Abbé-Pierre-Stiftung ändert Namen nach Missbrauchsenthüllungen

Soziale Arbeit ohne Vorurteile fortsetzen

Weltweit kämpft die französische Abbé-Pierre-Stiftung gegen Armut und Obdachlosigkeit. Doch Missbrauchsvorwürfe gegen ihren Gründer belasten die Arbeit. Nun soll eine Namensänderung helfen, um sich davon zu befreien.

Obdachlosen- und Bedürftigenhilfe / © Uli Deck (dpa)
Obdachlosen- und Bedürftigenhilfe / © Uli Deck ( dpa )

Die französische Abbé-Pierre-Stiftung hat ihren Namen in Fondation pour le Logement des Défavorisés (Stiftung für die Unterbringung von benachteiligten Personen) geändert. "Die Entscheidung, unseren Namen zu ändern, ist schwierig und stellt einen wichtigen Schritt in unserer Geschichte dar", sagte Christophe Robert, Generaldelegierter der Abbé-Pierre-Stiftung, am Samstag laut Mitteilung der Stiftung. 

Die Stiftung setzt sich für bezahlbaren Wohnraum und gegen Wohnungsnot in Frankreich ein. Die Namensänderung ist Folge der Missbrauchsvorwürfe gegen den "Armenpriester" Frankreichs, Abbé Pierre.

Außenansicht der Zentrale der Abbe-Pierre-Stiftung "Fondation Abbe Pierre" in Paris / © Harald Oppitz (KNA)
Außenansicht der Zentrale der Abbe-Pierre-Stiftung "Fondation Abbe Pierre" in Paris / © Harald Oppitz ( KNA )

Gegen den französischen Geistlichen wurden in den vergangenen Monaten immer neue Vorwürfe sexuellen Missbrauchs laut. Der 2007 Verstorbene soll unter anderem einen minderjährigen Jungen vergewaltigt haben. Außerdem ist von sexuellen Übergriffen auf ein Familienmitglied des Priesters die Rede.

Weltweit gegen Obdachlosigkeit aktiv

Henri Antoine Grouès, so der bürgerliche Name Abbé Pierres, hatte 1949 die Emmaus-Gemeinschaft gegründet. Sie setzt sich heute mit Hilfe zur Selbsthilfe in knapp 40 Ländern weltweit gegen Armut und Obdachlosigkeit ein. In Frankreich galt Abbé Pierre viele Jahre als eine Art nationale Ikone. Der Name, unter dem er bekannt wurde, stammt aus dem Zweiten Weltkrieg, als er in der Résistance Widerstand gegen die deutschen Besatzer leistete. Lange stand der Sozialaktivist auf Platz eins der beliebtesten Franzosen.

Wie die Stiftung mitteilte, habe man im September entschieden, eine Namensänderung vorzunehmen. Dies sei nun nach verschiedenen Verwaltungsakten erledigt. Durch diese Änderung hoffe man, die soziale Arbeit ohne Vorurteile weiterführen zu können. In den kommenden Wochen sollen auch der Internetauftritt und die Kommunikationsmittel der Stiftung angepasst werden. Am Montag prangte über der Internetseite der Stiftung noch ihr alter Name.

Quelle:
KNA