Die Geburtskirche im Zentrum von Bethlehem ist eine der heiligsten Stätten der Christenheit. An der Stelle, an der Maria in einer Höhle Jesus geboren haben soll, wurde unter Kaiser Konstantin 326 der Vorgängerbau der heutigen Kirche errichtet. Der Hauptaltar der im sechsten Jahrhundert neu erbauten Basilika befindet sich über einer zwölf mal zehn Meter großen Grotte. Dort wird, markiert durch einen 14-zackigen Stern auf dem Boden, der Geburtsort Jesu verehrt. Der Eintritt in die Kirche erfolgt seit dem 16. Jahrhundert durch die nur 1,20 Meter hohe "Tür der Demut".
Die Geburtskirche ist Teil eines 12.000 Quadratmeter großen Komplexes von Kreuzgängen, Klöstern, Grotten und weiteren Kirchen. So ist die katholische Katharinenkirche direkt mit der Geburtsbasilika verbunden. Weiter gehören ein lateinischer, ein griechisch-orthodoxer und ein armenischer Konvent dazu. Die Basilika selbst wird von diesen drei Konfessionen gemeinsam verwaltet. Seit mehr als 1.600 Jahren leben hier Mönche. 2012 setzte die Weltkulturorganisation Unesco den Komplex der Geburtskirche auf die Liste des Weltkulturerbes. (kna)
03.09.2020
Leere statt Besuchermassen: Covid-19 hat die touristische Hauptschlagader der Palästinenser hart getroffen. Wann es in Bethlehem wieder aufwärts geht und wie fröhlich Weihnachten dieses Jahr ausfallen wird, ist ungewiss.
Keine Reisebusse schieben sich an diesem Morgen durch das Tor des "Checkpoint 300" im Bethlehemer Norden. Tourismus und Pilgerwesen sind es, die Bethlehem wirtschaftlich am Leben halten. Doch seit wegen Covid-19 die Grenzen des Heiligen Landes quasi abgeriegelt sind, herrscht in der Geburtsstadt Jesu bedrückende Leere.
"Er hier, er und er auch." Die Finger Muhaned Assafs gleiten durch das Eiscafe "Il Cantico". Die arbeitslose Gilde der Touristenführer trifft sich nahe dem Krippenplatz, "um rauszukommen", sagt der Tourguide. 80 Prozent der Menschen in Bethlehem, schätzt Assaf, lebten vom Tourismus. Nun sind die Hotels zu, Olivenholzschnitzereien und andere traditionelle Mitbringsel in den Geschäften rund um die Geburtskirche liegen hinter verschlossenen Türen.
Arbeitsmarkt eingebrochen
"Covid-19 hat alles getötet: den Arbeitsmarkt, das soziale Leben und viele Traditionen." Wegen Corona halte er seinen Freundeskreis kleiner, sei viel zuhause, auch mit der Großfamilie bleibe er möglichst auf Distanz, sagt der 31-Jährige aus Wadi Fukin östlich von Bethlehem - Sätze, die schlecht zur palästinensischen Gastfreundschaft und engen Familienbanden passen.
Dem Tourismus ging es gut im Jahr 2019: Knapp 900.000 Besucher kamen nach offiziellen Zahlen, 2,7 Millionen Übernachtungen in palästinensischen Hotels wurden gebucht, ein Zuwachs von 31 Prozent. Manchmal habe er seine Töchter vor lauter Arbeit tagelang nicht gesehen, erinnert sich Muhaned Assaf.
Jetzt macht er zusammen mit ein paar Freunden Videos - digitale Führungen durch die Grabeskirche oder zum Alltagsleben in Bethlehem, "um die Schönheit Palästinas zu zeigen und den Menschen Lust aufs Wiederkommen zu machen", aber auch, um die Fremdsprachen zu trainieren, in denen sie sonst Gruppen führen. Manchmal führen sie sich gegenseitig, "Auffrischung des Fachwissens".
Ausgerechnet in Beit Dschallah traten im März die ersten Fälle von Covid-19 in Palästina auf. "Wir reagierten schnell und auf persönlicher Ebene, mit Einbeziehung aller Institutionen wie Parteien, Kirchen, Pfadfinder. Wir fühlten die Verantwortung, dass diese Herausforderung nicht von der Regierung allein bewältigt werden kann", erklärt Vizebürgermeister Elie Schehadeh, mit dem Notfallausschuss der Stadt betraut. Der gute Umgang mit der Krise, ergänzt Bürgermeister Nicola Khamis, wurde zum Vorbild für ganz Palästina.
