Abschlussbericht aus Fulda

Der neue päpstliche Ton macht die Musik

Bei der jüngsten Konferenz der Deutschen Bischöfe in Fulda haben die Kirchenmänner lange zusammengesessen. Viele wichtige Themen standen auf der langen Tagesordnung. Was bleibt unter dem Strich, wenn die 67 Bischöfe wieder zurück in ihre Heimatdiözesen fahren?

Ingo Brüggenjürgen / © Ide Lödige (DR)
Ingo Brüggenjürgen / © Ide Lödige ( DR )

Die journalistischen Beobachter waren sich bei dieser Bewertung nicht einig. Eigentlich kein Wunder, verändert sich doch mit jedem unterschiedlichen Blickwinkel die Perspektive. Wer nur von oben auf die Dinge schaut, wird wenig Bewegung ausmachen: Die Frage nach den Ergebnissen in Sachen Dialogprozess? Nicht so ganz eindeutig, erst einmal vertagt. Der weitere Kurs des in unruhiges Fahrwasser geratenen Weltbild-Konzern-Tankers? Vorerst völlig ungewiss – man sei sich aber der Verantwortung für das eigene Unternehmen und die betreffenden Mitarbeiter bewusst. (Donnerwetter – was für eine Nachricht!) Die Rolle der Frau in der Kirche? Sei hochaktuell und bedeutsam und bleibe weiter auf der Tagesordnung! Alles wie gehabt – bei Mutter Kirche also nichts Neues?

Wer sich die Mühe macht, ein wenig den innerkirchlichen Blickwinkel zu wählen, der kommt zu ganz anderen Ergebnissen. Erstmalig seit dem neuen Papst Franziskus sind die Bischöfe zur Vollversammlung zusammengekommen. Und auch wenn der Papst nicht selber anwesend war, so war er doch allgegenwärtig. Immer wieder wurden die päpstlichen Worte zitiert. Jeder versuchte mit den Papstbotschaften zu punkten. In der Konferenz sind Dinge zur Sprache gekommen, die noch vor Jahren so nicht denkbar gewesen wären. Die Worte des Bischofs von Rom treiben die deutschen Bischöfe offenbar an. Ein Weihbischof bekennt freimütig: „Wir kommen gar nicht so schnell hinterher, uns bleibt bisweilen einfach die Luft weg!“ Noch bevor überhaupt ein einziger neuer Erlass über die Alpen gekommen ist, hat sich quasi über Nacht viel verändert. Ein Kardinal kann sich Frauen hinter dem Altar vorstellen (und sagt das jetzt auch laut!), ein Weihbischof will auf einen kleineren Dienstwagen umsteigen (und hat ihn schon geordert!). Gleich mehrere Bischöfe wollen sich ganz persönlich für eine größere Aufnahme von Flüchtlingen, z.B. auch aus Syrien stark machen (und tun das bestimmt auch!).

Der Bischof vom anderen Ende der Welt wirkt. Die Bischöfe hierzulande spüren, wie dieser neue frische Wind aus Rom auch in der modernen Gesellschaft fast überall positiv aufgenommen wird und greifen diesen neuen Geist gerne auf. Manch einem mag ob des römischen Wirbelwindes noch ein wenig der Atem stocken, aber alle Bischöfe verspüren Rückenwind und sehen sich gern im Gleichschritt und Einklang mit dem Heiligen Vater. Im Einklang mit dem Papst? Viele Bischöfe verweisen nachdrücklich darauf, das sei man doch immer schon gewesen. Stimmt schon. Aber auch sie werden zustimmen müssen: Vielleicht nicht die Musik, aber gerade der Ton in Rom ist neu – und der Ton macht bekanntlich die Musik! Dies war trotz der verschlossenen Sitzungstüren in Fulda nicht zu überhören.