Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem betreut rund 321.500 römisch-katholischen Christen, die in Israel, Jordanien, Zypern und den Palästinensischen Gebieten leben. Die Ursprünge des Patriarchats liegen in der Zeit der Kreuzfahrer, die sich als "Lateiner" bezeichneten. Es erlosch jedoch mit dem Fall Akkos 1291. Im Jahr 1847 belebte Papst Pius IX. das Patriarchat neu.
Bis 1987 waren alle Amtsinhaber Italiener; danach folgten mit den Erzbischöfen Michel Sabbah (1987-2008) und Fouad Twal (2008-2016) ein Palästinenser und ein Jordanier. Am Samstag ernannte Papst Franziskus den italienischen Ordensmann und früheren Kustos der Franziskaner im Heiligen Land Pierbattista Pizzaballa (55) zum Nachfolger von Twal. Pizzaballa hatte zuvor bereits als Apostolischen Administrator die Diözese übergangsweise geleitet.
Der Kirchenbezirk zählt laut Angaben des Vatikan 71 Pfarreien. Hinzu kommen "pastorale Missionen" für anderssprachige Gläubige. Dazu zählen auch mehrere hebräischsprachige Gemeinden; ihnen gehören einige Katholiken jüdischer Herkunft sowie christliche Ehepartner von Juden an.
Den Patriarchen in Jerusalem unterstützen ein Generalvikar sowie je ein Stellvertreter, sogenannte Patriarchalvikare, in Nordisrael (Hanna Kildani), Jordanien (William Shomali), Zypern (Jerzy Kraj) und ein in Jerusalem ansässiger Vikar für die hebräischsprachigen Katholiken (Rafic Nahra).
Israel verzeichnete in den vergangenen 20 Jahren eine wachsende Einwanderung nichtjüdischer Arbeitsimmigranten, die zum Teil in Zeiten der Intifada palästinensische Arbeiter ersetzten. Darunter sind Katholiken aus Rumänien, Sri Lanka, den Philippinen oder aus afrikanischen Ländern.
Im Heiligen Land gibt es zahlreiche katholische Ordensniederlassungen mit mehr als 1.000 weiblichen und rund 500 männlichen Ordensleuten. Die geistlichen Gemeinschaften unterhalten viele Werke in den Bereichen Bildung und Gesundheitsvorsorge. Die rund 40 Bildungseinrichtungen des Lateinischen Patriarchates umfassen Kindergärten, Grund- und Oberschulen. (KNA / 25.10.2020)
04.12.2020
Das Warten der Katholiken im Heiligen Land hat ein Ende. Mit dem Einzug in die Grabeskirche hat der neue Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, offiziell sein Amt angetreten.
it dem feierlichen Einzug in die Grabeskirche ist Erzbischof Pierbattista Pizzaballa (55) am Freitagnachmittag in sein Amt als Lateinischer Patriarch von Jerusalem eingeführt worden.
"Gerade als ich dachte, es sei Zeit zu gehen, um eine neue Reise zu beginnen, brachte mich der Herr durch Papst Franziskus hierher zurück, um mich daran zu erinnern, dass ich hier Ostern feiern muss - mit Ihnen", so der Franziskaner.
Begleitet von Pfadfindern und Vertretern der verschiedenen Kirchen Jerusalems zog der Italiener am frühen Nachmittag vom Patriarchat zur fast leeren Grabeskirche, wo ihn der oberste Hüter der katholischen Heiligen Stätten im Heiligen Land, Franziskanerkustos Francesco Patton, begrüßte. Der Einzug fand wegen der Corona-Epidemie mit starken Einschränkungen statt. Die Gläubigen waren aufgefordert, dem Geschehen via Übertragungen zu folgen.
Für Verständnigung der Menschen im Heiligen Land
Pizzaballa wisse sehr gut, so Patton, wie sehr das Heilige Land auch heute brauche, "dass die Mauer der Feindschaft abgerissen werden: der Feindschaft zwischen den Völkern, die dieses Land bewohnen; die oft noch Männer und Frauen verschiedener Religionen trennt; die manchmal immer noch die Getauften voneinander fernhält; die sich manchmal in misstrauischen Einstellungen und Rivalität innerhalb unserer eigenen kirchlichen Gemeinschaft manifestiert".
Begleitet von dem Hymnus Te Deum zog Pizzaballa anschließend vor die Grab-Ädikula, wo der Papstbotschafter im Heiligen Land, Erzbischof Leopoldo Girelli, nach einer Lesung aus dem Evangelium die päpstliche Ernennungsbulle verlas. Pizzaballa habe nach dem Rücktritt von Alt-Patriarch Fouad Twal vor mehr als vier Jahren als Übergangsleiter "fleißig die Pflichten dieser Gemeinschaft übernommen", schreibt Papst Franziskus darin. Nachdem Pizzaballa die erforderlichen Fähigkeiten unter Beweis gestellt und Erfahrung gesammelt habe, sei er zu der Überzeugung gelangt, dass dieser "diese wichtige Rolle als Patriarch in dieser geliebten Gemeinschaft übernehmen" könne.