Mit Lockerungen stiegen Infektionszahlen
Die erste Welle bewältigten die Palästinenser souverän. Schnelle Maßnahmen dämmten die Verbreitung des Virus ein. Mit den Lockerungen jedoch stiegen die Infektionszahlen. Anfangs, sagen Khamis, Schehadeh und viele andere, habe die Regierung gut reagiert und die Situation unter Kontrolle gehalten. Nach und nach, formuliert es die Bethlehemer Stadträtin Lucy Thalgieh, "haben die Menschen aber das Vertrauen in die Behörden verloren".
Als die Regierung Ende Mai die Koordinierung mit Israel wegen dessen Annektierungsplänen einstellte, verschärfte sich die Krise. Das Land hängt in großem Maße von den Steuern ab, die Israel für es einzieht.
Mit ihnen bleiben nun rund Zweidrittel des Budgets aus. Mitarbeiter der Palästinensischen Behörden erhalten kein Gehalt oder nur Teile davon, den Städten geht das Geld aus.
Einmalig 700 Schekel haben Familien aus der Tourismusbranche erhalten, umgerechnet rund 175 Euro, für Stadträtin Thalgieh ein Tropfen auf den heißen Stein für viele, die seit einem halben Jahr arbeitslos sind. Palästina und das christliche Dreieck um Bethlehem benötigten "die Hilfe der Welt", um die Beziehungen zwischen den Menschen zu stärken, so Bürgermeister Khamis.
Die Auswirkungen von Covid-19 werden die Region Bethlehem lange über die aktuelle Krise hinaus begleiten, glaubt der lutheranische Pfarrer von Beit Sahour, Munther Isaac. Rund 30 Prozent des Haushalts der Kirche stammen aus Spenden von Partnerkirchen, die ebenfalls unter den Folgen von Corona leiden. Auch Einkünfte aus zwei gut laufenden Gästehäusern fallen seit März weg. "Wir beten um ein Wunder, denn wir sind praktisch pleite", sagt er.
Wann in Bethlehem wieder eine gewisse Normalität einkehren wird, wagt keiner vorherzusagen. Erste Buchungen für Ende Oktober gäben Hoffnung, sagt Assaf, aber bis zu einer Normalisierung könnten wohl neun bis zwölf Monate vergehen. "Der einzige Weg ist über eine Rückkehr des Tourismus, keinesfalls aber vor der Entwicklung eines Impfstoffs", so die Stadträtin Thalgieh. Sie ist auch Mitglied des Planungs-Ausschusses für Weihnachten. Wie sie den höchsten Bethlehemer Feiertag in diesem Jahr vorbereiten sollen? "Keine Ahnung! Es werden wohl die minimalistischsten Weihnachten überhaupt."
Die Geburtskirche im Zentrum von Bethlehem ist eine der heiligsten Stätten der Christenheit. An der Stelle, an der Maria in einer Höhle Jesus geboren haben soll, wurde unter Kaiser Konstantin 326 der Vorgängerbau der heutigen Kirche errichtet. Der Hauptaltar der im sechsten Jahrhundert neu erbauten Basilika befindet sich über einer zwölf mal zehn Meter großen Grotte. Dort wird, markiert durch einen 14-zackigen Stern auf dem Boden, der Geburtsort Jesu verehrt. Der Eintritt in die Kirche erfolgt seit dem 16. Jahrhundert durch die nur 1,20 Meter hohe "Tür der Demut".
Die Geburtskirche ist Teil eines 12.000 Quadratmeter großen Komplexes von Kreuzgängen, Klöstern, Grotten und weiteren Kirchen. So ist die katholische Katharinenkirche direkt mit der Geburtsbasilika verbunden. Weiter gehören ein lateinischer, ein griechisch-orthodoxer und ein armenischer Konvent dazu. Die Basilika selbst wird von diesen drei Konfessionen gemeinsam verwaltet. Seit mehr als 1.600 Jahren leben hier Mönche. 2012 setzte die Weltkulturorganisation Unesco den Komplex der Geburtskirche auf die Liste des Weltkulturerbes. (kna)