Vor 55 Jahren wurde Index Librorum Prohibitorum abgeschafft

Verbotene Bücher

Lange Zeit gab es eine ganze Reihe von Büchern, die Katholiken nicht lesen durften – bis vor 55 Jahren. Am 9. April 1966 wurde durch ein Interview bekannt, dass der Index der verbotenen Bücher nicht mehr in Kraft sei.

Autor/in:
Hannah Krewer
Zahlreiche Bücher landeten auf dem Index / © Ole Spata (dpa)
Zahlreiche Bücher landeten auf dem Index / © Ole Spata ( dpa )

Der "Knigge", "Der Glöckner von Notre Dame", aber auch die Bibelübersetzung Martin Luthers und Werke antiker wie moderner Philosophen standen darauf: Der "Index Librorum Prohibitorum", das Verzeichnis der Bücher, die für Katholiken verboten waren, umfasste am Ende mehr als 6.000 Titel.

Abschaffung blieb zunächst unbemerkt

Eigentlich hatte ihn schon das Zweite Vatikanische Konzil im Jahr 1965 abgeschafft - weil er nicht mehr relevant sei. Davon wusste die Öffentlichkeit aber kaum etwas – und das auch nicht ganz unabsichtlich.

Erst vor genau 55 Jahren, am 9. April 1966, erklärte Kardinal Alfredo Ottaviani, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, dass der Index nicht wieder aufgelegt werde. Vielmehr habe er keine rechtliche Geltung mehr und sei höchstens noch als ein historisches Dokument interessant. Damit erreichte diese Nachricht erstmals eine breite Öffentlichkeit.

Entstehung in der Reformation

Und historisch interessant ist der Index allemal. Entstanden war er im 16. Jahrhundert, als eine Reaktion auf die Reformation. Denn Luther und andere Reformatoren nutzten die Erfindung des Buchdrucks, um ihre Ideen zu verbreiten. Der Büchermarkt explodierte damit förmlich – und die als gefährlich geltenden Ideen der Reformatoren sollten unterbunden werden.

Der Index wurde aber ursprünglich nicht in Rom oder vom Papst erfunden. Vielmehr war er eine Idee der Universitäten, beginnend mit der Sorbonne in Paris 1544 und der Universität Löwen 1546. Der erste Index von römischer Seite wurde dann 1557 gedruckt – auf Veranlassung von Papst Paul IV. Da der aber selbst auf der Liste stand, wurde der erste Index erst 1559 unter seinem nachfolger Papst Pius IV. veröffentlicht.

Auch staatliche Sanktionen

Anhand der Lehre der Kirche wurde geprüft, ob ein Buch zu dieser Lehre passte oder nicht. Das betraf aber nicht nur Werke über die Theologie, sondern ebenso die Philosophie oder die Naturwissenschaft.

Wer dennoch eines der Bücher las, konnte exkommuniziert werden – und auch Autoren, die die Bücher schrieben und Buchdrucker, die sie druckten. Das zog oft auch staatliche Sanktionen nach sich: Betroffene konnten ihr Amt und damit ihre Existenzgrundlage verlieren.

Verbot für die einen, Werbung für die anderen

Das mit Verbot klappte aber nur bedingt. In evangelischen Gebieten, etwa in Württemberg, war der Index weniger eine Verbots- als vielmehr eine Reklameliste. Denn was verboten war, war eigentlich erst richtig interessant.

Nach dem 9. April 1966 dauerte es noch einige Wochen, bis der Index Librorum Prohibitorum dann auch offiziell abgeschafft wurde. Am 14. Juni erklärte die Kongregation für die Glaubenslehre seine Aufhebung auch formell.

 

Rene Descartes / © Morphart Creation (shutterstock)

 

Martin Luther Statue in Eisleben / © ArTono (shutterstock)
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Immanuel Kant / © Wikipedia Gemeinfrei
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Quelle:
DR