Pläne der Kölner Obdachlosenseelsorge für Weihnachten

Am Heiligen Abend in der Kirche schlafen

Wohnungslose leiden besonders unter der kalten Jahreszeit, und dann kommt auch im zweiten Jahr noch die Corona-Pandemie dazu. In Köln hilft die Obdachlosenseelsorge der Franziskaner und hat den Heiligen Abend mit den Wohnungslosen geplant.

Symbolbild: Eine wohnungslose junge Frau / © Kyryk Ivan (shutterstock)
Symbolbild: Eine wohnungslose junge Frau / © Kyryk Ivan ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie sieht Ihre ganz praktische Hilfe für Wohnungslose in diesen Tagen aus?

Schwester Christina OFM (Gubbio-Obdachlosen-Seelsorge): Ich gehe an drei Tagen durch die Stadt und schaue, wie es den Menschen geht, was sie brauchen. Manche brauchen eine Fahrkarte, damit sie irgendwo hinkommen. Manche brauchen einfach auch Kleidung, weil sie total verdreckt am Bahnhof liegen. Andere brauchen ein paar Schuhe oder ein Zelt. Das ist meine praktische Hilfe.

DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie sprechen die Menschen auf der Straße dann gezielt an?

Schwester Christina: Ja, ich spreche sie gezielt an, frage, wie es ihnen geht. Manche sprechen mit mir. Manche sagen auch nichts. Aber ich sehe ja, was auf der Straße einfach fehlt und gebe es ihnen.

DOMRADIO.DE: Jetzt ist der zweite Corona-Winter. Wie ist das aus Ihrer Perspektive?

Schwester Christina: Erstmal merke ich, dass Seelsorge mit Abstand nicht einfach ist. Mit zwei Metern Abstand mit jemand zu sprechen, ist schwierig. Es gibt immer einen Lärmpegel und ich merke, wie den Menschen hauptsächlich auch die Nähe fehlt. Das Gespräch, mal nah beieinander zu sitzen, sich hinzuhocken und einfach näher dabei zu sein, das fehlt besonders.

DOMRADIO.DE: Es kann jeder zu Ihnen in die alte Franziskaner-Kirche kommen, der auf der Straße lebt, in die Kirche in der Ulrichgasse. Was bieten Sie da an?

Schwester Christina: Hauptsächlich ist das eine Seelsorge-Stelle. Aber wir bieten am Dienstag und Mittwoch einfach mal Kaffee und Kuchen an, gucken, wer da kommt. Wir haben die Kirche ausgeräumt. Dort stehen jetzt Tische und Stühle, man kann dort hinkommen, eine Tasse Kaffee trinken, ein Stück Kuchen essen und einfach mal so runterkommen, bei sich sein, vielleicht auch mal mit jemandem reden. Wir haben auch spirituelle Angebote: Dienstags haben wir immer Bibelteilen, da sind immer so 15 bis 20 Menschen da. Wir tauschen uns über das Sonntagsevangelium aus. Wir kommen da auch in tiefe Gespräche.

DOMRADIO.DE: Jetzt gehören ja eigentlich zu Ihrem Programm auch Gesinnungstage, Konzerte, Museumsbesuche, gemeinsame Urlaubsfahrten oder Wallfahrten. Was war denn da dieses Jahr überhaupt möglich?

Schwester Christina: Möglich waren die Exerzitien in Steinfeld, mit circa zehn Obdachlosen oder Wohnungslosen. Es war eine gute Zeit, einfach mal bekocht zu werden. Es gab gutes Essen, ein Bett und eine Dusche. Ich glaube, das war eine sehr gute Zeit.

DOMRADIO.DE: Auch an Weihnachten gibt es meistens besondere Angebote. Gibt es auch dieses Jahr wieder einen Gottesdienst für Wohnungslose?

Schwester Christina: Ja, wir haben einen Gottesdienst um 18:30 Uhr Uhr in der Gubbio-Kirche. Der ist besonders gestaltet mit Thomas Quast. Zudem sind drei Leute aus seiner Band mit dabei. Wir werden den Gottesdienst feiern, anschließend gibt es ein Essen und wir versuchen auch, die Tische und alles Drunherum möglichst schön zu machen. Und wer wirklich obdachlos ist, der kann auch in der Kirche schlafen. Am nächsten Morgen gibt es dann auch ein Frühstück.

DOMRADIO.DE: Sie lächeln, wenn Sie das erzählen. Ist es auch für Sie selbst ein schöner Termin?

Schwester Christina: Ja, das ist ein schöner Termin. Ich mache das gerne. Ich erinnere mich an letztes Jahr, an die schön geschmückte Kirche. Die ganze Nacht brannten die Lichter am Tannenbaum, es war einfach eine himmlische Atmosphäre. Wir haben die Kirche auch geheizt, es ist immer so bei 18 Grad. Und ich denke, das passt so gut zur Heiligen Nacht.

DOMRADIO.DE: Jetzt stehen wir ja leider Gottes wahrscheinlich vor der nächsten Corona-Welle. Mit welchem Gefühl schauen Sie da auf die Zukunft oder vielleicht auch ganz konkret aufs nächste Jahr?

Schwester Christina: Ach, erstmal blicke ich auf den Heiligabend. Ich hoffe, dass das alles gut geht, dass die Menschen alle gesund bleiben, die zu uns kommen. Wir haben immer das Glück gehabt, dass wir die Kirche offen hatten und dass wir auch die Menschen wenigstens versorgen konnten. Also, wer zu diesen Treffen kommen wollte, der konnte da auch hinkommen. Es war immer ein Ort, wo man sein konnte. Ich hoffe, dass das so bleibt. Wenigstens das.

Das Interview führte Heike Sicconi.


Schwester Christina ist Wohnungslosen-Seelsorgerin im Erzbistum Köln / © Hilde Regeniter (DR)
Schwester Christina ist Wohnungslosen-Seelsorgerin im Erzbistum Köln / © Hilde Regeniter ( DR )
Quelle:
DR
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