Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Rote Karte aus Rom!?

Rom habe den deutschen Bischöfen und Laien die rote Karte gezeigt. Endlich habe der Vatikan die Notbremse gezogen. So sehen es jene, die dem Synodalen Weg von Anfang an nichts Gutes abgewinnen konnten. Doch die jüngste Verlautbarung der Kurie ist nicht nur eine "irritierende Kommunikation", wie die um Schadensbegrenzung bemühten Präsidenten des Synodalen Weges es zurückhaltend kommentieren. Es ist ein böses Foulspiel! Wer auf dem Fußballplatz völlig unnötig von hinten dazwischen grätscht, der fliegt ohne Wenn und Aber vom Platz. Ein einziger Blick in die Satzung hätte genügt und die römischen Oberaufseher hätten feststellen können, dass beim Synodalen Weg in Deutschland nach den weltweiten katholisch gültigen Regeln gespielt wird. Was vermittelt eigentlich der apostolische Nuntius seiner römischen Chefetage? Auch die wenig witzige päpstliche Bemerkung, dass doch eine reformierte Kirche in Deutschland reiche, ist völlig fehl am Platz. Nein, irgendwann ist mal Schluss mit lustig!

Promisternchen und Fürstenpärchen werden jederzeit vom Papst empfangen. Wenn aber die deutschen Bischöfe monatelang vergeblich um einen Termin für einen gemeinsamen Besuch mit den Laien bitten und betteln müssen, dann versteht man im Vatikan die Welt wirklich nicht mehr. Dann wird es höchste Zeit, dass die Deutschen Bischöfe mal unmissverständlich klar machen, dass die kirchliche Basis mitreden und mitentscheiden will.

Vielleicht dient es dem Verständnis der alten Kirchenmänner hinter ihren hohen Vatikanmauern, wenn man die Euros aus den deutschen Finanztöpfen der Basis einfach mal einfriert – oder gleich für Not und Elend spendet? Vielleicht hilft es auch, wenn die um ihre Macht besorgten obersten Kirchenmänner sich mal von den alten DFB-Funktionären erklären lassen, dass man weder die Zeit zurückdrehen, noch Frauen das Fußballspielen verbieten kann. Erst recht nicht, wenn man die Freiheit und den Fußball retten will.

Für die gestern in Rom veröffentlichte Erklärung, die nicht einmal namentlich unterzeichnet ist, gilt die Empfehlung für anonyme Briefe: Ab in die Tonne! Das Volk Gottes darf sich diese Freiheit nicht nur gerne nehmen. Die Kinder Gottes nehmen sich diese Freiheit längst überall auf der Welt.

Ingo Brüggenjürgen, Chefredakteur

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