Die Augustiner verzeichnen seit der Wahl von Mitbruder Robert Francis Prevost zu Papst Leo XIV. mehr Nachfragen zu ihrer Gemeinschaft. Das Interesse sei kolossal gewachsen, sagte Pater Felix Meckl, im Augustinerkloster Maria Eich bei München für die Wallfahrt zuständig, der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag).
"Die Augustiner sind unbekannter als andere Orden, die Leute wollen wissen, was ist deren Spiritualität, ihre Aufgabe." In ihrem Wallfahrtsladen seien seit Mai fast doppelt so viele Bücher mit der Ordensregel wie sonst verkauft worden.
Auch Ehrenamtliche wollten sich engagieren, erzählte der Pater. Zudem gebe es Anfragen von jungen Männern, die auf der Suche nach einer Ordenslebensform seien und sich über den Papst mit den Augustinern beschäftigten.
Durch Presseberichte seien Leute nach Maria Eich gekommen, die sich den Ort anschauen möchten, an dem die Brüder des Papstes lebten. Zahlenmäßig lasse sich das schwer fassen, räumte der Ordensmann ein. "Letztlich geht es uns darum, dass die Menschen hier etwas finden, das ihnen in dem Moment guttut."
"Großer Diplomat
Meckl kennt Leo XIV. aus früheren Zeiten, als dieser in seiner Funktion als Ordenschef die deutschen Mitbrüder besuchte. In seinem jetzigen Amt erlebe er diesen als "großen Diplomaten, der mit großem Respekt und Wertschätzung Themen aufgreift". Er gehe leise in Situationen rein, beobachte, analysiere. "Robert hat eine unglaubliche Präsenz und ist interessiert am individuellen Gegenüber. Er drückt sich nicht vor unangenehmen Entscheidungen oder davor, eigene Fehler einzugestehen."
Als Ordensoberer habe er anhand der Gemeinschaft Pluralität kennengelernt und sie gut einfangen können, "weil er an der konkreten Situation interessiert war", erklärte der Pater. Er vermute, dass der Papst die Sommerpause in Castel Gandolfo auch dazu genutzt habe, sein Pontifikat zu entwerfen, und sich damit der Frage gewidmet habe: Wie will ich leben?
Papst hält Kontakt zum Orden
"Er ist seit 1977 Ordensmann. Wenn ein Mitbruder Bischof wird, verliert er bei uns sein passives und aktives Wahlrecht. Das macht was mit einem, schafft eine Distanz, aber auch Freiheiten, seine Zugehörigkeit anders zu gestalten", so der Augustinerpater." Leo XIV. halte weiter Kontakt zum Orden. "Ich denke, er hat eine Sehnsucht, in Gemeinschaft zu sein."
Bei den Augustinern liege eine starke Betonung auf der Gemeinschaft. "Wir leben nicht innerhalb der Klostermauern, sondern auch mit der Welt außerhalb, da kommen Einflüsse rein, da gehen Impulse raus", betonte der Ordensmann.