Eine theologische Betrachtung zu Weihnachten

Rettung naht

Ein Verkehrsunfall, ein gebrochenes Bein, ein Wasserrohrbruch - wie oft hoffen wir auf schnelle Hilfe und Rettung aus der Not. Auf die Ankunft eines ganz besonderen Retters dürfen wir uns an Weihnachten verlassen.

Autor/in:
Fabian Brand
Heiliger Josef mit dem Jesuskind / © Katharina Ebel (KNA)
Heiliger Josef mit dem Jesuskind / © Katharina Ebel ( KNA )

Vor einigen Wochen waren mehrere Landkreise von einem schweren Ausfall betroffen: Die Notrufnummer 112 war nicht mehr erreichbar. Hinterher stellte sich heraus, dass ein technischer Defekt dafür verantwortlich war. Eine Software arbeitete nicht so, wie sie sollte. Dabei ist die 112 eine der wichtigsten Rufnummern, die schon Kindern lernen.

Egal, in welcher Notlage man sich befindet: Feuerwehr, Polizei oder Notarzt stehen bereit, um den Menschen zu helfen. Wer Rettung sucht, der bekommt sie unter der Notrufnummer in vielfältiger Weise angeboten.

Woher kommt Rettung? Diese Frage stellen sich viele Menschen jetzt, in diesen bewegten Zeiten. Wir feiern das zweite Weihnachtsfest während der Corona-Pandemie. Und wieder einmal spüren wir, wie sehr das Virus unsere Gesellschaft und unser Leben belastet.

Die Suche nach dem Retter

Wir sehnen uns nach Rettung, wir schauen aus nach etwas, das uns endlich hilft, diese Krankheit ein für alle Mal zu besiegen. Und Dank der Impfungen scheinen wir auf einem guten Weg zu sein. Dennoch: Infektionszahlen sind hoch wie nie zuvor, Intensivstationen überfüllt, und eine Frage drängt sich mehr und mehr auf: Woher kommt uns also Rettung? In der Heiligen Nacht in diesem Jahr 2021 hören wir wieder die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium.

Dort heißt es, dass der Engel den Hirten erschienen ist und ihnen zuruft: "Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr." (Lk 2,10f) Was wir alljährlich an Weihnachten feiern, ist bei Lukas in einem einzigen Satz zusammengefasst: Heute ist uns der Retter geboren!

Darum feiern wir Weihnachten: Weil Gott sich uns Menschen annimmt, weil er unsere Klage, unser Stöhnen und unser Weinen hört und uns retten will. Das ist die Frohe Botschaft unserer Weihnacht. Gott lässt sich anrühren vom Schicksal der Menschen, und er kommt in diese Welt, "um die zu heilen, die gebrochenen Herzens sind" (Jes 61,1).

Der große Knall bleibt aus

Woher kommt uns Rettung? Es ist wichtig, dass wir auch in dieser Zeit Weihnachten feiern. Auch wenn die Notrufnummer den Unbilden der Technik unterliegt und nicht vor einem Ausfall gefeit ist - Weihnachten dürfen wir nicht ausfallen lassen! Denn Weihnachten zeigt Jahr für Jahr aufs Neue: Es gibt Rettung. Es gibt jemanden, der uns in unserer Not nicht allein lässt, der an unserer Seite steht, der mit uns geht, auch wenn die Wege steinig und verschlungen sind.

Aber diese Rettung kommt nicht mit dem großen Knall, so dass von einem Moment auf den anderen alles wieder gut wäre. Sie kommt nicht mit Martinshorn und Blaulicht, so wie das der Fall ist, wenn wir die 112 wählen. Wenn wir wissen wollen, wie die Rettung aussieht, die Gott uns schenkt, dann müssen wir in die Krippe schauen: Dort liegt es, ein kleines Kind. Dort wird es geboren, im Dorf Bethlehem, in einem unwirtlichen Stall, weitab der politisch wichtigen Zentren. Und doch: Hier ist Gott da, hier ist er in unserer Welt gegenwärtig. Hier schenkt er uns Rettung.

"Heute ist euch der Retter geboren!"

"Christ, der Retter, ist da", singen wir in der Heiligen Nacht wieder. Und darin finden sich die Worte des Engels: "Heute ist euch der Retter geboren!" Es ist die befreiende Botschaft von Weihnachten: Die Frage, woher uns Rettung kommt, ist schon längst beantwortet. Das Krippenkind steht in diesen Tagen in unserer Mitte, damit wir erkennen, dass wahr ist, was wir singen: Der Retter ist da. Das Krippenkind ermutigt uns, Hoffnung zu haben, ein wenig zuversichtlicher zu werden, auch, wenn die äußeren Umstände radikal dagegensprechen.

Stellen wir an diesem Weihnachtsfest 2021 das Kind bewusst in unsere Mitte: Es ist Gottes Zusage an uns Menschen, immer bei uns zu bleiben, uns immer neu zu retten, gerade dann, wenn wir keine Rettung mehr sehen. Das ist keine Zukunftsmusik und keine Vertröstung auf irgendwann. Es betrifft unser Leben hier und jetzt. Heute ist der Retter geboren. Und ein bisschen hoffnungsvoller dürfen wir singen: "Christ, der Retter, ist da". Er ist wirklich da.


Quelle:
KNA
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