Misereor sieht mehr Verletzungen der Menschenrechte

Corona als Brandmittel

In vielen Ländern ist es laut des katholischen Entwicklungshilfswerks Misereor zu mehr Gewalt und Menschenrechtsverletzungen gekommen. Wirtschafts- und Sozialsysteme müssten deshalb grundlegend verändert werden.

Menschenrechtsverletzung Symbolbild / © HTWE (shutterstock)
Menschenrechtsverletzung Symbolbild / © HTWE ( shutterstock )

Die Corona-Pandemie verstärkt nach Darstellung des katholischen Entwicklungshilfswerks Misereor in zahlreichen Ländern der Welt Gewalt und Menschenrechtsverletzungen.

Einige Regierungen nutzten die Krisensituation und die zurückgegangene internationale Aufmerksamkeit für Repressionen gegen Minderheiten, erklärte das Bischöfliche Hilfswerk am Donnerstag in Aachen. So sei es in Indien und Sri Lanka zu Gewalt gegen Muslime gekommen. Auch Übergriffe gegen die Bevölkerungsgruppe der Dalits hätten zuletzt zugenommen.

Folgen von Corona spüren arme Menschen besonders

"Corona befeuert Konflikte insbesondere dadurch, dass in der Pandemie-Situation auch verstärkt die Frage nach Gerechtigkeit gestellt wird", betonte Thomas Kuller, Fachreferent für Friedensförderung. "Wer wird vor dem Virus gut geschützt, und wer nicht?"

Die Folgen von Corona-Lockdowns bekämen in verstärktem Maße an den Rand gedrängte und verarmte Bevölkerungsgruppen zu spüren - in Form von Hunger, Arbeitslosigkeit, mangelnden Bildungsmöglichkeiten und unzureichendem Zugang zur Gesundheitsversorgung.

Viele Menschen von Armut betroffen

In Myanmar haben laut Länderreferentin Corinna Broeckmann Millionen von Menschen aufgrund von Fabrik- und Firmenschließungen sowie strikten Lockdown-Einschränkungen ihre Jobs verloren - von der Hausangestellten und dem Wanderarbeitnehmer bis zum Taxifahrer und der Straßenverkäuferin.

Auch in Sri Lanka oder auf den Fidschi-Inseln seien viele Menschen, die als Tagelöhner oder im informellen Sektor arbeiteten, von Armut betroffen.

Arbeitnehmerrechte und Umweltgesetze geschwächt

In der Pandemie seien zudem demokratische Rechte zunehmend bedroht, erklärte Misereor weiter. So gebe es Pläne der indischen Regierung, Umweltverträglichkeitsprüfungen künftig ohne die öffentliche Anhörung der Bevölkerung umzusetzen.

Auch aus Indonesien berichtet Länderreferentin Christine Kögel von einem verabschiedeten Gesetzespaket, das den Abbau von Arbeitnehmerrechten und Umweltstandards vorsehe.

V​eränderungen der Systeme vorantreiben

"Wir stellen fest, dass die Corona-Pandemie andere schwere Krisen etwa der Sozialsysteme, der ökologischen Belastungen, aber auch der Demokratie verschärft zum Vorschein bringt", betonte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel.

Es sei höchste Zeit, neben der Bekämpfung der Virus-Krise auch grundlegende Veränderungen der weltweiten Wirtschafts- und Sozialsysteme voranzutreiben.

Menschenrechte

Menschenrechte sprechen jeder Person die gleichen Rechte und Freiheiten zu - unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, Weltanschauung oder politischer Haltung. Sie gelten von Geburt an und können nicht verwirkt werden. Als Basis gilt die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte", die von den Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 als politische Willenserklärung verabschiedet wurde. An diesen wichtigen Meilenstein erinnert alljährlich der Tag der Menschenrechte

Menschenrechte werden vielerorts eingeengt / © Jens Büttner (dpa)
Menschenrechte werden vielerorts eingeengt / © Jens Büttner ( dpa )
Quelle:
KNA