Predigerkirche in Basel wird zum Corona-Testlabor

Arztkittel statt Talar?

Rachenabstrich anstatt Eucharistiefeiern: Die Baseler Predigerkirche ist vorrübergehend Corona-Teststation. Bis auf Weiteres sind Gottesdienste abgesagt. Pfarrer Bangert erzählt, warum er den Kirchenraum in diesem Notfall zur Verfügung stellt.

Test auf das Coronavirus (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Sie persönlich haben den Talar aber nicht durch medizinische Kleidung eingetauscht, oder?

Pfarrer Dr. Michael Bangert (Pfarrer der Predigerkirche in Basel): Selbstverständlich nicht. Im Übrigen ist es so, dass ich üblicherweise keinen Talar trage, aber Sie haben recht: Die Gottesdienste in der Kirche sind im Augenblick nicht möglich, weil dort die Voruntersuchungen von Corona-Patienten stattfindet beziehungsweise von Menschen, die glauben, dass sie sich infiziert haben.

DOMRADIO.DE: Wie ist es denn dazu gekommen, dass die Predigerkirche jetzt Corona-Teststation ist? 

Bangert: Das hat einen langen Vorlauf. Unsere Kirche liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Universitätsspital Basel und zur Notfallaufnahme. Wir sind direkte Nachbarn. Vor ein paar Jahren hat unser Kirchenrat angefangen, darüber nachzudenken, was wir der Stadtgesellschaft geben können.

Da kam die Frage auf, was wir im Notfall machen. Wir haben unterschiedliche Szenarien durchgespielt und dann entschieden, dass unsere Kirche vom Universitätsspital genutzt werden darf, wenn es in einem Notfall wie diesen notwendig wäre.

DOMRADIO.DE: Das Zentrum soll dadurch entlastet werden. Werden die Patienten tatsächlich im Kirchenschiff getestet? Wie muss man sich das vorstellen?

Bangert: Ja, im Haupteingang gibt es Wartezonen. Dort können, wenn ich das richtig einschätze, ungefähr 60 Personen gleichzeitig behandelt werden. Es gibt Bereiche, wo Nasenabstriche und – wenn es angezeigt ist – auch Blutabnahmen gemacht werden.

DOMRADIO.DE: Wie fallen denn die Reaktionen der Gemeindemitglieder aus? Haben die Menschen nicht vielleicht auch Angst, dass die Kirche kontaminiert wird?

Bangert: Nein, da sind unsere Gemeindemitglieder klug genug. Der Coronavirus oxidiert ja in kürzester Zeit. Da muss man sich keine Sorgen machen. Zum anderen aber hat das Universitätsspital alles wirklich ganz professionell geregelt. Der Boden ist abgeklebt, die Wände sind durch Überdeckungen gesichert. Das ist eindrucksvoll gemacht worden.

DOMRADIO.DE: Wie verbreitet ist der Coronavirus in der Schweiz überhaupt? 

Bangert: In der Innerschweiz gibt es Gebiete, in denen es bisher überhaupt keine Fälle gibt. Vor allem in den großen Städten gibt es Fälle. Eigentlich in allen Bereichen, wo es viele Außenkontakte gibt. Insgesamt gab es bisher – wenn ich das heute Morgen richtig verfolgt habe – drei Todesfälle. Darüberhinaus gibt es augenblicklich um die 280 bestätigte Infektionen. 

Das Gespräch führte Verena Tröster. 


Schild am Eingang der Baseler Predigerkirche  / © Georgios Kefalas (dpa)
Schild am Eingang der Baseler Predigerkirche / © Georgios Kefalas ( dpa )

In der Baseler Predigerkirche wurde Platz für die Teststation gemacht / © Georgios Kefalas (dpa)
In der Baseler Predigerkirche wurde Platz für die Teststation gemacht / © Georgios Kefalas ( dpa )
Quelle:
DR
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