DOMRADIO.DE: Sie haben sich fast 40 Jahre für die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) eingesetzt. Woran denken Sie gerne zurück und was wird Ihnen fehlen?
Miron: Es sind natürlich die Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Menschen, ganz unterschiedlichen Kirchen und ganz unterschiedlichen Verständnissen des Christentums, des Christseins. Ökumene ist immer ein Lernprozess. Auch nach 40 Jahren ist das Lernen nicht zuende.
DOMRADIO.DE: In diesem Jahr jährt sich das erste ökumenische Konzil von Nicäa zum 1.700 Mal. Was bedeutet Ihnen das und wie werden Sie das in diesem Jahr miterleben?
Miron: Es ist ein Ereignis, das vor 1.700 Jahren stattfand. Plötzlich merkt man, wie topaktuell es ist. Für die Christinnen und Christen hierzulande sowieso. Wir haben eine besondere Liebe zu Nicäa, zum Glaubensbekenntnis von Nicäa und Konstantinopel.
Wir haben gerade bei einer Tagung erstaunt festgestellt, dass es bei den orthodoxen Christen nicht nur ein- oder zweimal im Jahr gesprochen wird, sondern bei jedem Gottesdienst in den persönlichen Gebetsbüchern der Gläubigen. Es kommt sowohl im Morgen- als auch im Abendgebet vor. Sein Ergebnis ist uns vielleicht noch ein Stück präsenter als den westlichen Christen.
DOMRADIO.DE: Was würden Sie sich wünschen, dass in den nächsten Jahren in der Ökumene passieren soll?
Miron: Wenn ich ein resignierender Mensch wäre, würde ich sagen: Es muss immer wieder von vorne anfangen, wir haben so wenig erreicht. Aber das ist nicht mein Naturell. Die Chance, sich gegenseitig neu zu entdecken, gilt nach wie vor.
Es war das erste Mal, dass ein orthodoxer Christ Vorsitzender der ACK war. Das war keine Selbstverständlichkeit in einem Land, wo die beiden großen Kirchen miteinander vertraut sind. Dass jemand diese Aufgabe übernommen hat, der aus einer kleinen Kirche stammt, war schon ein Novum. Aber man hat sich daran gewöhnt, weil man wertschätzend miteinander umgeht. Das war eine der schönen Erfahrungen dieser Jahrzehnte. So soll es weitergehen.
DOMRADIO.DE: Aufgewachsen sind Sie in dem Gefühl, zu einer sehr kleinen Minderheit Ihrer griechisch-orthodoxen Religion in Deutschland zu gehören. Wie hat Sie das geprägt für Ihre Arbeit in der ACK?
Miron: Jemand hat es vor Kurzem so formuliert: Wir sind mit der Ökumene großgeworden. Was für andere vielleicht ein zweiter oder dritter Schritt ist, ist für uns der erste: über den eigenen Tellerrand zu schauen. Als Angehörige kleinerer Kirchen hierzulande sind wir nicht nur materiell auf das Miteinander der Kirchen angewiesen.
Ohne die großzügige Hilfe beider großer Kirchen hätten viele unserer Gemeinden Startschwierigkeiten. Sie würden existieren, aber anders. Das Aufeinander-Angewiesen-Sein ist immer gegenseitig. Auch die großen Kirchen sind dankbar.
Ich war bei einer Veranstaltung an diesem Wochenende in Ludwigshafen, wo der Vertreter des katholischen Bischofs sich ausdrücklich für die vielfältige Präsenz der Orthodoxen in der Stadt und in der Diözese bedankt hat. Ich glaube, da können wir uns gegenseitig bereichern.
DOMRADIO.DE: Am 19. März werden in Augsburg auch neue Mitgliedskirchen aufgenommen. Ist das für Sie ein schöner Abschluss zu sehen, dass die ACK-Gemeinschaft wächst?
Miron: Konkret ist die Apostolische Gemeinschaft, die aufgenommen wird, eine kleine Kirche in Deutschland, auch mit ihrer Leidensgeschichte. Es gibt zwei weitere Kirchen, die einer Vollmitgliedschaft näherkommen: die Kirche des Nazareners und die Neuapostolische Kirche. Eine recht große Kirche, die eine ganz erstaunliche Bewegung hin zur Ökumene gemacht hat in den letzten Jahren.
Das ist schön, dass man im Gesicht der Geschwister denselben Christus entdeckt. Wir sind unterwegs. Unsere Wege manchmal auch unterschiedlich. Die Lieder, die wir auf dem Weg singen, sind anders, aber das Ziel ist dasselbe.
Das Interview führte Katharina Geiger.