetzungen des aus dem Erzbistum Köln stammenden A. haben bereits verstorbene Bischöfe zu verantworten. Aber auch der aktuelle Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und sein Vorgänger Felix Genn, heute Bischof in Münster, haben Fehler im Umgang mit A. eingeräumt, der als Ruhestandsgeistlicher ins Bistum Essen gekommen war.

Stellungnahme nach Präsentation

Vor der Veröffentlichung der Studie am 14. Februar erhält neben beteiligten Gemeinden und Betroffenen auch Overbeck die Ergebnisse.

Er wird nach der Präsentation eine Stellungnahme abgeben. Zudem werden sich zwei Betroffene äußern, die den Verlauf der Untersuchung begleitet haben.

Die sogenannte MHG-Studie aus dem Jahr 2018 verzeichnet für das Ruhrbistum 85 Betroffene sowie 60 beschuldigte Geistliche seit seiner Gründung 1958. Am 14. Februar legt die Diözese aktuelle Zahlen vor.

Quelle:
KNA