Reformation

Martin Luther Denkmal auf dem Marktplatz in Wittenberg / © Martin Jehnichen (KNA)
Martin Luther Denkmal auf dem Marktplatz in Wittenberg / © Martin Jehnichen ( KNA )

Am 31. Oktober 1517, einen Tag vor Allerheiligen, soll der Augustinermönch Martin Luther (1483-1546) 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche angeschlagen haben. Darin kritisierte er die Ablasspraxis der Kirche. Die Thesen und ihre Folgen lösten weltweit Veränderungen aus, nicht nur in Kirche und Theologie, sondern auch in Musik, Kunst, Wirtschaft und Sozialem.

Luthers Anliegen war die Wiederherstellung (Reformation) einer dem Evangelium gemäßeren Kirche. Zentrale Voraussetzung dafür war seine Übersetzung der Heiligen Schrift ins Deutsche. In die anfangs religiöse Reformbewegung und die Empörung über eine fortschreitende Verweltlichung der Kirche und einen Machtmissbrauch Roms mischte sich auch die Kritik an den sozialen Missständen des ausgehenden Mittelalters.

Der Protest des deutschen Mönchs führte innerhalb weniger Jahrzehnte zur zweiten großen Spaltung der Christenheit. Zuvor hatten sich im elften Jahrhundert orthodoxe und lateinische Kirche getrennt. Als Ergebnis der Reformation im 16. Jahrhundert entstand die heutige weltweite evangelische Kirche. Der Reformator und Humanist Philipp Melanchthon (1497-1560) war Autor der grundlegenden Schriften des Protestantismus, etwa des "Augsburgischen Bekenntnisses" von 1530.

In der Schweiz wurde die religiöse Erneuerungsbewegung von Huldrych Zwingli und Johannes Calvin angestoßen; sie führte zur Gründung reformierter Kirchen. Hinzu kamen die radikal-reformatorischen Täufer. In England entstand - wesentlich aus politischen Gründen - die anglikanische Kirche.

Die Reformation änderte auch die politische Landkarte Deutschlands und die europäische Staatenwelt; sie schuf tiefe Gegensätze zwischen katholischen und protestantischen Staaten und verursachte Religionskriege, besonders in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich.

Die durch den aufkommenden Buchdruck rasch verbreiteten reformatorischen Schriften beriefen sich auf eine neue Gewissensfreiheit der Christen. Die Reformation änderte auch die politische Landkarte Deutschlands und die europäische Staatenwelt; sie schuf tiefe Gegensätze zwischen katholischen und protestantischen Staaten und verursachte Religionskriege, besonders in Frankreich und im Heiligen Römischen Reich.

Im Augsburger Religionsfrieden wurde 1555 das lutherische Bekenntnis im deutschen Reich anerkannt. Erst im Westfälischen Frieden von 1648 wurde auch das reformierte Bekenntnis als gleichwertig anerkannt. In der Folge der Kirchenspaltung reformierte sich auch die katholische Kirche. Besonders durch das Konzil von Trient (1545-1563) erneuerte sie ihre Strukturen und ihre Glaubensverkündigung. (kna, 31.10.2017)

Die Reformation (lateinisch: Umgestaltung oder Erneuerung) gehört zu den wichtigsten politischen und geistesgeschichtlichen Umwälzungen in Europa. Am Übergang zwischen Mittelalter und der frühen Neuzeit beendete sie im 16. Jahrhundert die Vorherrschaft des Papstes. Katholische Kirche und Teile des Adels verloren an Macht, neue protestantische Kirchen entstanden. Gestärkt wurden damit auch das städtische Bürgertum und die Landesherren.

Zugleich hat die Reformation die gesamte Gesellschaft tiefgreifend verändert: Ehe und Familie wurden aufgewertet, die allgemeine Bildung gewann an Bedeutung. Reformator Martin Luther wollte, dass jeder die Bibel selbst lesen konnte - auf Deutsch und nicht wie bis dahin auf Latein. Der Buchdruck verbreitete Luthers Schriften schnell. (dpa)