Behindertenbeauftragter: Corona lässt Solidarität schwinden

"Müssen dranbleiben"

Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, zeigt sich besorgt über Auswüchse der Debatten um die coronabedingten Maßnahmen. Es gebe auch positive Entwicklungen - so nutze die Bundesregierung etwa neuerdings Gebärdendolmetscher. 

 Inklusion  / © Fredrik von Erichsen (dpa)
Inklusion / © Fredrik von Erichsen ( dpa )

"Ich spüre innerhalb der Gesellschaft das Schwinden einer ursprünglich mal sehr starken Solidarität und Achtsamkeit", sagte Jürgen Dusel im Interview dem Magazin "Spiegel" (Samstag). Das Grundgesetz definiere als oberstes Grundrecht: Die Würde des Menschen ist unantastbar. "Dabei geht es nicht um irgendwelche Nettigkeiten, sondern darum, in welchem Land wir leben wollen", betonte Dusel.

Nicht "business as usual" nach Corona 

Angesichts von 14 Millionen Menschen mit Behinderungen in Deutschland warnte der Beauftragte vor einer "Ad-hoc-Exitstrategie" von null auf hundert. Sie könne zu einer Spaltung der Gesellschaft führen "in diejenigen, die ihre Freiheitsrechte ausleben können, und diejenigen, die zu Hause bleiben müssen", so der Jurist, der selbst schwer sehbehindert ist.

Positiv habe sich durch die Corona-Krise die Barrierefreiheit in der Kommunikation entwickelt, fügte er hinzu. Die Bundesregierung nutzt seit Neuestem einen Gebärdendolmetscher, um Auskünfte zu geben. Starkgemacht habe sich dafür der Deutsche Gehörlosen-Bund. "Hier müssen wir dranbleiben", sagte Dusel, "statt nach Corona zu 'business as usual' zurückzukehren".


Jürgen Dusel / © Soeren Stache (dpa)
Jürgen Dusel / © Soeren Stache ( dpa )
Quelle:
KNA
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