Kirchenvertreter macht Aufmerksam auf Äthiopien

Heuschrecken, Covid-19 und Krieg in Äthiopien

Der Generalsekretär der katholischen Bischofskonferenz in Äthiopien, Teshome Fikre, hat auf die Lage in dem Land aufmerksam gemacht. "Äthiopien lebt in einer Zeit extremer Fragilität", sagte er dem vatikanischen Pressedienst "Fides".

Äthiopien steht an einem Scheideweg / © Mr Max (shutterstock)
Äthiopien steht an einem Scheideweg / © Mr Max ( shutterstock )

Überschwemmungen und die Heuschreckenplage - vor allem in Tigray - hätten einen Großteil der Ernte vernichtet. Zu dieser durch die Corona-Pandemie noch verschärften Situation seien die blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Bundestruppen und den Einheiten der Regionalregierung von Tigray, der Tigray People's Liberation Front (TPLF), gekommen.

Dieser Konflikt sei ein harter Schlag für alle. Von einem Symbol-Land der "afrikanischen Wiedergeburt", Sitz der Afrikanischen Union und Modellstaat des Übergangs zur Demokratie, habe sich Äthiopien in eine Region von Instabilität und Unsicherheit verwandelt. - Hunderte Menschen kamen im Zuge der Kämpfe ums Leben, 40.000 Menschen befinden sich auf der Flucht.

"Alles ist blockiert"

Offiziell sei der Konflikt für beendet erklärt worden, so Teshome Fikre. Die Bundestruppen hätten die wichtigsten Orte erobert. Jetzt seien Polizeieinheiten dabei, die Spannung unter Kontrolle zu halten. Allerdings könne er nicht sagen, was derzeit genau in der Region geschehe, da alle Kontakte unterbrochen seien. "Die Telefonleitungen, das Internet, alles ist blockiert, wir können nicht mit dem Bischof von Adigrat, mit seinen Priestern oder anderen Exponenten der katholischen Kirche in der Region sprechen. Wir beten darum, dass die Kämpfe wirklich beendet sind und hoffen, dass wieder Ruhe einkehrt."

Die Katholiken sind in Tigray wie überall in Äthiopien eine kleine Minderheit. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Berhaneyesus Souraphiel, leitet jedoch die von Ministerpräsident Abiy Ahmed ins Leben gerufene nationale Versöhnungskommission. "In dieser delikaten Phase geht es den katholischen Führungspersönlichkeiten darum, einen Beitrag für die Rückkehr an den Verhandlungstisch zu leisten", so Teshome Fikre.

Auch der Vatikan ist besorgt

Die Vorgänge in Äthiopien werden sowohl vom Vatikan als auch vom Weltkirchenrat aufmerksam und mit großer Sorge beobachtet. Die "All Africa Conference of Churches" (AACC) hat zum Gebet um Frieden in Äthiopien aufgerufen und die Solidarität mit den Betroffenen zum Ausdruck gebracht.

Das Internationale Rote Kreuz (IKRK) berichtete am Wochenende, dass ein großes Krankenhaus in Nordäthiopien, das Ayder Referral Hospital, "einen starken Zustrom von Verletzten meldet". In den Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen in der Region Tigray bestünden "gefährliche Engpässe" bei der Versorgung der Verwundeten. Lebensmittel seien ebenfalls Mangelware, da die Region seit einem Monat von humanitärer Hilfe abgeschnitten ist. Die deutsche Missio-Zentrale in Aachen berichtete am Wochenende, dass die Infrastruktur der umkämpften Region massiv zerstört sei, Schulen und Gesundheitszentren seien verwüstet.


Quelle:
KNA