Amazonas-Bischof Steiner erreicht mit 75 Jahren Altersgrenze

Freund klarer Worte

Leonardo Ulrich Steiner, seit 2019 Erzbischof von Manaus am Amazonas, wird am Donnerstag 75 Jahre alt. Der deutschstämmige Kardinal erreicht damit jene Altersgrenze, mit der Bischöfe ihren Amtsverzicht dem Papst anbieten müssen.

Kardinal Leonardo Ulrich Steiner, Bischof von Manaus / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Leonardo Ulrich Steiner, Bischof von Manaus / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Viele Bischöfe in Brasilien nehmen nur ungern zur Tagespolitik und zu kontroversen Themen Stellung. Kardinal Steiner dagegen spricht offen - und hat sich auch schon massiv mit dem früheren Präsidenten Bolsonaro angelegt. Der polyglotte Steiner, 13. von 16 Kindern einer Einwandererfamilie aus Deutschland, trat 1972 dem Franziskanerorden bei und wurde 1978 zum Priester geweiht. Sein Onkel, Sao Paulos Kardinal Paulo Evaristo Arns (1921-2016), spendete ihm 2005 die Bischofsweihe.

Später folgten Stationen als Bischof von São Félix im Mato Grosso, als Weihbischof in Brasilia und als Generalsekretär der Brasilianischen Bischofskonferenz. Seit 2023 ist Steiner auch Präsident des brasilianischen Indio-Missionsrates Cimi, der sich für die Verteidigung der indigenen Völker einsetzt.

Dorf am Amazonas / © Jon Chica (shutterstock)

Gemäß dem Kirchenrecht muss Steiner dem Papst, sobald er 75 Jahre alt ist, seinen Amtsverzicht anbieten. Oft belässt der Papst die Leiter von wichtigen Bistümern aber noch einige Zeit darüber hinaus im Amt.

Rasante Zerstörungen in Amazonien

Als einer der wichtigen Kirchenvertreter im Amazonasgebiet vertritt Steiner ein zentrales Anliegen des verstorbenen Papstes Franziskus, zu dem dieser 2019 eine eigene Sondersynode einberief. Die Metropole Manaus mit ihren mehr als zwei Millionen Einwohnern ist von schier unendlichen Wäldern umgeben. Dort erlebt der Kardinal die immer rasanter voranschreitende Zerstörung des einmaligen Lebensraums Amazonien durch Rodungen, Abbrennen sowie Vergiftung von Flüssen.

Ein Kreuz in Brasilien / © Christoph Huber/Diözesanstelle Weltkirche-Weltmission (Erzbistum Köln)
Ein Kreuz in Brasilien / © Christoph Huber/Diözesanstelle Weltkirche-Weltmission ( Erzbistum Köln )

Besonders gefordert war die Kirche der Region während der Covid-19-Pandemie, als zeitweise allein in Manaus täglich 500 Menschen starben. 2021 machte Papst Franziskus Steiner zum Kardinal, einen von derzeit acht aus Brasilien.

"Heute schon Diakoninnen"

Während viele Kirchenvertreter in Brasilien nur ungern zur Tagespolitik und zu kontroversen Themen Stellung nehmen, spricht Steiner offen - etwa für ein Frauendiakonat und auch für verheiratete Priester, unter bestimmten Umständen. Viele Frauen dort seien heute schon Diakoninnen, sagt Steiner über sein Erzbistum im Amazonasgebiet.

Zwar sei dies nicht offiziell; aber es gebe schlicht keine andere Bezeichnung für ihre Rolle, so der Erzbischof von Manaus. Bewundernswert und lobenswert findet er, was diese Frauen leisteten. Viele führten Gemeinden an, verbreiteten das Wort Gottes, seien in der Seelsorge aktiv und machten die Kirche zu dem, was sie ist.

Kardinal Steiner hat deutsche Vorfahren

Nach der jüngsten Papstwahl von Leo XIV. zitierte das "America Magazine" Steiner mit den Worten, er habe Robert Prevost für die Annahme der Wahl gedankt; "denn fast niemand wollte Papst werden: Ein so anspruchsvolles Amt ist in der heutigen Situation fast unvorstellbar."

Steiners Heimat, der südbrasilianische Teilstaat Santa Catarina, wurde hauptsächlich von deutschen Migranten besiedelt. Die Bevölkerung seiner Heimatstadt Forquilhinha, die heute rund 30.000 Einwohner zählt, kam zum großen Teil Mitte des 19. Jahrhunderts aus der Moselregion nach Brasilien.

Kirche in Brasilien

Mit geschätzt rund 125 Millionen Katholiken (nach offiziellen Taufzahlen des Vatikan 171 Millionen) ist Brasilien das größte katholisch geprägte Land der Welt. Angesichts enormer sozialer Gegensätze ist das Engagement der Kirche für Arme und Entrechtete weithin anerkannt; Brasilien ist einer der Ausgangspunkte der sogenannten Theologie der Befreiung. Zugleich macht der katholischen Kirche eine wachsende Zahl protestantischer und evangelikaler Kirchen und Sekten ihre Rolle streitig.

Mann in Brasilien im Gebet / © Leo Correa (dpa)
Mann in Brasilien im Gebet / © Leo Correa ( dpa )
Quelle:
KNA