Papst gesteht Fehler bei Umgang mit Missbrauchstäter ein

In Zukunft keine Begnadigungen mehr

Papst Franziskus hat eingeräumt, dass er sich zu Beginn seiner Amtszeit bei der Begnadigung eines Priesters nach sexuellem Missbrauch geirrt habe. Das werde er nie wieder tun, sagte der Papst laut einem Zeitungsbericht. 

Gewalt gegen Kinder / © Nicolas Armer (dpa)
Gewalt gegen Kinder / © Nicolas Armer ( dpa )

Die Äußerungen des Papstes fielen am Vortag bei einer Begegnung mit Mitgliedern der vatikanischen Kinderschutzkommission unter Leitung des Bostoner Kardinals Sean O'Malley, so die italienische Tageszeitung "L'Avvenire".  Sie wurden von den offiziellen vatikanischen Medien zunächst nicht veröffentlicht. Die Zeitung "L'Osservatore Romano" (Freitag) berichtet lediglich, der Papst habe den Anwesenden zusätzlich zu einem offiziell verbreiteten Redetext auch "einige Überlegungen ohne Manuskript vorgetragen".

Franziskus erklärte laut "Avvenire", er habe seinerzeit das Gnadengesuch eines des Missbrauchs überführten Priesters im italienischen Bistum Crema angenommen und sich für eine "milde" Variante entschieden. Später sei der von ihm teilweise begnadigte Priester rückfällig geworden. Daraus habe er gelernt, betonte der Papst. "Es war das einzige Mal, dass ich das gemacht habe, danach nie wieder!"

Pädophilie ist eine schreckliche Krankheit

Franziskus erklärte, inzwischen habe er verstanden, dass Pädophilie eine schreckliche Krankheit sei. "Ich habe von Kardinal O'Malley gelernt, ich habe von den Opfern gelernt, denen ich begegnet bin", erklärte der Papst. Daher werde er nie wieder einen Priester begnadigen, der entsprechende Straftaten begangen hat.

Mit seinen Äußerungen brachte der Papst persönlich mehr Licht in ein dunkles Kapitel aus der Frühzeit seines Pontifikats. 2014 hatte er ein Urteil des Diözesanbischofs von Crema gegen den Priester Mauro Inzoli abgemildert. Statt das Priesteramt aufzugeben, musste der für seinen Hang zu Luxus bekannte Geistliche ein zurückgezogenes Leben in Gebet und Buße führen und eine Psychotherapie antreten.

Papst setzte sich mit Urteil über Glaubenskongregation hinweg

Italienische Medien berichteten damals, der Papst habe sich mit seinem barmherzigen Urteil auch über eine gegenteilige Empfehlung der Römischen Glaubenskongregation hinweggesetzt. Noch 2012 hatte die Glaubenskongregation Inzoli zur Entlassung aus dem Priesterstand verurteilt.

Papst Franziskus selbst hat 2016 durch das Motu proprio "Come una madre amorevole" (Wie eine liebende Mutter) festgelegt, dass Kirchenobere ihres Amtes enthoben werden können, wenn sie in schwerwiegender Weise ihre Sorgfaltspflicht bei der Verfolgung von Missbrauchstätern verletzt haben und in der Folge weiteren Opfern neuer Schaden zugefügt wurde. Im Fall Inzoli hielt sich der vom Papst teilweise begnadigte Priester nicht an die ihm gemachten Auflagen. 2016 verurteilte ihn ein staatliches Strafgericht wegen mehrerer Missbrauchsfälle aus den Jahren 2004 bis 2008 zu vier Jahren und neun Monaten Haft.


Papst Franziskus  / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
KNA