60 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil sei die Zeit reif für eine erneute grundlegende Klärung zentraler Streitfragen in der Kirche.
Konzilien seien immer Orte der Problemerörterung und -lösung gewesen, hielten die Theologen fest. Heute habe sich jedoch ein Problemüberhang in Form von Spaltungstendenzen aufgebaut, der eine konziliare Auseinandersetzung erforderlich mache. "Das Konzil ist der genuine Platz zur Überwindung von Spannungen", sagte der Salzburger Kirchenhistoriker Winkler.
Heiße Eisen beim nächsten Konzil
Der laufende Synodale Prozess könne zwar eine wichtige Grundlage schaffen, reiche aber nicht aus, so die Einschätzung der Experten. Irgendwann müsse es konkrete Entscheidungen geben, erklärte der Salzburger Fundamentaltheologe Hoff. Das betreffe etwa die Frauenordination, den Umgang mit homosexuellen Partnerschaften sowie neue Herausforderungen wie Klimakrise, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz.
Zudem wachse ein "rechtskatholisches Moment", das darauf abziele, "eine offene Kirche in eine geschlossene Gesellschaft zu verwandeln". Hoffs Fazit: Auf Dauer könne sich die katholische Kirche gerade bei den heißen Eisen nicht einer lehramtlichen Entscheidung entziehen.
"Und das bedeutet aus meiner Sicht, dass wir an einem Konzil auf Dauer nicht vorbeikommen - wenn es gut vorbereitet ist durch synodale Transformationsprozesse".
Bedeutung zentraler Dokumente des letzten Konzils
Zugleich erinnerten die Theologen an die anhaltende Bedeutung zentraler Dokumente des letzten Konzils, darunter "Gaudium et spes", "Dignitatis humanae" und "Nostra aetate". Die Innsbrucker Fundamentaltheologin Quast-Neulinger bezeichnete "Gaudium et spes" als hermeneutischen Schlüssel des Konzils, der eine kopernikanische Wende der kirchlichen Hinwendung zur Welt markiere.
Besonders "Dignitatis humanae" sei heute relevant, da vielerorts Menschenrechte und Menschenwürde infrage gestellt würden. Die Kirche müsse als Verteidiger der Menschenwürde auftreten.