Verwirrung um Haltung der Kirche von Griechenland

Beschluss zur Ukraine stößt auf unterschiedliche Deutungen

Anerkennen sie oder anerkennen sie nicht? Die Haltung der griechischen orthodoxen Bischöfe in der Ukraine-Frage hat in den vergangenen Tagen für Verwirrung gesorgt. Die offiziellen Formulierungen lassen Spielräume.

Autor/in:
Heinz Gstrein
Neue orthodoxe Kirche in der Ukraine / © Tiplyashina Evgeniya (shutterstock)
Neue orthodoxe Kirche in der Ukraine / © Tiplyashina Evgeniya ( shutterstock )

Der "Ständige Heilige Synod" der Kirche von Griechenland hat sich bei seiner letzten Sitzung des griechisch-orthodoxen Kirchenjahres, das an diesem Samstag (31. August) zu Ende geht, hinter die Errichtung einer eigenständigen ("autokephalen") ukrainischen Orthodoxie durch das Ökumenische Patriarchat gestellt - und Erzbischof Hieronymos Liapis von Athen ermächtigt, die weiteren Schritte zur Aufnahme der kirchlichen Gemeinschaft mit Kiew vorzunehmen.

Inzwischen mehren sich aber Stimmen, die diese Beschlüsse in Frage stellen und eine griechische Entscheidung in der Ukraine-Frage der "Hierarchia" vorbehalten wissen wollen. Im Unterschied zum in jährlichem Turnus aus zwölf Metropoliten gebildeten "Heiligen Synod" handelt es sich bei der "Hierarchia" um die Vollversammlung aller Bischöfe der Kirche von Griechenland und jener, die auf griechischem Staatsgebiet dem Patriarchen von Konstantinopel unterstehen. Deren nächste Session ist für Oktober anberaumt; doch steht das Thema der ukrainischen Autokephalie bislang gar nicht auf ihrer Tagesordnung.

Umständliche Formulierung...

Die Verlautbarung des Ständigen Synods aus dem Petraki-Kloster besagt im Wortlaut, dass er auf Antrag seiner Ausschüsse für Dogmatische und Kirchenrechtliche Fragen sowie für Interorthodoxe und Interchristliche Beziehungen in Sachen Ukraine die Berechtigung des Ökumenischen Patriarchen zur Verleihung der Autokephalie anerkennt und dem Vorsteher der Kirche von Griechenland das Recht zuspricht, die Angelegenheit der Anerkennung der Kirche der Ukraine weiter zu handhaben.

Diese gewundene Formulierung wurde zunächst so interpretiert, dass sie mit Anerkennung des Rechts von Bartholomaios I. auf Zuerkennung der Autokephalie an Kiew implizit auch diese anerkennt und die konkreten Schritte dazu dem Erzbischof in die Hand legt. In diesem Sinn äußerte sich auch Griechenlands führende Tageszeitung "Kathimerini" (Tagblatt): Hieronymos werde nun den Phanar davon unterrichten und Metropolit Epiphanius Dumenko von Kiew zur Konzelebration nach Athen einladen.

...wird unterschiedlich verstanden

Hingegen verbreitete der bekannt russlandfreundliche griechische Informationsdienst "romfea.gr" bald eine völlig gegenteilige Sicht - unter Berufung auf vertrauliche Stimmen aus dem Heiligen Synod. So habe sich Erzbischof Hieronymos einer persönlichen Handhabung der Anerkennungsformalitäten für "nicht gewachsen" erklärt. Auch sei in der Angelegenheit noch gar keine Entscheidung gefallen. Diese werde vielmehr erst von der Hierarchia im Oktober getroffen. Über die russische Agentur "Ria-Novosti" wurde diese Version weltweit verbreitet.

Zudem machen in Athen weitere "Informationen von Insidern" die Runde: So behauptet auf der Website "Exapsalmos" der Blogger Sotiris Tzoumas, der Erzbischof wolle die griechischen Gegner der ukrainischen Autokephalie zu einer Aussprache mit Patriarch Bartholomaios I. nach Istanbul bringen. Dort hat sich der seit Donnerstag tagende Heilige Synod des Ökumenischen Patriarchats noch nicht zu der Angelegenheit geäußert.

Eine Klärung dieser ganzen Verwirrung wird in Athen erst für Sonntag, den 1. September, erwartet: Dann wird sich zeigen, ob Erzbischof Hieronymos beim Gottesdienst Metropolit Epiphanius als Oberhirten der Ukrainischen Autokephalen Kirche kommemoriert - was zweifelsfrei bedeuten würde, dass er die kirchliche Communio mit ihm aufnimmt.


Quelle:
KNA