Pizzaballa nimmt unter Applaus auf Kathedra Platz
Nach einer Ansprache auf Arabisch und Italienisch überreichte der Generalvikar und Weihbischof Giacinto-Boulos Marcuzzo den Bischofsstab. Anschließend nahm Pizzaballa als Zeichen seiner Ergreifung des Bistums unter Applaus auf der Kathedra Platz. "Es ist eine Tradition hier in unserem Land, dass wir zu Beginn einer neuen kirchlichen Reise an diesem heiligen Ort zusammenkommen, um an Ostern zu erinnern, ganz gleich in welcher Zeit des liturgischen Jahres", so der neue Patriarch. Jenseits der Ostererfahrung gebe es keinen Anfang, keine kirchliche Initiative, kein Projekt.
Der Italiener erinnerte an seine Ankunft im Heiligen Land vor 30 Jahren. Viele Jahre des Studiums und Dienstes unter anderem als Franziskanerkustos und Übergangsleiter des Patriarchats hätten ihm ein besseres Verständnis für das Heilige Land gebracht. Den Dienst als Administrator beschrieb Pizzaballa als "intensive und schwierige Jahre, aber auch reich an wundervollen Erfahrungen".
Vorfreude auf ökumenische und interreligiöse Begegnungen
Das neue Amt erfülle ihn mit "Gefühlen der Angst angesichts einer Mission, die meine Kompetenzen übersteigt". Es gebe "viele Erwartungen an unsere Kirchengemeinschaft, die speziell die Berufung und Mission unserer Kirche berühren", skizzierte er die bevorstehenden Herausforderungen. Konkret nannte er die Notwendigkeit für einen neuen pastoralen Impuls, der die verschiedenen Gebiete und Kulturen berücksichtigt, die wirtschaftlichen und sozialen Probleme, die durch die Pandemie zusätzlich verschärft werden sowie eine oft kurzsichtige und fragile Politik. Gleichzeitig freue er sich "auf eine Begegnung mit anderen Schwesterkirchen, mit den muslimischen und jüdischen Brüdern".
Nach dem Segen zog Pizzaballa zur Co-Kathedrale des Patriarchats, wo eine kurze Begrüßungsfeier für den Klerus sowie Vertreter der Ordensgemeinschaften geplant war. Sein erstes Pontifikalamt in der Grabeskirche feiert Pizzaballa am Samstagmorgen. Ab Sonntag empfängt er Glückwünsche von Delegationen und Einzelpersonen - wegen Covid-19 nach vorheriger Anmeldung und unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen.
Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem betreut rund 321.500 römisch-katholischen Christen, die in Israel, Jordanien, Zypern und den Palästinensischen Gebieten leben. Die Ursprünge des Patriarchats liegen in der Zeit der Kreuzfahrer, die sich als "Lateiner" bezeichneten. Es erlosch jedoch mit dem Fall Akkos 1291. Im Jahr 1847 belebte Papst Pius IX. das Patriarchat neu.
Bis 1987 waren alle Amtsinhaber Italiener; danach folgten mit den Erzbischöfen Michel Sabbah (1987-2008) und Fouad Twal (2008-2016) ein Palästinenser und ein Jordanier. Am Samstag ernannte Papst Franziskus den italienischen Ordensmann und früheren Kustos der Franziskaner im Heiligen Land Pierbattista Pizzaballa (55) zum Nachfolger von Twal. Pizzaballa hatte zuvor bereits als Apostolischen Administrator die Diözese übergangsweise geleitet.
Der Kirchenbezirk zählt laut Angaben des Vatikan 71 Pfarreien. Hinzu kommen "pastorale Missionen" für anderssprachige Gläubige. Dazu zählen auch mehrere hebräischsprachige Gemeinden; ihnen gehören einige Katholiken jüdischer Herkunft sowie christliche Ehepartner von Juden an.
Den Patriarchen in Jerusalem unterstützen ein Generalvikar sowie je ein Stellvertreter, sogenannte Patriarchalvikare, in Nordisrael (Hanna Kildani), Jordanien (William Shomali), Zypern (Jerzy Kraj) und ein in Jerusalem ansässiger Vikar für die hebräischsprachigen Katholiken (Rafic Nahra).
Israel verzeichnete in den vergangenen 20 Jahren eine wachsende Einwanderung nichtjüdischer Arbeitsimmigranten, die zum Teil in Zeiten der Intifada palästinensische Arbeiter ersetzten. Darunter sind Katholiken aus Rumänien, Sri Lanka, den Philippinen oder aus afrikanischen Ländern.
Im Heiligen Land gibt es zahlreiche katholische Ordensniederlassungen mit mehr als 1.000 weiblichen und rund 500 männlichen Ordensleuten. Die geistlichen Gemeinschaften unterhalten viele Werke in den Bereichen Bildung und Gesundheitsvorsorge. Die rund 40 Bildungseinrichtungen des Lateinischen Patriarchates umfassen Kindergärten, Grund- und Oberschulen. (KNA / 25.10.2020)