Argentinischer Kandidat will doch an Vatikan festhalten

Papst warnt vor "messianischen Clowns"

Zurückrudern nach Drohungen gegen den Vatikan im Heimatland von Papst Franziskus: Der radikal marktliberale Präsidentschaftskandidat Javier Milei hat sich vom öffentlich geäußerten Vorschlag eines seiner engsten Berater distanziert.

Der Politiker Javier Milei (l.), Präsidentschaftskandidat für die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Argentinien 2023, am 25. September 2023 bei einer Wahlkampfveranstaltung in San Martin (Argentinien) / © Tobias Käufer (KNA)
Der Politiker Javier Milei (l.), Präsidentschaftskandidat für die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Argentinien 2023, am 25. September 2023 bei einer Wahlkampfveranstaltung in San Martin (Argentinien) / © Tobias Käufer ( KNA )

Dieser hatte angekündigt, im Falle eines Wahlsieges in Argentinien die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan abzubrechen. In der Partei sei weder über diese Frage debattiert worden, noch sei eine solche Entscheidung geplant, sagte Milei nach Angaben der Tageszeitung "Clarin".

Ein "totalitärer Geist" an der Spitze

Bei der Wahlkampfabschlussveranstaltung von Mileis Partei "La Libertad Avanca" hatte Wirtschaftswissenschaftler Alberto Benegas Lynch in dieser Woche unter dem Jubel der mehreren tausend Anhänger die Einstellung der diplomatischen Beziehungen mit dem Vatikan gefordert, so lange dort an der Spitze ein "totalitärer Geist" herrsche. Man müsse man die gleichen Maßnahmen ergreifen wie Präsident Roca.

Julio Argentino Roca war von 1898 bis 1904 Präsident Argentiniens. In seine Amtszeit fiel unter anderem die Verstaatlichung des kirchlichen Bildungssystems und die Einführung der kostenfreien Grundschulausbildung,  was zu einem Bruch mit dem Vatikan führte.

Verhältnis zwischen Papst und Milei gilt als stark angespannt

Das Verhältnis zwischen Papst Franziskus und Javier Milei gilt als stark angespannt. Milei hatte zuletzt den Papst immer wieder scharf kritisiert. In einem millionenfach abgerufenen Interview mit dem US-Journalisten Tucker Carlson erklärte Milei, Franziskus unterstütze de facto die brutalen Linksdiktaturen in Lateinamerika, weil er deren Menschenrechtsverletzungen nicht klar verurteile.

Der Papst wiederum warnte vor wenigen Tagen in einem TV-Interview mit der staatlichen Agentur TELAM - ohne allerdings Milei namentlich zu nennen - vor "messianischen Clowns" die schnelle Lösungen versprechen würden: "Manchmal klammern sich Jungen und Mädchen an Wunder, an eine messianische Lösung der Dinge." Aber es gäbe nur einen Messias, "die anderen sind alle messianische Clowns". Manchmal erinnere ihn das an Leute wie den Rattenfänger von Hameln, der mit seinem Flötenspiel die Leute verzaubere, die dann aber ertrinken würden.

Sonntag Präsidentschaftswahlen in Argentinien 

Am Sonntag stehen in Argentinien Präsidentschaftswahlen an: Milei von der radikal-marktliberalen "La Libertad Avanca" liegt laut Umfragen knapp vor dem Vertreter des linksperonistischen Regierungslagers um Wirtschaftsminister Sergio Massa und der konservativen Kandidatin Patricia Bullrich. Zuletzt sah allerdings auch eine andere Umfrage Massa knapp vorne. Keine Umfrage geht von einem Wahlsieg im ersten Durchgang aus. Die Entscheidung würde dann in einer Stichwahl am 19. November fallen. 

Quelle:
KNA