ARD zeigt Dokumentation über Papst Pius XII. und die NS-Zeit

Die Rolle Pacellis

Lange waren die Archive für Wissenschaftler zum Pontifikat von Pius XII. verschlossen. Sein Verhalten während der NS-Zeit ist noch nicht eindeutig geklärt. Eine neue Dokumentation zeigt jetzt unveröffentlichtes Material.

Papst Pius XII. während einer Rundfunkansprache im Jahr 1941 (KNA)
Papst Pius XII. während einer Rundfunkansprache im Jahr 1941 / ( KNA )

Unter dem Titel "Die Geheimnisse der Akten" zeigt das Erste am 18. Mai um 23.30 Uhr eine Dokumentation über Papst Pius XII. und die NS-Zeit. Anlass dafür ist, dass der Vatikan Anfang März 2020 die geheimen Archive aus der Zeit von Papst Pius XII. (1939-1958) für Historiker und Wissenschaftler geöffnet hat, wie es in der Ankündigung heißt. Nun sei es möglich, auf eine Persönlichkeit zu blicken, die während der dunkelsten Periode des 20. Jahrhunderts Oberhaupt der katholischen Kirche war.

Neues Archivmaterial

Der 45-minütige Film von Lucio Mollica präsentiere zum Teil unveröffentlichtes Archivmaterial sowie Neuaufnahmen aus dem Vatikan und Deutschland zu Eugenio Pacelli, wie der Papst mit seinem bürgerlichen Namen hieß. Als Botschafter des Heiligen Stuhls in Deutschland und als Kardinalstaatssekretär des Vatikan beobachtete Pacelli Hitlers Aufstieg zur Macht. Nach seiner Wahl 1939 zum Papst wurde er mit der Vernichtung der Juden, der Deportation von Minderheiten und Oppositionellen im Dritten Reich konfrontiert.

Bis heute sei, so heißt es, nicht zuverlässig geklärt, welche Rolle Pius XII. in dieser Zeit gespielt habe. War er wirklich, wie vielfach behauptet wird, ein Zögerer und Zauderer, der vor der Verantwortung vor allem gegenüber bedrängten Juden zurückgewichen ist? Die Öffnung der Vatikanarchive solle Licht in dieses Dunkel bringen.

Gewissheit durch Archivarbeit

Renommierte Kirchenhistoriker sind laut Mitteilung der Meinung, dass der Pontifex durch sein bedachtsames Auftreten bewusst vor der Weltöffentlichkeit kaschierte, dass er viele Menschenleben während der NS-Zeit rettete, in Rom und anderswo. Schon jetzt sprächen Tausende von Dokumenten, darunter Briefe, Tagebücher und Berichte von noch lebenden Zeitzeugen für diese Interpretation. Die Arbeit der Wissenschaftler in den Archiven könnte weitere Gewissheit bringen.


Quelle:
KNA
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