Ab jetzt lebt Deutschland ökologisch auf Pump

"Deutscher Erdüberlastungstag"

Die Bundesbürger leben ökologisch wieder auf Pump. Seit diesem Donnerstag haben sie die ihnen zustehenden erneuerbaren Ressourcen des Globus für dieses Jahr verbraucht, teilte Germanwatch zum "deutschen Erdüberlastungstag" mit.

Autor/in:
Christoph Arens
Symbolbild Energiekosten / © ako photography (shutterstock)
Symbolbild Energiekosten / © ako photography ( shutterstock )

Notwendig sei eine ökologische Schuldenbremse, so die Umweltorganisation weiter. Tendenziell nehme die Erdüberlastung durch Deutschland seit 2010 zwar etwas ab - aber viel zu langsam, erklärte Germanwatch mit Blick auf die Zahlen des Global Footprint Network (GFN). "Wären vor 14 Jahren rechnerisch 3,3 Erden nötig gewesen, wenn alle Menschen so leben und wirtschaften würden wie die Menschen hierzulande, sind es heute noch immer 3."

Im globalen Vergleich liegt Deutschland mit etwa einem Dutzend weiterer Staaten in der frühen Phase des Jahres, während der globale Erdüberlastungstag zuletzt für Anfang August errechnet wurde. Gründe dafür sind ein hoher Energieverbrauch, ein steigender CO2-Ausstoß - vor allem durch den Verkehrssektor - , industrielle Tierhaltung und Umweltverschmutzung. 

Großen Einfluss hat auch der hohe Konsum von Fleisch

Großen Einfluss auf den zu hohen Verbrauch natürlicher Ressourcen wie Holz, Pflanzen oder Nahrungsmittel hat laut Germanwatch der hohe Konsum von Fleisch und anderen tierischen Produkten. In Deutschland würden rund 60 Prozent der Agrarfläche für die Produktion von Futtermitteln verwendet. Konstantinos Tsilimekis, Experte für Welternährung und Landnutzung bei Germanwatch, erklärt: "Allein 56 Prozent des hierzulande erzeugten Getreides gehen in die Futtertröge." 

Da die einheimischen Futtermittel dennoch nicht ausreichten, um den hiesigen Bedarf für die Tiere zu decken, würden zusätzlich massiv Flächen im Ausland in Anspruch genommen - 2022 etwa wurden 3,4 Millionen Tonnen Soja für die Verfütterung nach Deutschland importiert.

Anbau von Futtermittel Treiber für Wald-Vernichtung

Der Anbau solcher Futtermittel sei seit Jahrzehnten ein zentraler Treiber für die Vernichtung von Wäldern und den Verlust von Biodiversität, so die Wissenschaftler. "Allein von 2016 bis 2018 stand die Zerstörung von 138.000 Hektar Tropenwald weltweit in Verbindung mit dem Verbrauch in Deutschland. Das ist fast die doppelte Fläche einer Millionenstadt wie Hamburg."

Eine ressourcenschonende Ernährung erreiche man aber nicht allein mit Appellen, so die Umweltorganisation. Es sei eine politische Aufgabe, nachhaltigere Gemeinschaftsverpflegung, etwa in Kantinen, sowie steuerliche Anreize für pflanzenbasierte Nahrungsmittel zu schaffen.

Zugleich müssten auch gangbare Geschäftsmodelle gemeinsam mit den Landwirten entwickelt werden. Die energiepolitische Expertin des katholischen Hilfswerks Misereor, Madeleine Wörner, forderte eine Energieproduktion vollständig aus erneuerbaren Energien sowie nachhaltige Mobilitäts- und Stadtkonzepte und internationale Klima- und Energiepartnerschaften. "Am 9. Juni haben wir bei der Europawahl die Chance mitzubestimmen und einzufordern, dass die Politik in Zukunft auf diese Grenzen hört", so Wörner.

Spiegel: "Wir werden kreativ sein müssen" 

Misereor-Chef Pirmin Spiegel ergänzte: "Wir werden uns an eine neue Phase der Erde anpassen und angesichts dieses Wandels kreativ sein müssen, damit er für die großen, verletzlichen Mehrheiten nicht zu schädlich ist."

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisierte einen rücksichtslosen Umgang mit Böden, Wasser und Rohstoffen. Er forderte ein Ressourcenschutzgesetz, um die Verschwendung und Verschmutzung der Lebensgrundlagen zu stoppen. 

Erdüberlastungstag

Der sogenannte Erdüberlastungstag oder Welterschöpfungstag ist der Tag, an dem rechnerisch alle natürlichen Ressourcen verbraucht sind, die von der Erde innerhalb eines Jahres regeneriert werden können. Ab diesem Tag verbraucht die Menschheit also mehr, als die Erde liefert.

Symbolbild Klimaschutz, Umweltschutz / © rangizzz (shutterstock)
Symbolbild Klimaschutz, Umweltschutz / © rangizzz ( shutterstock )
Quelle:
KNA