Frankreich gedenkt Terror-Opfer von Nizza

Religiöse Feier sei kein Vergehen

In einer bewegenden Trauerfeier hat Frankreich der Opfer des Terroranschlags in der Basilika Notre-Dame von Nizza gedacht. Frankreichs Premierminister Castex sprach von einem Angriff auf Identität, Freiheit und Kultur.

Nach der Messerattacke in Nizza / © Daniel Cole (dpa)
Nach der Messerattacke in Nizza / © Daniel Cole ( dpa )

Castex sagte bei der Feier am Samstag auf dem Schlosshügel der südfranzösischen Stadt, der Terrorismus greife "unsere Identität..., unsere Freiheit, unsere Kultur und schließlich unser Leben" an. Der Feind sei der radikale Islamismus, eine politische Ideologie, die die muslimische Religion entstelle. "Ein Feind, den die Regierung unerbittlich bekämpft, indem sie sich mit den notwendigen Mitteln ausstattet und täglich alle ihre Kräfte mobilisiert", so der Premierminister.

Drei Tote und sechs Verletzte bei Messerangriff im Oktober

Bei einem Messerangriff eines islamistischen Attentäters am 29. Oktober in der katholischen Basilika waren der Mesner der Kirche und zwei Frauen getötet und sechs weitere Personen verletzt worden. "Drei Menschen wurden ermordet, weil sie friedlich ihre Religion ausübten", sagte Castex mit Blick auf die Opfer, deren Fotos bei der Zeremonie aufgestellt waren. Keine religiöse Feier sei ein Vergehen in einer säkularen Republik, unterstrich der Premierminister.

Castex versicherte der Kirche von Nizza und "der Kirche von Frankreich und allen Katholiken unseres Landes" seine Unterstützung. Die Basilika von Nizza sei errichtet worden, um Reisende und Ausländer willkommen zu heißen. So "entweihte der Terrorist nicht nur einen Ort der Anbetung, er entweihte auch diesen Geist des Willkommens und der Gastfreundschaft, aus dem die Stadt Nizza ein Ideal gemacht hat", so der Premierminister.

Religionsvertreter und Politiker bei Gedenkfeier

Präsident Emmanuel Macron war bei der Feier nicht anwesend. Er wurde vertreten durch Justizminister Eric Dupond-Moretti, die beigeordnete Ministerin für Staatsbürgerschaft, Marlene Schiappa, und Forschungsministerin Frederique Vidal. Ebenso nahmen der frühere Präsident Nicolas Sarkozy, Prinz Albert II. von Monaco sowie der brasilianische Botschafter teil, da eine der Getöteten aus Brasilien stammte.

Unter den Vertretern der Religionen waren Bischof Andre Marceau von Nizza, der Präsident des Französischen Rats des muslimischen Kultes (CFCM), Mohammed Moussaoui, sowie der Präsident der Protestantischen Föderation Frankreichs (FPF), Francois Clavairoly.

Am Donnerstag war bekanntgeworden, dass Papst Franziskus die Familien der Opfer empfangen will. Er hatte das Attentat aufs Schärfste verurteilt und das französische Volk zur Einheit aufgerufen.

Aufruf zu Respekt und Brüderlichkeit

Auch die Französische Bischofskonferenz forderte in einer Erklärung alle Landsleute zu "Respekt und Brüderlichkeit" auf. Zwar müsse die Freiheit verteidigt werden. "Bedeutet dies, dass die Meinungsfreiheit keine Zurückhaltung gegenüber anderen kennen und die Notwendigkeit von Debatten und Dialogen ignorieren darf?", so die Bischöfe. Es sei Zeit, darüber nachzudenken, wie öffentliche Institutionen und individuelles Verhalten Respekt und Brüderlichkeit fördern können. "Diese dringende Überlegung muss von den Behörden eingeleitet werden", heißt es in der Erklärung.

Laut den Ermittlern handelte der 21-jährige Angreifer aus islamistischen Motiven. Er wurde von Sicherheitskräften mehrfach angeschossen und befindet sich demnach in kritischem Zustand in einem Krankenhaus in Paris.


Quelle:
KNA
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