Der 100. Katholikentag kommt 2016 nach Leipzig

Jubiläumsfeier in der Diaspora

Es soll eine Jubiläumsfeier fernab der katholischen Stammlande werden. Vier Prozent der rund 530.000 Leipziger gehören dem Bistum Dresden-Meißen an und doch kommt vom 4. bis 8. Mai der 100. Katholikentag in die sächsische Messestadt.

Bischof Koch (ZdK)
Bischof Koch / ( ZdK )

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nahm am Freitag in Bonn die Einladung des Dresdner Bischofs Heiner Koch an. Er tritt dafür ein, den Dialog mit den Konfessionslosen in den Mittelpunkt zu stellen, der für die Kirche in ganz Deutschland immer wichtiger werde.

Darin freilich hat Leipzig bereits umfängliche Erfahrungen. Trotz ihrer Minderheitenlage sind die Katholiken mit einer Reihe von Ordenseinrichtungen in der Stadt präsent. So haben sich die Jesuiten mit ihrer Kontaktstelle "Orientierung" einen Namen gemacht, die sich mit Angeboten auch an religiös Suchende und Konfessionslose richtet.

Auch die Dominikaner sind mit einer Niederlassung präsent. Das bischöfliche Montessori-Schulzentrum im sozialen Brennpunkt-Stadtteil Grünau hat großen Zulauf. Ferner sind der Sankt-Benno-Verlag und die damit verbundene Kirchenzeitung "Tag des Herrn" von publizistischer Bedeutung weit über die Messestadt und das Bistum Dresden-Meißen hinaus.

Ein Weiteres ist das bundesweit beachtete Projekt der Propsteikirche St. Trinitatis. Es ist der derzeit größte Kirchenneubau in Ostdeutschland. Die frühere Propsteikirche wurde im Krieg ausgebombt, einen Ersatzbau ließ das SED-Regime in den 70er Jahren nur am Rande der Innenstadt, auf wenig geeignetem Baugrund zu. Diese Kirche ist nun so marode, dass die Leipziger Katholiken sich zu einem ganz neuen Wurf anstelle einer aufwendigen Sanierung entschlossen haben.

Das ambitionierte Vorhaben steht auch für den Aufwärtstrend unter Leipzigs Katholiken. In den vergangenen Jahren hat sich die Mitgliederzahl der Propsteigemeinde auf über 4.400 mehr als verdoppelt und ist damit die größte Gemeinde im Bistum. Jährlich kommen rund 150 Gläubige hinzu. Und das in einer Zeit, in der die Kirche sich sonst zumeist mit rückläufigen Zahlen beschäftigt.

Der neue Standort für den repräsentativen Kirchbau ist mitten im Zentrum, direkt gegenüber dem Rathaus. Gut ein Jahr vor dem Katholikentag soll er fertig sein. Bereits jetzt erarbeiten Seelsorger, Kirchenmusiker und Gemeinde Konzepte, wie sie die neue "Pole-Position" in der Stadt nutzen können, um mit den Konfessionslosen ins Gespräch zu kommen. Genauso mitten im urbanen Geschehen soll nach dem Willen Kochs der Katholikentag stattfinden: "Mir ist es sehr wichtig, nicht auf das Messegelände zu gehen, wir wären sonst wieder draußen."

Das birgt natürlich ein Risiko, wie Koch einräumt. Wie werden die Konfessionslosen auf den Ansturm der Katholikentagsbesucher reagieren? Der Bischof rechnet für das Jubiläumstreffen mit bis zu 100.000 Teilnehmern. "Wir müssen hier vieles neu denken, aber dies ist eine große Chance", so Koch. Bisherige Katholikentage ließen sich in Leipzig nicht kopieren.

Evangelischer Kirchentag 1997

Gleichwohl: Für Leipzig wäre ein Katholikentag nicht das erste Christentreffen nach der Wiedervereinigung. 1997 fand dort ein Evangelischer Kirchentag statt. Davon gingen starke Impulse für den ersten bundesweiten Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin aus. Einen nach den Worten von ZdK-Präsident Glück "großartigen Katholikentag" gab es nach der Wende bereits 1994 in Dresden mit über 60.000 Teilnehmern.

Auch wenn heute vier von fünf Leipzigern keiner Konfession angehören, ist die Stadt zumindest kulturell weiter christlich geprägt. Bekannt ist sie unter anderem durch Johann Sebastian Bach (1685-1750), der Kantor an der Thomaskirche war und dort bestattet ist. Der weltberühmte Thomanerchor trägt sein musikalisches Erbe weiter.

Historische Bedeutung erhielten überdies die Friedensgebete in der evangelischen Nikolaikirche mit den sich anschließenden Montagsdemonstrationen. Sie trugen maßgeblich zum Ende der SED-Herrschaft bei. Die Nikolaikirche steht auch für die gute ökumenische Gemeinschaft der Leipziger Christen. So feiern die Innenstadt-Katholiken jeden Sonntag ihre Abendmesse dort.


Quelle:
KNA