100. Katholikentag 2016 in Leipzig

Wer soll was bezahlen?

Für Jubiläen muss man etwas tiefer in die Tasche greifen. Das ist beim 100. Katholikentag 2016 in Leipzig nicht anders. Der Präsident des ZdK, Alois Glück, verteidigt die Förderung kirchlicher Großereignisse.

Bischof Heiner Koch  (dpa)
Bischof Heiner Koch / ( dpa )

In der Messestadt Leipzig werden Stimmen laut, die fragen, warum die Kirche tiefer bei den anderen - gemeint ist die öffentliche Hand - als bei sich selbst in die Tasche greift. Etwa 9,9 Millionen Euro soll das Großevent Katholikentag kosten. 4,5 Millionen Euro, also knapp die Hälfte davon, sollen aus Steuergeldern bezahlt werden. Bei früheren Katholikentagen hatte sich eine Dreiteilung bewährt: je ein Drittel öffentliche Zuschüsse, Teilnehmerbeiträge und Kirchengelder. Konkret hat das Zentralkomitee der Katholiken (ZdK) um 500.000 Euro beim Bund, um 3 Millionen Euro beim Freistaat Sachsen und um 1 Million Euro bei der Stadt Leipzig angefragt.

Beim Stadtrat abgeblitzt

Der Stadtrat aber ließ - auch angesichts der Tatsache, dass die Kommune mit 700 Millionen Euro verschuldet ist - SPD-Oberbürgermeister Burkhard Jung mit seinem Antrag für die "Katholikentags-Million" erst einmal abblitzen. Als sich während der Sitzung abzeichnete, dass keine Mehrheit dafür zustande kommen würde, zog die CDU-Fraktion die Notbremse und beantragte, die Abstimmung bis nach der Sommerpause zu verschieben. Begründung: "Erhebliche Informationsdefizite" hinsichtlich der Verwendung der Gelder.

Bischof Koch: Stärker die Diskussion suchen

Tage später sah sich Dresdens Bischof Heiner Koch bemüßigt, im gleichen Blatt den für den Katholikentag Verantwortlichen im ZdK dringend zu raten, "argumentativ und transparent viel stärker in die Diskussion einzutreten und um Verständnis zu bitten". Nun wollen besagte Verantwortliche den Stadtratsfraktionen Rede und Antwort stehen und den belegbaren wirtschaftlichen Nutzen für die Stadt darlegen.

Auch Oberbürgermeister Jung legte auf der städtischen Homepage nach: "So wie wir ganz selbstverständlich Sport- oder Kulturgroßveranstaltungen fördern, so wollen wir uns auch um zentrale Fragen des Glaubens und des Lebens kümmern". Zugleich zollte er den Organisatoren Respekt für die Ortswahl: In die Diaspora zu gehen, zeuge "von Mut, vielleicht sogar von Verwegenheit" und beweise, dass man sich den drängenden Fragen stellen wolle. Aus der Stadtverwaltung ist zu hören, man werde wohl den Zuschuss auf  700.000 Euro drücken. Schließlich gebe es keine Fundamentalopposition gegen den Katholikentag. Für ungute sozialistische Erinnerungen sorgt dem Vernehmen nach allerdings die Bezeichnung "Zentralkomitee".

Was kommt nach der Landtagswahl?

Mit Interesse dürften die Katholikentags-Verantwortlichen die Landtagswahl in Sachsen am 31. August verfolgen. Zwar ist der 1-Million-Euro-Zuschuss schon im Doppelhaushalt eingestellt. Der aber könnte wieder aufgeschnürt werden, wenn die FDP - worauf Umfragen hindeuten - die 5-Prozent-Hürde nicht schafft und die CDU einen neuen Koalitionspartner suchen muss.

Glück: "Katholikentag für jede Stadt auch ökonomisch ein Gewinn"

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, hat für den im Mai 2016 in Leipzig geplanten Katholikentag geworben. Im Blick auf die Debatte sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung", dass auch die Luther-Dekade und das Reformationsjubiläum bezuschusst würden. "Die Rolle der Religion in der Gesellschaft geht über die jeweiligen Prozentsätze hinaus", meinte er angesichts der Tatsache, dass nur vier Prozent der Leipziger katholisch sind.

Der ZdK-Präsident wies darauf hin, dass es im Zusammenhang mit dem 500-Jahr-Jubiläum der Reformation 2017 viele Veranstaltungen geben werde. Sie würden mit erheblichen öffentlichen Mitteln gefördert, "weil es Anlässe und Entwicklungen sind, die nicht nur mit der Kirche zu tun haben". Er wolle daraus jedoch nicht ableiten, so Glück, dass die Katholiken deshalb nun automatisch auch einen Anspruch auf Zuschüsse hätten.

Der 100. Deutsche Katholikentag soll vom 25. bis 29. Mai 2016 in Leipzig stattfinden. Veranstalter sind das ZdK, die höchste Vertretung der katholischen Laien in Deutschland, und das gastgebende Bistum Dresden-Meißen.

 

 

 


Quelle:
KNA